- Der Euro verlor in den letzten Wochen auf breiter Front. Vor allem die Dollar-Währungen legten massiv zu, in Europa schlug sich die Schwedische Krone am besten (S. 1)
- Die Schwedische Krone wertete zuletzt spürbar gegenüber dem Euro auf. Allerdings setzen die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sowie die Erfahrung der letzten Jahre der Krone Grenzen, zumal die schwedische Zentralbank vermutlich ihre Geldpolitik noch weiter lockert. In den nächsten Monaten sollte sich der Euro-Krone-Kurs daher erholen. Mit Blick auf 2013 dürfte die Krone wieder ihren Aufwertungstrend aufnehmen (S. 2)
- Helaba-Währungsprognosen
SEK: Nicht ohne Tücken
Die Sorgen um den Euro fördern die Suche nach Alternativen. Neben klassischen Fluchtwährungen wie dem Schweizer Franken geraten auch zunehmend die skandinavischen Währungen in den Fokus. Während die Norwegische Krone bereits seit längerem als sicherer Anlagehafen gefragt ist, so ist das Bild bei der Schwedischen Krone weniger eindeutig. In der Tat hat Schwedens Währung in den letzten Jahren am Devisenmarkt reüssiert, nachdem sie während der globalen Finanzkrise 2008/09 noch massiv eingebrochen war. Insbesondere in den letzten Wochen konnte die schwedische Währung merklich zulegen, der Euro-Krone-Kurs fiel bis auf 8,53, der tiefste Stand seit Ende 2000. Neben den grundlegenden Problemen der Gemeinschaftswährungen beflügelten ausbleibende Zinssenkungen der schwedischen Zentralbank die Krone.
Wenn in den letzten Jahren an den Finanzmärkten die Nervosität wuchs, d.h. die Aktienkurse fielen und bei Anleihen die Risikoaufschläge kletterten, geriet am Devisenmarkt zumeist die Schwedische Krone unter Druck, selbst gegenüber dem Euro. Damit erwies sich Schwedens Währung nicht unbedingt als sicherer Anlagehafen. In diesem Jahr scheint sich das Blatt aber zu wenden, der positive Zusammenhang von Risikoaversion und Euro-Krone-Kurs drehte teilweise.
Fundamental spricht einiges für Schweden und damit für die Währung. Die Staatsfinanzen stellen sich im Vergleich mit den meisten Industrieländern als sehr gesund dar. Das Budget ist nahezu ausgeglichen, die Staatsverschuldung ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), unter 50 % gefallen. Außenwirtschaftlich kann Schweden glänzen: Die Leistungsbilanz weist kontinuierlich Überschüsse von derzeit rund 7 % am BIP auf. Die Exporte, die etwa die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmachen, sind recht breit diversifiziert, wenngleich einigen zyklischen Schwankungen unterworfen. Schweden führt vor allem Maschinen, Fahrzeuge, Holz- und Papierprodukte sowie Erze aus. Mehr als 70 % der Ausfuhren verbleiben in Europa. Der wichtigste Handelspartner ist Deutschland. Die starke Abhängigkeit von Europa unterstreicht aber auch die Probleme. Denn selbst wenn sich die deutsche Konjunktur noch als halbwegs stabil zeigt, so wächst die europäische Wirtschaft insgesamt derzeit kaum. Mittlerweile schrumpfen deshalb die schwedischen Exporte gegenüber dem Vorjahr.
Während sich die außenwirtschaftlichen Impulse für Schweden verschlechtern, erweist sich die Binnennachfrage als solide. Der private Konsum expandiert, auch wenn der Rückenwind vom Arbeitsmarkt nachgelassen hat. Die Unternehmen erhöhten zuletzt spürbar ihre Investitionen. Allerdings belasten die Probleme von der europäischen Schuldenkrise die schwedische Unternehmerstimmung. Dies sollte kurzfristig die Bereitschaft für Investitionen zügeln. Nach dem äußerst starken Wachstum im Vorjahr von 4 % dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2012 nur um rund 1 % zulegen: wenig für Schweden, viel im Vergleich zur Eurozone.
Die Inflation in Schweden befindet sich mit 1 % auf recht niedrigem Niveau. Dies ermöglicht der schwedischen Zentralbank eine expansive Geldpolitik. Um die Jahreswende reduzierte die Riksbank ihren Leitzins zweimal auf nun 1,5 %. Im Gegensatz zu anderen Notenbanken hatte sie zuvor ihre quasi Nullzinspolitik beendet und den Leitzins von Mitte 2010 bis Mitte 2011 auf 2,0 % erhöht. Die Schwedische Krone konnte von den höheren Zinsen deutlich profitieren. In ihren Projektionen geht die Riksbank mehrheitlich davon aus, dass das jetzige Leitzinsniveau zunächst beibehalten und dann im Verlauf von 2013 sukzessive angehoben wird. Kurzfristig dominiert aber die Diskussion über weitere Reduktionen. Angesichts der konjunkturellen Unsicherheit - insbesondere aufgrund der Euro-Schuldenkrise - sowie der niedrigen Teuerung würde zumindest eine weitere Zinssenkung auf 1,25 % nicht überraschen.
Bei genauerer Betrachtung besitzt Schweden zwar ökonomische Vorzüge, die für die Krone sprechen. Aber die Vorteile sowohl bei Wachstum und Zinsen als auch bei den Staatsfinanzen sind begrenzt. Letztlich ist die kleine offene Volkswirtschaft Schweden zu verwoben mit der Eurozone und strukturell nicht völlig unterschiedlich. Zudem schwankt das schwedische Wachstum häufig intensiver als in der Eurozone. Ein Problem für Anleger in der Schweden-Krone ist die relativ geringe Liquidität. So können Transaktionen großer Investoren zu Verwerfungen beim Euro-Krone-Kurs - insbesondere in Phasen wachsender Risikoaversion - führen, die sich erst langsam wieder zurückbilden. Während der Finanzkrise nach dem Lehman-Schock verlor die Schwedische Krone deutlich, weil Schwedens Banken unter erheblichen Verlusten, insbesondere im Baltikum, litten. Im Rahmen der Euro-Schuldenkrise sind die Institute zwar nicht unberührt, aber doch nur am Rande betroffen. Im Gegensatz zu vielen Banken der Eurozone haben sich die Risikoprämien der Kreditausfallversicherungen (CDS) für schwedische Großbanken seit 2010 nur leicht erhöht.
Die Schwedische Krone ist insgesamt bedingt als Fluchtwährung geeignet. Die fundamentalen Vorteile bestehen sicherlich, relativieren sich aber angesichts der ökonomischen Verkettungen. Auch die Erfahrungen der letzten Jahre beim Euro-Krone-Kurs mahnen zu einer gewissen Vorsicht. Trotz der deutlichen Aufwertung seit 2009 ist die Krone gegenüber dem Euro im historischen Vergleich zwar nicht günstig, aber auch nicht so überbewertet wie z.B. der Schweizer Franken. Mit einer weiteren Leitzinssenkung in Schweden könnte die Krone einen Rückschlag von den vorherigen Kursgewinnen erleiden. Sollten Extremszenarien für die Währungsunion ausbleiben, dürfte der Euro-Krone-Kurs daher in den nächsten Monaten wohl leicht ansteigen. 2013 könnte der Blick dann wieder in Richtung einer restriktiveren Riksbank-Politik gehen, die der schwedischen Währung neue Impulse geben sollte. Mittel- bis langfristig dürfte der Trend einer verhaltenen Kronen-Aufwertung wieder aufgenommen werden, der Euro-Krone-Kurs könnte 2013 in Richtung 8,50 fallen.