- Griechenland: S&P senkt Ausblick auf "negativ" - Wirtschaft schrumpft bis zu elf Prozent
- Juncker: "Griechenland-Austritt wäre aus heutiger Sicht beherrschbarer Vorgang" - "Austritt nicht vor Herbstende"
Heute stehen Zahlen der zweiten Reihe zur Veröffentlichung an, die bei Marktteilnehmern dennoch auf Interesse stoßen. Die deutsche Industrieproduktion wird wohl zeigen, dass Deutschland immer weniger in der Lage ist, sich der europäischen Schuldenkrise zu widersetzen. Bis jetzt haben die deutschen Exporte und eine rekordniedrige Arbeitslosigkeit dabei geholfen, eine gewisse Immunität gegen die EWU-Krise zu entwickeln. Diese Immunität scheint allmählich zu schwinden, denn die Einkaufsmanagerindizes sind bereits auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Auch der gestern gemeldete Auftragsrückgang von 1,7 % lässt darauf schließen, dass die Produktionstätigkeit im Juni nachgelassen hat. Die Konsensschätzung von -0,8 % könnte unterschritten werden. Schwach zu erwarten sind auch die spanischen Produktionszahlen. Die italienischen Daten zur Realwirtschaft haben bereits gezeigt, dass es um die Konjunktur der EWU-Peripherie nicht gut bestellt ist. Mit -0,7 % hat sich der BIP-Rückgang zwar leicht verlangsamt. Mit einer schnellen Rückkehr zu Wachstum ist dennoch nicht zu rechnen. Neben den deutschen und spanischen Produktionszahlen steht noch die Geschäftsstimmung der französischen Zentralbank im Kalender. Insgesamt dürften die anstehenden Zahlen keinen Konjunkturoptimismus schüren.
Aktienmärkte: Der Dax setzte auch am Dienstag seine Aufwärtsbewegung unbeirrt fort. Weiter spielten Hoffnungen im Hinblick auf EZB-Aktivitäten (Anleihekäufe) eine entscheidende Rolle. Als hilfreich erwiesen sich auch die guten Quartalsberichte von E.ON und der Münchener Rück aus. Auch die Märkte in den USA und der überwiegende Teil in Asien profitierten von der gleichen Hoffnung. Die Tatsache, dass die Ratingagentur S&P den Ausblick für Griechenland auf negativ gesenkt hat, blieb ohne größere Marktreaktion. Insgesamt bemerkenswert ist, dass sich deutsche Anleger im Verlauf der Krise wieder verstärkt Aktien zugewandt haben. Wie das deutsche Aktieninstitut mitteilte, stieg die Anzahl der Aktionäre (inkl. Fonds) im ersten Halbjahr um 1,5 auf 10,2 Millionen. An den Handelsumsätzen konnte dies jedoch nicht zwingend abgelesen werden. Vor allem in den letzten Tagen fiel das Xetra-Volumen eher unterdurchschnittlich aus. Die Indikation für den heutigen Handelsstart deuten auf eine leicht schwächere Eröffnung hin. Im weiteren Verlauf wird sich zeigen müssen, von welcher Seite Marktimpulse kommen werden.
Charttechnik: Heute wollen wir unsere charttechnische Besprechung dem M-Dax widmen, da dieser in einen sehr spannenden Bereich vorgedrungen ist. Zunächst ist das Erreichen eines Jahresbzw. Mehrjahreshoch bemerkenswert. Dieser Fakt wird als prozyklisches Signal verstanden, so dass grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass auf das zuletzt ausgebildete Hoch weitere, neue Hochs folgen werden. Allerdings wird dies nicht zwangsläufig unmittelbar der Fall sein. Für diese These gibt es gleich mehrere Gründe. So erreichte der Index eine massive Widerstandszone, welche sich aus der oberen Begrenzung des Keltner Channel und einer Aufwärtslinie zusammensetzt. Zudem ist die Trendintensität, gemessen am ADX (21,79) nicht idealtypisch hoch. Auch die Momentum-Indikatoren zeigen, ebenso wie das Volumen, dass die Schwungkraft nachlässt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es temporär zu einer Konsolidierungsbewegung kommen wird, welche bis in den Bereich von 10.750 Punkten führen sollte. Dieser Rücksetzer sollte aber nicht als grundsätzliche Schwäche verstanden werden, sondern vielmehr als eine gesunde Korrektur. Anschließend sollte sich der übergeordnete Aufwärtstrend wieder durchsetzten und für die bereits eingangs erwähnten neuen Hochs sorgen.