- Der Euro konnte seine Gewinne gegenüber dem US-Dollar nicht halten, wertete jedoch gegenüber den meisten anderen Währungen auf. Lediglich der Neuseeland-Dollar erwies sich als sehr fest. Einige Schwellenländerwährungen gerieten erneut unter Druck.
- Der Schweizer Franken konnte leicht von den politischen Unsicherheiten um die Krim profitieren und nimmt wieder verstärkt seine Rolle als sicherer Anlagehafen wahr. Der erneut bestätigte Mindestkurs der Schweizer Notenbank begrenzt aber nach wie vor das Aufwertungspotenzial. Mit Nachlassen der Unsicherheit dürfte der Franken etwas nachgeben, zumal er ohnehin überbewertet ist.
- Helaba Währungsprognosen
CHF: Als Fluchtwährung gesucht
Franken wertete 2014 etwas auf
In den vergangenen Jahren dominierten Krisen an den Kapitalmärkten die Schlagzeilen. 2013 rückten die Unsicherheiten zunehmend in den Hintergrund, Optimismus machte sich breit. In diesem Jahr hingegen sind die Sorgen zurückgekehrt. Die Krim-Krise und deren Folgen, aber auch die Entwicklung in manchen Schwellenländern erhöhen die Nervosität unter den Anlegern. In einem solchen Umfeld sind am Devisenmarkt gewöhnlich die sicheren Anlagehäfen wie der Schweizer Franken gesucht. Tatsächlich wertete die Schweizer Währung in den letzten Wochen gegenüber Euro und US-Dollar auf. So notierte der Euro-Franken-Kurs zwischenzeitlich bei 1,21 auf dem tiefsten Kurs seit Januar 2013.
Die Rolle als Fluchtwährung hatte für den Schweizer Franken seit September 2011 erheblich an Bedeutung verloren. Damals beendete die Schweizer Notenbank (SNB) mit der Einführung des Mindestkurses von 1,20 Franken je Euro die Fluchtbewegung in die Schweizer Währung im Sog der europäischen Schuldenkrise. Die Notenbank wollte damit eine zu große Belastung für die Schweizer Exportwirtschaft verhindern. Diese Marke hat die SNB seitdem erfolgreich verteidigt, häufte aber im Gegenzug Devisenreserven von mehr als 430 Mrd. Franken auf. Seit Herbst 2012 musste die SNB nicht mehr am Devisenmarkt intervenieren. Zudem bildete sich die Risikoaversion an den Finanzmärkten seit Herbst 2011 im Trend zurück, entsprechend sank die Nachfrage nach Sicherheit. Der Zusammenhang des Euro-Franken-Kurs mit einem Risikoindikator war kaum noch ausgeprägt. Das hat sich 2014 spürbar gewandelt, die Korrelation ist so stark ausgebildet wie selten zuvor. Damit feiert der Franken gewissermaßen sein Comeback als sicherer Anlagehafen.
Franken als "Safe-Haven"-Währung
Die Schweizer Währung gilt schon lange als gute Fluchtmöglichkeit. Die Schweiz ist politisch stabil; Anleger sind rechtlich besser geschützt als anderswo. Die Staatsverschuldung ist gering, das Budget meist ausgeglichen. Die Geldentwertung ist im internationalen Vergleich sehr niedrig.
Im Außenhandel weist das Land deutlich Überschüsse auf und besitzt gegenüber dem Ausland ein hohes Nettovermögen. Die Schweizer Wirtschaft entwickelt sich solide, wenngleich oft weniger dynamisch als andere Regionen. Die starke Verflechtung mit den europäischen Handelspartnern bringt jedoch auch Probleme mit sich. Die aufgrund des Volksentscheids anstehende Begrenzung der Zuwanderung in die Schweiz wird aber voraussichtlich den Außenhandel nicht nennenswert beeinträchtigen. Außerdem birgt die hohe Bedeutung des Finanzsektors, insbesondere der Großbanken, gewisse Risiken, obschon selbst hier seitens der staatlichen Regulierung Gegenmaßnahmen ergriffen wurden.
