- Während sich bei den wichtigen Devisen die Kursbewegungen zuletzt in Grenzen hielten, stehen die Schwellenländerwährungen weiter unter Druck.
- Die Norwegische Krone gab im letzten Jahr deutlich nach. Neben der Entspannung der Euro-Schuldenkrise belasteten auch heimische Entwicklungen die Währung. Die Abkühlung des überhitzten Häusermarktes sowie sektorale Divergenzen in der Volkswirtschaft mahnen die norwegische Notenbank zur Vorsicht. Insgesamt steht Norwegen von den Staatsfinan-zen, Außenhandelsbilanzen sowie konjunkturell deutlich besser als die Eurozone da. Da die Krone ihre Überbewertung abgebaut hat, besitzt sie wieder Aufwertungspotenzial.
- Helaba Währungsprognosen
NOK: Ein unsicherer Hafen?
Während die norwegischen Sportler bei den olympischen Winterspielen einmal mehr reüssieren, verlief das vergangene Jahr für die norwegische Währung mit einem Verlust von 12 % gegenüber dem Euro alles andere als erfolgreich. Seit Jahresbeginn pendelte der Euro-Krone-Kurs um 8,40. Vor noch nicht langer Zeit galt die Norwegische Krone als Hort der Sicherheit: Insbesondere in Zeiten der europäischen Schuldenkrise wertete sie gegenüber dem Euro deutlich auf. Mit der Krisenentspannung im Euroraum stoppte der Höhenflug. Zudem bestehen Sorgen hinsichtlich des Immobilienmarktes und der hohen privaten Verschuldung in Norwegen. Wird aus dem sicheren Anlagehafen ein neuer Krisenherd?
Norwegen glänzte, solange die Staatsschuldenkrise im Euroraum verschreckte. Der aus den Öleinnahmen gespeiste staatliche Pensionsfonds ist deutlich größer als die öffentlichen Schulden, so dass der Staat ein positives Nettovermögen besitzt. Wenn man das Fondsvermögen pro Kopf umrechnet, ist jeder Norweger Millionär - in Kronen. Das Land weist regelmäßig erhebliche Haushaltsüberschüsse auf. Auch die Leistungsbilanz liegt mit mehr als 10 % am Bruttoinlandsprodukt(BIP) klar im Plus. Politisch stabil ist Norwegen trotz Regierungswechsels ohnehin. Darüber hinaus bot die norwegische Krone zwar keine hohe, aber eine höhere Verzinsung als etwa der Schweizer Franken oder der Japanische Yen. Dies erklärt den Reiz als Fluchtwährung. Allerdings ist Norwegen über den Außenhandel stark mit Europa und der Eurozone verflochten. Als Rohstoffexporteur besteht eine hohe Abhängigkeit von den Energiepreisen.
Im europäischen Vergleich stand die norwegische Konjunktur in den letzten Jahren sehr gut da. Nach der Rezession 2009 erholte sich die Wirtschaft recht kräftig. 2013 ließ das Wachstum auf dem Festland allerdings auf 2 % nach - inkl. der Ölförderung sogar auf 0,7 % -, die Eurozone zum Vergleich schrumpfte aber. Sowohl privater Konsum als auch die Unternehmensinvestitionen verloren an Dynamik. Deutlich mehr Wachstum ist für das laufende Jahr wohl nicht zu erwarten.Grundsätzlich wird der private Konsum durch Reallohnsteigerungen und Beschäftigungszuwächse gestützt. Ebenso sollten die Unternehmensinvestitionen angesichts des freundlicheren Umfelds in Europa weiter expandieren. Die Stimmungsindikatoren stellen zumindest etwas mehr Dynamik in Aussicht.
Aus längerfristiger Sicht gibt es jedoch einige Entwicklungen, die zur Vorsicht mahnen. Im Zuge des langjährigen Rohstoff- bzw. Energiebooms sind andere Sektoren der norwegischen Wirtschaft ins Hintertreffen geraten. So hat sich die Handelsbilanz ohne Energieprodukte in gut einer Dekade verschlechtert. Die Löhne bzw. die Lohnstückkosten Norwegens sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gestiegen. Die langjährige Aufwertung der Norwegischen Krone hat ebenfalls der Wettbewerbsfähigkeit geschadet. So erinnert die sektorale Divergenz ein wenig an die "Holländische Krankheit", bei der ein prosperierender Exportsektor die Gesamtwirtschaft in Mitleidenschaft nimmt. Die rückläufige Rohölförderung konnte z.T. durch eine höhere Gasproduktion kompensiert werden, so dass - abgesehen von temporären Förderausfällen - der Handelsbilanzüberschuss Norwegens sich dennoch als recht stabil erweist. Die Belebung bei den europäischen Handelspartnern sowie die letztjährige Währungsabwertung sollten dem Außenhandel 2014 grundsätzlich zu Gute kommen.
