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Deutsche Dienstleister: Erfolge im Ausland

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Deutschland ist nicht nur im Warenhandel erfolgreich. Auch der Export deutscher Dienstleistungsbranchen floriert. Erfolgreich sind u.a. das Verkehrs- und Logistikgewerbe, technologische Dienstleister, aber auch Industriebranchen, die ihre Waren zunehmend mit Dienstleistungen "veredeln". Der Erfolg zeigt sich in der Leistungsbilanz: Das traditionelle Minus bei Dienstleistungen ist in den letzten Jahren deutlich geringer geworden.

Denkt man an Deutschlands Außenhandel, so ist zumeist der Warenhandel gemeint. Aufgrund der hohen Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Industrie war Deutschland zwischen 2003 und 2008 Exportweltmeister. Durch seinen kometenhaften Aufstieg hat China diesen Platz danach eingenommen. Mit einem Anteil an den globalen Exporten von gut 8 % liegt Deutschland trotz der deutlich niedrigeren Bevölkerungszahl aktuell nach den USA auf Platz 3 (vgl. Grafik S. 2). Aber auch die Dienstleistungsbranchen leisten im internationalen Handel beachtliches. Bereits seit Ende der neunziger Jahre belegt Deutschland hier ebenfalls Platz 3, hinter den USA und dem Vereinigten Königreich. Der aktuelle Exportanteil liegt bei rund 6 %. Mit anderen Worten: Auch die deutschen Dienstleister weisen international eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auf.

Die hohe Wettbewerbsfähigkeit bei Dienstleistungen ist wichtig, da dieser Bereich weltweit eine lebhafte Dynamik aufweist. Eine Partizipation an diesem Handel stimuliert das Wirtschaftswachstum. Ab Mitte der achtziger Jahre expandierten die Exporte von Dienstleistungen sogar schneller als die von Waren. Seit Mitte der neunziger Jahre wachsen beide Bereiche in etwa gleich schnell (vgl. Grafik S. 2). Dabei hat die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 den Güteraustausch deutlich stärker getroffen als den Dienstleistungshandel. Dieses Entwicklungsmuster gilt auch für Deutschland, wenngleich das Exportwachstum hier über diesen langen Zeitraum deutlich schwächer ausfiel als auf globaler Ebene. Die Entwicklung der Schwellenländer und ihre Integration in die Weltwirtschaft bescherte Staaten wie China einen deutlich steigenden Anteil am globalen Handel.

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Schwellenländer wird deren Versorgung mit Industriegütern relativ an Bedeutung verlieren. Das Gewicht von Dienstleistungen wird dagegen zunehmen, weil die Nutzung von hochwertigen Maschinen Serviceleistungen nach sich zieht und z.B. die Bedeutung des Reisens mit steigenden Einkommen der Haushalte zunimmt. Damit dürfte der Dienstleistungshandel in den nächsten Jahren weiterhin ein dynamisches Wachstum aufweisen. Trotz alldem wird der Warenhandel in Deutschland vorerst weiterhin die Konjunktur entscheidend prägen, denn er erreicht fast 86 % bei den Exporten und 82 % bei den Importen.

Reisebegeisterte Deutsche - auch Deutschland für Ausländer interessanter

Im Gegensatz zum Handel mit Gütern erwirtschaftet Deutschland bei Dienstleistungen traditionell ein Defizit. Allerdings ist der Ausgabenüberschuss seit Beginn des Jahrtausends deutlich geschrumpft. Nachdem das Defizit 2001 noch knapp 50 Mrd. € erreichte, lag es 2011 nur noch bei 7,6 Mrd. €. Der größte Negativposten mit einem Defizit von fast 34 Mrd. € im vergangenen Jahr war der Reiseverkehr, denn vor allem die Privatreisen der Deutschen im Ausland belasten diese Teilbilanz seit Jahren. 2011 gaben Privatreisende rund 54 Mrd. € im Ausland aus. Einschließlich der Ausgaben für Geschäftsreisen lag das Minus bei 61,7 Mrd. €, während nur Einnahmen von knapp 28 Mrd. € erzielt wurden. Der Reiseverkehrssaldo hatte sich seit den siebziger Jahren bis zur Jahrtausendwende nahezu kontinuierlich verschlechtert. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2001 ist jedoch eine leichte Verbesserung eingetreten. So sind die Ausgaben für Geschäftsreisen im Ausland tendenziell gesunken. Kostensenkungsbemühungen der Unternehmen sowie die technische Weiterentwicklung der Telekommunikation dürften hierzu beigetragen haben.

