Getragen von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus Deutschland und dem Euroraum konnten DAX und EURO STOXX 50 gegenüber den bislang von internationalen Investoren favorisierten Titeln aus Japan und den USA zuletzt Boden gutmachen. Ob ein weiterer Anstieg des nun anstehenden ifo-Geschäftsklimas den DAX über die alten Höchststände katapultiert ist aber fraglich. Schließlich haben Aktien schon viel Positives vorweggenommen. Auch die Historie belegt, dass auf dem inzwischen erreichten Niveau des ifo-Index (Juli: 106,2) kaum noch nennenswerte Impulse für den DAX zu erwarten sind. Zudem bremsen die Vorgaben aus den USA. Dort rückt mit jeder Verbesserung der Konjunkturdaten der Ausstieg der Fed aus dem Anleihenkaufprogramm näher und die Verunsicherung der Marktteilnehmer steigt.
Trotz Fortsetzung der Niedrigzins-Politik sind die US-Renditen am langen Ende in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Die Gewinnperspektiven der Unternehmen haben sich aber nicht verbessert. Vielmehr überwiegen nicht nur bei US-Unternehmen weiterhin die negativen Gewinnrevisionen bei den Schätzungen für die Nettoergebnisse der kommenden zwölf Monate. Insgesamt verschiebt sich durch den Renditeanstieg somit die relative Attraktivität zu Ungunsten von Aktien. So liegt die Verzinsung 10-jähriger US-Staatsanleihen inzwischen sogar leicht über der Dividendenrendite von US-Standardwerten. Für eher konservative, an laufenden Erträgen orientierte Anleger entfällt damit ein wichtiges Kaufargument. Entsprechend haben die besonders zinssensitiven US-Vorzugs- und Immobilienaktien seit ihrem Hoch im Mai bereits deutlich verloren. Auch beim Dow Jones Industrials steht gegenwärtig der seit November letzten Jahres bestehende mittelfristige Aufwärtstrend zur Disposition. Die Stimmung unter den Anlegern ist jedoch noch nicht pessimistisch genug, um daraus in Sinne der Kontraindikation ein Ende der laufenden Korrekturbewegung abzuleiten.
Trotz der jüngsten Emanzipationsversuche ist es wenig wahrscheinlich, dass sich deutsche und europäische Dividendentitel von den negativen US-Vorgaben abkoppeln können. Zwar ist die Bewertungssituation hierzulande noch etwas günstiger als in den USA. Als wirklich zwingendes Kaufargument kann die Bewertung allerdings nicht mehr herangezogen werden. Neue Kursfantasie ergäbe sich erst bei einer sichtbaren Verbesserung der Gewinnperspektiven. Angesichts stagnierender Absatzzahlen und eingeschränkter Preissetzungsspielräume ist dies aber noch nicht abzusehen. Die ersten Wochen des traditionellen "Problemquartals" haben Aktien zwar unbeschadet überstanden. Für eine Entwarnung ist es gleichwohl zu früh. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau bleiben Dividendentitel vorerst korrekturanfällig, zumal das positive konjunkturelle Überraschungsmomentum wohl den Zenit erreicht hat. Außerdem wirken die US-Leitindizes technisch angeschlagen und mit dem September steht der für Aktienanleger klassische Angstmonat noch ins Haus. Es sollten somit vorerst keine größeren Wetten eingegangen werden.