Wenig Raum für positive Überraschungen
Nach dem Dow Jones Industrials konnte zuletzt auch der S&P 500 die Rekordmarke aus dem Jahr 2007 zeitweilig überschreiten. Schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten haben die US-Bullen zuletzt aber etwas gebremst. Gut möglich, dass die Märkte inzwischen der Konjunkturentwicklung zu weit vorausgeeilt sind. In den kommenden Wochen wird sich das Augenmerk der Anleger daher auch auf die Zwischenergebnisse der Unternehmen richten. In den USA wird Alcoa am Montag den Startschuss zur Berichtssaison über das erste Quartal geben. In der Folgewoche werden dann 75 Unternehmen aus dem S&P 500 nachlegen. Ob die bereits hohen Notierungen an der Wall Street dadurch neuen Auftrieb erhalten, ist jedoch fraglich. Immerhin nehmen Aktien getreu der alten Börsenweisheit "buy the rumor, sell the fact" in der Regel sowohl positive als auch negative Unternehmensberichte vorweg. So steigen bzw. fallen die Notierungen schon im Vorfeld der Veröffentlichung. Während der Berichtssaison dagegen bleiben die Kursausschläge meist überschaubar. Mit einem überdurchschnittlichen Kursanstieg im ersten Quartal (Dow Jones Industrials +11,3 %, S&P 500 +10,0 %) dürften bereits relativ ordentliche Ergebnisse für das erste Quartal 2013 vorweggenommen worden sein. Dass die impliziten Gewinnerwartungen des Marktes noch deutlich übertroffen werden, ist somit wenig wahrscheinlich.
Auch die Ausblicke der Unternehmen werden vermutlich eher von Vorsicht geprägt sein. Immerhin scheinen die Margen der S&P 500-Unternehmen inzwischen ihren Zenit überschritten zu haben.
Für weitere Gewinnzuwächse müssten daher die Umsätze spürbar anziehen. Angesichts der jüngsten Rückgänge bei den US-Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor sowie auch weltweit zuletzt eher wieder durchwachsener Frühindikatoren ist davon zunächst aber nicht auszugehen. Damit wird die Luft zunehmend dünner.
Kurzfristiges Potenzial ausgereizt
Für eine Verschnaufpause auch bei US-Aktien spricht zudem das langjährige Saisonmuster. Verglichen mit den Jahresverläufen der letzten dreizehn Jahre bewegt sich der S&P 500 bislang am oberen Rand der historischen Kursspanne, der Dow Jones Industrials sogar leicht darüber. Für die kommenden Monate überwiegen unter saisonalen Aspekten die Kursrisiken. Im besten Fall wäre mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen. Angesichts dieses insgesamt ungünstigen Chance- Risiko-Verhältnisses dürfte die Bereitschaft für Gewinnmitnahmen steigen. Schließlich könnte man allein schon mit der Performance des ersten Quartals die Ernte eines ganzen Jahres einfahren.