Entscheidender war allerdings, dass Deutschland für ausländische Touristen an Interesse gewonnen hat. Die Einnahmen aus dem Reiseverkehr sind seit 2002 um rund 45 % gestiegen. Hiervon hat das hiesige Gastgewerbe profitiert. Dies spiegelt sich auch bei den Gästeankünften und den Übernachtungen wider. Nach Beendigung der Wirtschaftskrise zu Beginn des Jahrtausends kamen ab 2004 mehr ausländische Touristen nach Deutschland. Die Dynamik ist deutlich höher als bei den Gästen aus dem Inland. Dies dürfte weniger am Außenwert des Euros gelegen haben, der von 1,24 US-$ im Jahresdurchschnitt 2004 bis fast 1,60 US-$ im ersten Halbjahr 2008 gestiegen ist. Damit wurde das Reisen in Deutschland für Touristen aus dem Dollarraum teurer. Seit 2011 hat der Euro gegenüber dem US-$ aufgrund der Staatsschuldenkrise allerdings deutlich abgewertet. Auch für Schweizer hat die Stärke der eigenen Währung das Reisen nach Deutschland seit 2010 vergünstigt. Hinzu kommen weitere Faktoren, die das Reiseland Deutschland attraktiver gemacht haben. So hat sich der Städtetourismus positiv entwickelt. Das zunehmende Freizeitangebot bei vergleichsweise niedrigen Preisen in Städten wie Berlin zieht gerade auch ausländische Touristen an. Zudem kommen mit der günstigen Entwicklung des Messestandortes Deutschland mehr Gäste aus dem Ausland. Hiervon konnte das deutsche Hotel- und Gastgewerbe profitieren. Auch die Branche trägt ihren Teil hierzu bei, beispielsweise mit der Eröffnung von preiswerten Design-Hotels, die von den Kunden gerne angenommen werden.

Starke Wettbewerbsposition des Verkehrsgewerbes

Bei Transportleistungen erzielt Deutschland bereits seit vielen Jahren einen Überschuss mit dem Ausland. Dieser ist seit dem rezessionsbedingten Tiefstand von 1,8 Mrd. € im Jahr 2003 auf jetzt 7,5 Mrd. € deutlich angestiegen. Addiert man zusätzlich den Saldo der Transithandelserträge in der Größenordnung von knapp 17 Mrd. €, so haben die Branchen des Verkehrsgewerbes 2011 einen Überschuss mit dem Ausland von rund 24,5 Mrd. € erwirtschaftet. Bei den Transportleistungen handelt es sich zum einen um Frachteinnahmen bzw. -ausgaben. Zum anderen werden hier Einnahmen und Ausgaben für die Personenbeförderung und für Hafendienste, also See- und Flughäfen erfasst. Unter Transithandel werden Handelsgeschäfte bezeichnet, bei denen Waren im Ausland beschafft und im Ausland abgesetzt werden. Die Transitware wird in Deutschland weder gelagert noch be- und verarbeitet, sondern nur durchgeleitet.