Somit ist die diesjährige Stärke des Frankens leicht erklärt. Dass die Aufwertung dennoch nur ein geringes Ausmaß umfasst, begründet sich mit der unlimitierten Kauforder der SNB bei 1,20 Franken, die spekulativ orientierte Investoren zumindest derzeit abschreckt. Viel schwieriger ist dagegen zu verstehen, warum der Franken kaum unter der Entspannung der europäischen Schuldenkrise gelitten hat. Insbesondere während der Zuspitzung dieser Euro-Krise kam es zu einer Flutwelle von Fluchtgeldern in die Schweiz, bis dann die SNB einschritt. Mittlerweile sind die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie massiv zurückgegangen, auch andere Indikatoren zeigen eine Linderung an. Doch mit Ausnahme von temporären Kursausschlägen bis auf 1,26 hat dies den Franken nur wenig belastet. Möglicherweise wird die Erholung in den europäischen Krisenländern von Anlegern, die eher aus längerfristigen Motiven in den Franken geflüchtet sind, kritischer betrachtet als allgemein. Zumindest sind diese Gelder anscheinend nur in geringem Ausmaß in den Euro zurückgeflossen. Übrigens ist es für den Franken offensichtlich ebenfalls kein Malus, dass Anlagen in der Schweiz aus rein steuerlichen Motiven deutlich erschwert wurden.
Franken weiter mit Renditenachteil
Während der Franken klassisch in der Krise zulegt, tendiert er in einem eher gewöhnlichen Umfeld zur Schwäche. Schließlich ist das Zinsniveau in der Schweiz niedriger und damit unattraktiv bzw. nur attraktiv als Verschuldungswährung. Auch rentieren Schweizer Staatsanleihen weniger als Bundesanleihen oder gar US-Treasuries. Gleichwohl ist der Zinsnachteil gegenüber deutschen Staatsanleihen mit 0,6 % bei zehnjährigen Papieren oder 0,25 % bei zweijährigen Laufzeiten im historischen Vergleich gering. Solange die Zinsen in der Eurozone nicht signifikant steigen, ist damit das Verlustpotenzial für den Franken begrenzt. Die aktuellen Renditedifferenzen sprechen zumindest für eine leichte Abwertung des Frankens.
Franken noch überbewertet
Auch nach der massiven Aufwertung bis 2011 gilt der Franken weiterhin als überbewertet. So liegt der "faire" Euro-Franken-Kurs gemäß der um die mittlere Abweichung bereinigten Kaufkraftparität im Bereich von 1,30 bis 1,35. Aufgrund der langfristig niedrigen Teuerung in der Schweiz sinkt der "faire" Wert im Trend langsam und damit auch die Überbewertung. Dennoch legen Kaufkraftparitäten wie auch reale Wechselkursindizes eine Abwertung des Frankens nahe. Trotz der teuren Währung hat sich die Schweizer Exportwirtschaft erstaunlich stabil gehalten. Die Ausfuhren sind leicht gewachsen, die Handelsbilanz hat ihren hohen Überschuss Niveau weitgehend halten können.
Überhaupt schlug sich die Schweizer Wirtschaft angesichts des schwierigen Umfelds mit einem Zuwachs von 2,0 % im Vorjahr überraschend gut. Die Stimmungsindikatoren deuten derzeit auf ein weiter robustes Wachstum 2014 in ähnlichen Größenordnungen hin. Die Inflation verharrt dennoch nahe der Nulllinie bzw. lag im Februar sogar leicht darunter. Damit kann die SNB, die jüngst ihre Inflationsprojektion erneut senkte, eine anhaltend expansive Geldpolitik rechtfertigen. Selbst am als überhitzt geltenden Immobilienmarkt haben die Preissprünge ihren Zenit wohl überschritten.
Neben dem Nullzins steht auch der Mindestwechselkurs nicht in Frage und wird voraussichtlich noch einige Jahre Bestand haben. Selbst einen ernsthaften Test dieser Marke würde die SNB wohl meistern können. Sollten sich die geopolitischen Sorgen legen, wird der Franken weniger gefragt sein. Bewertung und Zinsdifferenzen sprechen ohnehin für eine schwächere Schweizer Währung.
Im Jahresverlauf dürfte sich der Euro-Franken-Kurs wieder zurück in den Bereich um 1,25 bewegen. Da trotz Besserung in der Eurozone noch einige Probleme bestehen und ein europäischer Zinsanstieg begrenzt bleibt, ist mit einem deutlicheren Kursanstieg jedoch nicht zu rechnen.