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Devisenfokus zum Japanischen Yen

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Der Euro hielt sich auf Monatssicht trotz eines Rückschlags zuletzt robust. Größter Verlierer war weiterhin der Japanische Yen.

- Auf Druck der neuen Regierung Abe wird die japanische Notenbank ihre Geldpolitik ausweiten, auch mit dem Ziel, den Yen zu schwächen. Nach heftigen Kursverlusten dürfte der Yen vorerst das Schlimmste vorerst hinter sich haben, zumal die ebenfalls expansive Geldpolitik in den USA und Europa das Abwärtspotenzial begrenzt.

- Helaba Währungsprognosen

JPY: Im Sog der Politik

Der Japanische Yen steht in den Schlagzeilen und mit ihm das Gemurre über einen "Währungskrieg". Die im vergangenen November einsetzende Abwärtsbewegung des Yen hält an, allein seit Anfang 2013 verlor er gut 9 % gegenüber dem Euro. Die Wechselkursentwicklung wird dabei von Seiten der japanischen Politik durchaus gefördert. Forcieren die Japaner wirklich einen Abwertungswettlauf und wird der Yen noch deutlich schwächer?

Die Yen-Abwertung setzte ein, als der damalige Oppositionsführer Abe sich für eine deutlich expansivere Geldpolitik einsetzte. Nach den Unterhauswahlen Mitte Dezember mit klarer Mehrheit ausgestattet möchte der neue LDP-Regierungschef Abe die Wirtschaft ankurbeln und die lang anhaltende Deflation überwinden. Zum einen gibt es neue staatliche Ausgabenprogramme, zum anderen wird die formal unabhängige Zentralbank bedrängt, ihr Inflationsziel anzuheben und somit ihre Geldpolitik zusätzlich zu lockern. Diese "Abenomics" sollen ein wenig an die Politik des ehemaligen Finanzministers Takahashi anknüpfen, der in den dreißiger Jahren mit hohen Staatsausgaben und einer massiven Währungsabwertung Japan aus der Wirtschaftskrise befreite. Takahashi wurden übrigens dann bei einem Putschversuch ermordet. Die derzeitigen politischen Maßnahmen erinnern jedoch vielmehr an die japanische Politik der neunziger Jahre, als - ebenfalls unter LDP-Führung - mit Fiskalpaketen und Zinssenkungen vergeblich die deflationäre Entwicklung bekämpft wurde.

Die Bank of Japan (BoJ) hob jüngst den politischen Maßgaben folgend ihr Inflationsziel von 1 % auf 2 % an und beschloss ein ab 2014 zeitlich unbegrenztes Kaufprogramm von staatlichen Wertpapieren in Höhe von 13 Billionen Yen im Monat. Die angekündigten Käufe ab 2014 relativieren sich dadurch, dass damit vor allem die fälligen Anleihen reinvestiert werden. Der bisherige Notenbankchef Shirakawa gab - wohl auch als Zeichen des Protests - seinen vorzeitigen Abschied bekannt. Sein noch zu bestimmender Nachfolger - einer der Topkandidaten ist Chef der asiatischen Entwicklungsbank Kuroda - dürfte stärker die Regierungslinie im Auge behalten und sich für eine expansivere Geldpolitik aussprechen, d.h. bei Leitzinsen nahe Null die Wertpapierkaufprogramme ausweiten. Die japanische Regierung bestreitet zwar eine gezielte Abwertungspolitik. Allerdings führt ein massives "Gelddrucken" in der Regel zu einer Währungsschwäche. So ist das höhere Inflationsziel wohl eher als Vorwand für eine Yen-Abwertung zu interpretieren, um damit über den Außenhandel das Wachstum zu stimulieren.

Seit Beginn der globalen Finanzkrise Mitte 2007 erwies sich der Japanische Yen auf Basis handelsgewichteter Währungsindizes als die weltweit stärkste Währung. Dies gilt selbst unter Berücksichtigung der aktuellen Yen-Schwäche fast immer noch. Im Gegensatz zu den anderen großen Notenbanken hatte die BoJ in der Krise ihre Zentralbankbilanzsumme nur verhalten ausgeweitet. Gewissermaßen holt Japan nur das nach, was andere Länder bereits vorgelegt hatten. Während die EZB derzeit ihre Bilanzsumme etwas reduziert, gibt die Federal Reserve weiter Gas. Zumindest die bisherigen BoJ-Beschlüsse hinken im Ausmaß ihres Kaufvolumens der US-Geldpolitik noch hinterher.