Die Verkehrs- und Logistikbranche hat für Deutschland eine hohe Bedeutung. 2011 lagen die Umsätze bei über 220 Mrd. €. Nur die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau hatten in diesem Jahr höhere Umsätze erwirtschaftet. Die Branche hat ihre Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren erhöht. Das zeigt der RCA-Index[1], der ein einfaches Maß für die Exportspezialisierung eines Landes darstellt. Dabei wird der Exportanteil einer Dienstleistungskomponente an den gesamten Dienstleistungsexporten eines Landes ins Verhältnis zum weltweiten Anteil dieser Kategorie am globalen Dienstleistungsexport gesetzt. Ein Wert über 1 spiegelt damit einen komparativen Vorteil, ein Wert unter 1 einen komparativen Nachteil dieser Dienstleistungssparte. Der RCA-Index zeigt, dass Deutschland beim Reiseverkehr - wie nicht anders zu erwarten - einen komparativen Nachteil im Vergleich zur Welt aufweist. Ganz anders ist dies bei Transportdienstleistungen. Hier hat sich die Exportspezialisierung deutlich erhöht. Während noch Anfang der neunziger Jahre ein Nachteil vorlag, liegt der RCA-Wert nun über 1. Die Integration Osteuropas hat Deutschland "in die Mitte rücken lassen". Damit wurde das Land zu einem Verkehrsknotenpunkt für europäische und weltweite Güterströme. Darüber hinaus profitiert das hiesige Verkehrsgewerbe von der Stärke und der intensiven Integration der deutschen Wirtschaft in die Weltwirtschaft.

Die deutsche Logistik ist wachstumsstark, auch weil die Verkehrsinfrastruktur hierzulande immer noch einen hohen Standard erreicht. Obwohl Deutschland im aktuellen Logistik-Ranking der Weltbank von Platz 1 auf Platz 4 nach Singapur, Hongkong und Finnland abgerutscht ist, wurde die Infrastruktur immer noch als die weltweit beste bewertet. Damit dies so bleibt, müssen allerdings aktuelle bzw. zu erwartende Engpässe im Straßen-, Schienen-, Wasser- und Luftwegenetz behoben oder verhindert werden. Umweltbelange dürfen dabei zwar nicht vernachlässigt werden. Allerdings sollten dort, wo sie zu Beeinträchtigungen der Logistik führen, wie bei Nachtflugverboten, rasch Alternativen entwickelt werden.

Technologische Dienstleister zunehmend wichtiger

Neben dem Reiseverkehr und den Transportleistungen sind es vor allem die sogenannten "übrigen Dienstleistungen", die zu einer Verbesserung der deutschen Dienstleistungsbilanz beigetragen haben. Diese Restgruppe ist heterogen, besteht aber zu einem wesentlichen Teil aus technologischen Dienstleistungen, die nur teilweise einzelnen Branchen zugeordnet werden können. So werden Patente und Lizenzen sowie Forschung und Entwicklung erfasst. Neben den wichtigen Industriebranchen generieren Forschungsinstitute und Universitäten in diesen Bereichen Einnahmen bzw. tätigen Ausgaben. Hinzu kommen Ingenieur- und technische Dienstleistungen. Diese werden nicht nur von Ingenieurbüros erstellt. Sie umfassen Entgelte für Planung und Gestaltung technischer Erzeugnisse, für technische Zuarbeiten und Hilfen, für Informationen sowie für Beratung bzw. Schulung auf technischem und wissenschaftlichem Gebiet. Auch diese Entgelte werden zunehmend von Industriebranchen erwirtschaftet, beispielsweise von Anlagenbauern oder für die Fernwartung von Maschinen im Ausland. Als weitere technologische Gruppe werden EDV-Dienstleistungen erfasst.

Das Defizit der "übrigen Dienstleistungen" erreichte 2001 mit 24,3 Mrd. € einen Tiefpunkt. Danach ist eine deutliche Besserung eingetreten. Nach drei Jahren mit einem positiven Saldo wurde 2011 wieder ein Defizit von allerdings nur 3,6 Mrd. € erwirtschaftet (vgl. Grafik S. 2). Insbesondere die technologischen Dienstleister haben zu der Besserung beigetragen. 2011 lag deren Überschuss bei fast 5,8 Mrd. €. 2001 musste in diesem Bereich noch ein Minus von 7,2 Mrd. € hingenommen werden.

