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Der Euro in der Dauerkritik

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Der Europawahlkampf ist in vollem Gange. Wahlspots im Fernsehen, Politiker vor Ort und natürlich Unmengen von Plakaten an jeder Straßenecke. Die meisten Botschaften sind relativ unpräzise. Es fallen die üblichen Schlagworte "Chancen", "Gerechtigkeit", "Arbeit" und "Wachstum". Ein Plakat sticht auf den ersten Blick heraus. Eine Eurokritische Partei fordert "Solide Währung statt EURO-Schuldenwahn". Dies klingt konkret, aber was ist tatsächlich damit gemeint? Wenn ich ohne wirtschaftliche Vorkenntnisse diesen Satz lesen würde, wäre meine Assoziation, dass der Euro derzeit schwach und für die Eurozone keine Besserung in Sicht sei.

Nun ist es aber so, dass ich ein paar Kenntnisse in Ökonomie besitze. Deshalb gibt mir dieses Plakat Rätsel auf. Der Euro startete im Jahr 1999 mit einem Wert von 1,17. In den ersten Jahren durchlief die neue Gemeinschaftswährung tatsächlich eine Schwächephase und ging im Jahr 2000 bis auf 0,82 Dollar pro Euro zurück. Erst 2003 erreichte sie wieder ihr Einstiegsniveau. Von da an ging es mit dem Euro steil bergauf. Im Juli 2008, also kurz vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, stieg er auf einen Rekordwert von 1,60. Gemessen daran sind Notierungen von derzeit knapp 1,40 zwar niedriger. Der Kurs alleine sagt aber nichts über die angemessene Bewertung aus. Auf Basis der Kaufkraftparitätentheorie stellt nämlich nicht nur der historische Höchststand aus dem Jahr 2008 eine deutliche Überbewertung dar. Auch der aktuelle Wert befindet sich signifikant über dem fairen Niveau von rund 1,25 US-Dollar.

Aus ökonomischer Sicht ist der Euro also nicht schwach, sondern sehr stark. Ich kann mir kaum vorstellen, dass auf dem oben genannten Plakat eine weitere Aufwertung des Euro gefordert wird - nicht nur weil er sich dann noch weiter von seinem fairen Wert entfernen würde. Vielmehr wären die Belastungen gerade für die stark exportorientierte deutsche Volkswirtschaft nicht zu vernachlässigen. Bereits auf dem gegenwärtigen Niveau berichten zahlreiche Unternehmen von negativen Währungseffekten. Eine weitere Aufwertung würde unsere Volkswirtschaft spürbar belasten.

Dies gilt natürlich nicht nur für deutsche Unternehmen. Von allen Seiten sind derzeit Klagen zu hören. Dass der neue französische Premier Manuell Valls den Euro als zu stark bezeichnet, ist keine große Überraschung. Diese Art von Kritik haben auch schon frühere französische Politiker von sich gegeben, sobald der Euro sich nur marginal über dem fairen Wert bewegte. Viel bemerkenswerter sind die Äußerungen des EZB-Präsidenten Mario Draghi, der sich in den letzten Wochen vermehrt zu der Stärke des Euro geäußert hat. Es gehörte bislang zur guten Tradition der Europäischen Zentralbank, keine Währungspolitik zu betreiben. Mit "solider Währung" wird jedoch nicht nur der Außenwert verbunden, sondern häufig auch die interne Preisniveaustabilität. Entgegen der in Deutschland weit verbreiteten Angst, ist jedoch Inflation derzeit kein Thema. Vielmehr ist die EZB besorgt, die Eurozone könne in eine Deflation abgleiten. Nach den jüngsten Äußerungen Draghis ist zu erwarten, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung eine geldpolitische Maßnahme zur Eindämmung der Deflationsrisiken beschließen wird.

Dies wird voraussichtlich den Höhenflug des Euro stoppen. Allerdings ist für die Entwicklung des Währungspaares Dollar/Euro nicht allein die Eurozone entscheidend, sondern auch das wirtschaftliche Wachstum in den USA. Im ersten Quartal stagnierte das Bruttoinlandsprodukt aufgrund des harten Winters zwar, für den Rest des Jahres sieht es aber deutlich besser aus. Auch fällt die für die Fed-Politik relevante Arbeitslosenquote kontinuierlich, so dass die US-Notenbank im Laufe dieses Jahres ihre Anleihekäufe schon deutlich reduziert hat und spätestens im Oktober einstellen wird. So bleibt die entscheidende Frage: Wann erhöht die Fed die Leitzinsen?

Bislang sind die Marktteilnehmer diesbezüglich sehr entspannt und rechnen frühestens für das zweite Halbjahr 2015 mit Zinserhöhungen. Dies ist u.E. aber eher unwahrscheinlich. Bei weiterhin guter US-Konjunktur dürften bereits im ersten Quartal 2015 die Zinsen angehoben werden. Sobald die Marktteilnehmer dies einpreisen, wird der Dollar stärker bzw. der Euro schwächer. Bis zum Jahresende 2014 rechnen wir mit einem Rückgang bis auf den fairen Wert von 1,25. Damit ergeben sich positive Impulse für die Konjunktur. Die Kritik am Euro wird vermutlich aber auch dann nicht verstummen.

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