Überhitzungszone erreicht
In den vergangenen Wochen erreichten die US-Indizes S&P 500 und Dow Jones Industrials sowie das deutsche Kursbarometer DAX immer neue Höchststände. Zuletzt haben Aktien allerdings einen Gang zurück geschaltet. Die jüngsten Unruhen im Irak sind dabei nur ein Mosaikstein. Angesichts hoher Bewertungen und technischer Überhitzung sind die Rückschlagsrisiken ohnehin deutlich gestiegen. So signalisieren Stimmungsindikatoren wie die implizite Aktienvolatilität ausgeprägte Gelassenheit unter Anlegern. In den USA hat der VIX, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 misst, zuletzt den niedrigsten Stand seit 2007 erreicht. Aber auch bei anderen Risikoanlagen fühlen sich die Marktteilnehmer derzeit sehr sicher. Im Sinne der Kontraindikation mahnt dies zur Vorsicht. Schließlich waren vergleichbare Stimmungsüberhitzungen in der Vergangenheit häufig Vorbote von Kurskorrekturen.
Aktienpositionen weiter abbauen
Der jüngste Kursanstieg war in erster Linie auf die neuerlichen Lockerungsmaßnahmen der EZB zurückzuführen, die Sparern scheinbar kaum noch eine andere Wahl lassen, als noch mehr in risikobehaftete Anlageformen umzuschichten. Allerdings ist das Lager der Pessimisten und damit potenzieller Käufer inzwischen sehr überschaubar geworden. Jenseits des Dauerthemas "Anlagenotstand" spricht nicht mehr allzu viel für Aktien. Die Konjunkturerholung ist bereits abgefeiert, die Wirtschaftsdaten in den Industrieländern blieben zuletzt eher hinter den Erwartungen zurück. Auch die Unternehmensgewinne entwickeln sich weniger günstig als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Bei den durchschnittlichen Schätzungen für die kommenden zwölf Monate überwiegen weiter die negativen Revisionen. Gleichzeitig bewegt sich die Bewertung gemessen am Kurs-Gewinn- Verhältnis selbst auf Basis der immer noch recht hohen Gewinnschätzungen bereits am oberen Rand des Bewertungsbandes der vergangenen 10 Jahre. Betrachtet man zudem weitere wichtige Kennziffern wie das Kurs-Cashflow-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und die Dividendenrendite, sind deutsche Standardwerte inzwischen höher bewertet als in früheren Zyklen. Damit besteht aus fundamentaler Sicht kaum Spielraum für nachhaltig höhere Notierungen. Mit rund 10.000 Punkten hat der DAX nunmehr den oberen Rand unserer für 2014 prognostizierten Spanne erreicht. Kurzfristige Übertreibungen sind zwar durchaus möglich, das Chance-Risiko-Verhältnis ist inzwischen allerdings ausgesprochen ungünstig. Wir raten daher weiterhin, antizyklisch Aktienpositionen abzubauen.