Der Handelserfolg der technologischen Dienstleistungen ist auch eine Konsequenz der Exporterfolge der deutschen Investitionsgüterbranchen. So kommen 12 % der weltweiten in der Triade, also in Europa, den USA und Japan, gleichzeitig angemeldeten Patente aus Deutschland. Hieraus lassen sich Einnahmen generieren. Der Verkauf von hochwertigen Investitionsgütern und Anlagen im Ausland beinhaltet in zunehmend stärkerem Maße auch Dienstleistungserlöse, beispielsweise für Planungsaufgaben, Serviceverträge, Reparaturen oder die Schulung von Mitarbeitern.

Bei den übrigen Dienstleistungen werden auch Bauleistungen, Montagen und Ausbesserungen der deutschen Baufirmen im Ausland sowie der ausländischen Firmen im Inland erfasst. Die deutschen Unternehmen erwirtschaften hier trotz der Baukrise in vielen Ländern seit Jahren einen deutlichen Überschuss. Zwar sind die Einnahmen seit 2008 um gut 2 Mrd. € auf 8,7 Mrd. € 2011 gefallen. Gleichzeitig sanken allerdings die Ausgaben deutscher Firmen für Zukäufe im Ausland, so dass der Saldo seit 2008 sogar leicht auf gut 4 Mrd. gestiegen ist. Saldiert man den Saldo für die ausländischen Firmen im Inland, sinkt der Überschuss leicht auf 3,2 Mrd. €.

Ein hohes Defizit von 9,7 Mrd. € erwirtschaftet Deutschland weiterhin bei den sonstigen Dienstleistungen. Hierbei handelt es sich u.a. um Ausgaben, die im Zusammenhang der Erschließung ausländischer Märkte und dem Vertrieb von Produkten stehen. So liegen hohe Negativsalden bei kaufmännischen Dienstleistungen, Werbe- und Messekosten sowie Kommunikationsdienstleistungen vor. Traditionell negativ ist auch die Handelsbilanz im Filmgeschäft, wobei das Defizit von fast 4 Mrd. € 2001 auf 1,3 Mrd. € zurückgegangen ist. In diesem Segment haben sich die Einnahmen über die Jahre nur wenig geändert. Gesunken sind allerdings die Ausgaben für Filmproduktionen einschließlich Gagen, Leihgebühren sowie dem Erwerb und der Veräußerung von Auswertungsrechten. Dies ist eine positive Folge der Entwicklung des hiesigen Filmproduktionsstandortes, der den deutschen Bedarf in einem größeren Maße befriedigen kann.

Dienstleistungen und Industrie eng verknüpft

Deutschland ist bislang gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen. Die wettbewerbsfähige Industrie ist ein Grund hierfür gewesen. Dies wird von Ländern wie Großbritannien zur Zeit neu entdeckt, nachdem sich die starke Konzentration auf Finanzdienstleistungen als ein Risiko herausgestellt hat. Auch in Frankreich führt der stark geschrumpfte Industrieanteil zu Problemen. Der Nutzen der Industrie liegt aber auch darin, dass sie die Voraussetzung für viele Dienstleistungsbranchen ist. Weniger Industrie bedeutet zugleich weniger Logistik oder weniger technologische Dienstleistungen. Damit bestehen hierzulande gute Chancen für Dienstleister, sich auch im Außenhandel zu bewähren.

[1] RCA steht für „revealed comparative advantage“. Ein offenbarter komparativer Vor- oder Nachteil eines Landes liegt vor, weil für die Berechnung des Index tatsächliche Außenhandelszahlen verwendet werden.
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