Die langjährige Yen-Stärke wirkte sich spürbar auf die japanische Exportwirtschaft aus. Die Handelsbilanz weist mittlerweile nachhaltige Defizite auf. Selbst der Überschuss in der Leistungsbilanz ist deutlich geschrumpft, einzelne Monatswerte wiesen sogar erstmals seit Dekaden einen Fehlbetrag auf. Grund hierfür ist allerdings auch das Abschalten von zwischenzeitlich sogar allen japanischen Atomkraftwerken nach dem Reaktorunglück von Fukushima, weshalb Japan die Importe von Energiegütern wie Öl und Gas deutlich erhöhen musste. Faire Werte bei Wechselkursen sind nicht einfach zu ermitteln. Aber vor Beginn der globalen Finanzkrise galt der Yen als zu günstig, während er bis vor kurzem als zu teuer anzusehen war. Nach dem Kurssturz kann man jedoch den Yen tendenziell als fair bis leicht unterbewertet einschätzen. Von einer klaren manipulativen Abwertung sollte daher nicht gesprochen werden.

In den Vorjahren intervenierte die BoJ am Devisenmarkt, um die massive Aufwertung zu begrenzen. Würde die japanische Notenbank auf den aktuellen Kursniveaus am Markt den Yen zusätzlich schwächen, wäre gewissermaßen der Rubikon für den Währungskrieg überschritten. Dann könnte ein Konflikt mit einem Wettlauf von Währungsabwertungen bzw. anderen protektionistischen Maßnahmen eskalieren. Die G7-Finanzminister gaben in ihrer Erklärung zu freien Wechselkursen bereits einen Warnschuss ab. Dass sich die Japaner tatsächlich völlig über internationale Gepflogenheiten hinwegsetzen, ist sehr unwahrscheinlich. Gemäß seiner Äußerungen zeigte sich selbst Finanzminister Aso über das Ausmaß der Yen-Verluste überrascht. Die politisch machbare Abwertung dürfte damit vorerst an ihrem Limit angekommen sein.

Wenn man die japanische Geldpolitik mit den USA vergleicht, hat der Devisenmarkt ohnehin bereits sehr expansive Maßnahmen der BoJ eingepreist. Ob dies selbst unter einem neuen Notenbankchef wirklich geschieht, ist keinesfalls gesichert. Als der Yen vor der Finanzkrise sehr schwach notierte, lagen die Renditen von Staatsanleihen in Euro oder US-Dollar deutlich über denen der Yen-Papiere. Anleger verschuldeten sich in Yen und schichteten dann in höher verzinsliche Fremdwährungen um, die sogenannten Carry Trades. Zwar spricht die japanische Geldpolitik für ein gewisses Aufleben dieser Handelsstrategie. Das globale Niedrigzinsumfeld wird sich trotz leicht steigender Kapitalmarktrenditen nicht grundlegend ändern, so dass die Attraktivität für Carry Trades und damit das Verlustpotenzial für den Yen begrenzt ist. Wechselkursabwertungen wirken sich zumeist erst mit einiger Zeitverzögerung auf den Export aus. Allerdings hellte sich die Stimmung spürbar auf, was sicherlich auch mit den neuen Ausgabenprogrammen zusammenhängt. Die sich zuletzt am Rande einer Rezession bewegende Wirtschaft Japans dürfte etwas Schwung bekommen, was tendenziell den Yen stützt.

Japan hat langfristig von der demografischen Entwicklung, einer z.T. eingeschränkten Wettbewerbsfähigkeit, dem wachsenden Haushaltsdefizit bis hin zu der enormen Staatsverschuldung noch große Probleme. Ob die "Abenomics" das Wirtschaftswachstum bzw. die nach wie vor leicht negative Inflation nachhaltig erhöhen können, ist zweifelhaft. Auf die längere Sicht spricht wenig für einen starken Yen. Bis auf weiteres scheinen aber die Wechselkurse zu viel vorweggenommen zu haben. Technisch betrachtet ist der Yen stark überverkauft. Daher sollte die Yen-Abwertung demnächst auslaufen. Der Dollar-Yen-Kurs dürfte sich nach seinem Hoch um 94 im Jahresverlauf knapp unter 90 einpendeln. Der Euro-Yen-Kurs wird in den nächsten Monaten vermutlich weiter um 125 schwanken.
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