Hausse größtenteils von Liquidität getrieben
Der Höhenflug am Aktienmarkt hält an. Dow Jones, DAX & Co. markieren immer neue Höchststände.
Das aus Investorensicht gegenwärtig stärkste Argument für Aktien ist gleichzeitig das schwächste: Die Alternativlosigkeit. Angesichts der anhaltend ultralockeren Geldpolitiken der großen Notenbanken (Fed, EZB und BoJ) und dem damit verbundenen Niedrigzinsumfeld bleibt den Anlegern derzeit offenbar gar keine andere Wahl als stärker ins Risiko zu gehen, um die angestrebten Renditeziele überhaupt noch erreichen zu können.
Konjunkturdaten spielen dabei inzwischen eine untergeordnete Rolle. Obwohl der zuvor hohe Anteil positiver Überraschungen mittlerweile zusammen geschmolzen ist, bleiben die Anleger ausgesprochen gelassen. Schwächere Daten werden sogar mit Kurszuwächsen quittiert. Schließlich erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit einer immer länger andauernden Fortsetzung des gegenwärtigen geldpolitischen Kurses. Die Gegenläufigkeit zwischen dem Verlauf der Konjunkturüberraschungen und Aktien ist mittlerweile fast so ausgeprägt wie zum Jahreswechsel 2008/2009. Damals war allerdings der Pessimismus so groß, dass den allmählich sich verbessernden Frühindikatoren nicht getraut wurde und Aktien weiter nachgaben. Heute ist genau das Gegenteil der Fall: Selbst wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, steigen die Notierungen an den Aktienmärkten weiter.
Potenzial weitgehend ausgeschöpft
Angesichts der Reife der Aktienhausse ist dies jedoch sehr gefährlich. Verglichen mit früheren Zyklen ist der Kursanstieg bei den führenden Aktienindizes mittlerweile überdurchschnittlich. Auch die Bewertungssituation lässt nur noch wenig Luft nach oben. So hat der DAX gemessen am Kurs- Gewinn-Verhältnis auf Basis der Konsensschätzungen für die kommenden 12 Monate inzwischen fast schon den oberen Rand des Bewertungsbandes der vergangenen 10 Jahre erreicht. Raum für weitere nachhaltige Kursanstiege ergäbe sich somit nur noch, wenn die Unternehmensgewinne deutlich stärker ausfallen würden als bislang erwartet. Zwar konnten in der jüngsten Zwischenberichtssaison die meisten DAX-Unternehmen (rund 66 %) mit ihren Nettoergebnissen positiv überraschen, die Umsätze blieben aber deutlich hinter den Erwartungen zurück (Anteil negativer Überraschungen 71 %). Zudem ist bei den Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate noch immer ein klares Übergewicht an negativen Revisionen zu beobachten. Aus fundamentaler Sicht wird damit die Luft immer dünner.