Demgegenüber ist die Entwicklung an den Immobilienmärkten kritisch zu betrachten. So kletterten die Hauspreise in den letzten zwanzig Jahren durchschnittlich im hohen einstelligen Bereich - nur 2008/09 gab es eine markante Gegenbewegung. Sowohl gegenüber den verfügbaren Haushaltseinkommen als auch gegenüber den Mieten erscheinen die Preise für Wohnimmobilien als zu teuer. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verschuldung der privaten Haushalte im Gleichklang kräftig anstieg. In den letzten Monaten fielen die Hauspreise bereits. Platzt nun die Immobilienblase mit ähnlich verheerenden Konsequenzen wie in einigen anderen Ländern?
Bis jetzt fehlt es allerdings an den üblichen Auslösern, die eine Immobilienblase zum Platzen bringen: Das Zinsniveau ist weiterhin sehr niedrig, die Arbeitslosigkeit ist sehr gering, die Einkommen expandieren. Außerdem weisen die norwegischen Haushalte mit 8 % - 9 % eine vergleichsweise hohe Sparquote aus, was den Konsum stabilisieren sollte. Abgesehen davon besitzt der norwegische Staat ausreichend finanzielle Mittel, um größere Verwerfungen - auch im Finanzsektor - zu unterbinden.
Sehr negative Szenarien aufgrund des Immobilienmarktes sind für Norwegen derzeit eher unwahrscheinlich. Gleichwohl wird die norwegische Zentralbank darauf Rücksicht nehmen. Entsprechend steht eine erste Zinsanhebung in ihren Projektionen erst für Mitte 2015 an. Die Inflation befindet sich mit knapp 2,5 % im Zielbereich. Das weniger dynamische Wachstum legt zwar aktuell keine größeren Inflationsgefahren nahe. Dennoch ist der Leitzins mit 1,5 % aus langfristiger Sicht angesichts der Wachstums- und Inflationswerte zu niedrig. Die Verschuldung - übrigens auch bei den Unternehmen - und die Immobilienmärkte sind sicherlich ein Hemmnis für höhere Zinsen. Sollten aber hier größere Negativeinflüsse ausbleiben, dürfte im Jahresverlauf die Zinserhöhungsfantasie in Norwegen allmählich zunehmen.
Die Geldpolitik ist am Devisenmarkt häufig der maßgebliche Faktor. Zinserhöhungserwartungen würden der Krone einen Schub geben. Dies sollte aber erst im zweiten Halbjahr 2014 thematisiert werden. Allerdings hat gemäß aktueller Zinsdifferenzen der Euro-Krone-Kurs überschossen, so dass sich die norwegische Währung auch ohne steigende Zinsen erholen sollte. Zudem dürfte die EZB in den kommenden Monaten tendenziell expansiver werden. Andere Bewertungsfaktoren wie die realen Wechselkursindizes oder adjustierte Kaufkraftparitäten signalisieren ebenfalls eine zu schwache Krone. Noch spiegelt sich der stabile Rohölpreis nicht in den Krone-Kursen wider. Strukturelle Schwierigkeiten in der norwegischen Wirtschaft sowie der bedenkliche Immobilienpreisboom mahnen zwar zu einer gewissen Vorsicht. Die guten Staatsfinanzen sowie das hohe Auslandsvermögen sollten viele Probleme auffangen. Zudem betrachtet der Devisenmarkt ja relative Entwicklungen. Selbst wenn sich in der Eurozone die akute Krise entspannt hat, so gibt es länger-fristig einige Fragezeichen. Daher ist nach dem Kursrutsch aus dem Vorjahr das Chance-Risiko-Verhältnis für die norwegische Währung wieder klar positiv, der Euro-Krone-Kurs dürfte von knapp 8,35 auf 7,70 bis Jahresende fallen.