Aktien haben den nach der Rally der vergangenen Monate notwendigen Konsolidierungskurs zuletzt fortgesetzt. Ein Teil der technischen Überhitzung ist damit bereits abgebaut. So befinden sich kurzfristige Stimmungsindikatoren für den Aktienmarkt wie die wöchentlich erhobenen sentix- Indizes inzwischen wieder im neutralen Bereich. Zwar lässt sich aus den Sentiment-Werten auf dem gegenwärtigen Niveau noch kein Ende der laufenden Konsolidierung ableiten. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Kursentwicklung ist es aber durchaus gesund, dass an den Aktienmärkten etwas Druck aus dem Kessel genommen wurde.
Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer ist weiterhin auf die Notenbanken gerichtet. Schließlich war die ultralockere Geldpolitik bislang ein wichtiger Kurstreiber. All diejenigen, die sich von der EZB Signale auf eine weitere Lockerung erhofft hatten, wurden enttäuscht. EZB-Chef Draghi hat auf der jüngsten Pressekonferenz Zinssenkungsfantasien keine neue Nahrung gegeben. In den USA wird spätestens seit der Bernanke-Anhörung vor dem Kongress ohnehin eher über die "Roadmap" für einen Ausstieg aus den unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen diskutiert.
Die Spekulation über den künftigen Kurs von EZB und Fed wird wohl vorerst ein wichtiger Faktor für die Kursentwicklung an den Aktienmärkten bleiben. Insofern kommt es gegenwärtig darauf an, dass insbesondere in den USA die Konjunkturdaten zwar robust genug ausfallen, um neuerliche Wachstumsängste zu verhindern. Sie dürfen aber auch nicht zu stark sein, denn sonst droht ein früheres Ende der quantitativen Lockerungsmaßnahmen. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer hinsichtlich der Wirkung eines Ausstiegs aus dem Kaufprogramm ist nachvollziehbar. Schließlich war während der seit März 2009 laufenden Hausse ein enger Zusammenhang zwischen den verschiedenen Kaufprogrammen der Fed und dem Kursverlauf des US-Aktienmarktes zu beobachten. Mit dem Ende früherer Programme setzten bei Aktien sichtbare Kurskorrekturen ein.
Die Bedeutung der Geldpolitik sollte allerdings auch nicht überschätzt werden. Für die mittelfristige Perspektive von Aktien ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen mindestens genauso wichtig. Nachdem Aktien inzwischen dem Zyklusstadium angemessen bewertet sind, müssen sich für einen weiteren Kursanstieg die Ertragsperspektiven der Unternehmen sichtbar verbessern. Dafür braucht es klare Erholungssignale bei den konjunkturellen Frühindikatoren. Aktien befinden sich damit zumindest kurzfristig in einer Zwickmühle. Das Tauziehen zwischen Wachstumshoffnungen und schwindender Zinsfantasie spricht zunächst für eine Fortsetzung des eingeschlagenen Konsolidierungskurses.