Die US-Börsenbarometer S&P 500 und Dow Jones Industrials treten wohl auch angesichts der näher rückenden Leitzinswende nur noch auf der Stelle. Auffällig ist die nachlassende Marktbreite.
Fast die Hälfte der jeweiligen Indexmitglieder ist bereits unter die 200-Tage-Linie gefallen. Damit ist die Nachhaltigkeit des gegenwärtigen Kursniveaus in Frage gestellt. Dagegen konnten die Euro-Indizes DAX und EURO STOXX 50 in den vergangenen Wochen sichtbar zulegen. Anders als bei ihren US-Pendants ist der Kursanstieg breit getragen. Rund 80 % der Indexmitglieder notieren über der 200-Tage-Linie. Auf den ersten Blick scheint hier alles in Ordnung zu sein, wäre da nicht das leidige Thema Bewertung. Auf Basis der gängigsten Bewertungsmaßstäbe sind Dividendentitel dies- und jenseits des Atlantiks hoch bewertet. Die Hoffnung vieler Marktteilnehmer, Aktien würden durch einen dynamischen Anstieg der Unternehmensgewinne in diese hohen Bewertungen hineinwachsen, scheinen sich bislang nicht zu erfüllen. Das Gros der Zwischenberichte liegt inzwischen vor. Zwar fielen die Nettoergebnisse sowohl in den USA als auch in Europa im Durchschnitt etwas höher aus als erwartet. Eine für weiter steigende Notierungen notwendige Verbesserung der Gewinnaussichten zeichnet sich jedoch nicht ab. Vielmehr wurden die Konsens-Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate für S&P 500, DAX und EURO STOXX 50 in den vergangenen Wochen gleichermaßen mehrheitlich nach unten revidiert.
Durch den jüngsten, überraschend deutlichen Anstieg der deutschen Auftragseingänge hat sich die Erwartungslücke zwischen Fundamentaldaten und hiesiger Aktienkursentwicklung zwar etwas entschärft. Nachdem der DAX inzwischen jedoch schon rund die Hälfte des Kursrückgangs seit dem Hoch im April wieder wettgemacht hat, wird die Luft extrem dünn. Dies belegt die verhaltene Kursreaktion auf die Veröffentlichung dieses wichtigen Indikators. Ähnlich könnte es sich bei den anstehenden ZEW-Konjunkturerwartungen verhalten. Auch hier ist nach vier Rückgängen in Folge mit einer Verbesserung zu rechnen, die Aktien vermutlich aber schon größtenteils vorweggenommen haben. Immerhin hat die jüngste Erholung zu einer erneuten Bewertungsexpansion beim deutschen Leitindex geführt. Mit einem KGV von 13,8 liegt der DAX wieder außerhalb des Normalbereichs der vergangenen Dekade und ist damit teuer. Gleichzeitig signalisieren die offensive Positionierung der Anleger und die niedrige implizite Aktienvolatilität eine hohe Gelassenheit. Im Sinne der Kontraindikation spricht dies eher dafür, dass die Korrekturphase noch nicht beendet ist.