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Euro-Skepsis auf dem Höhepunkt

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Die Schuldenkrise führte den Euro-Dollar-Kurs auf neue Tiefs. Trotz aller Probleme gibt es jedoch auch Fortschritte in der Währungsunion. Da zudem die Alternative US-Dollar keinesfalls glänzt, bestehen Chancen auf eine mittelfristige Euro-Erholung.
- Deutsche Staatsanleihen werden von internationalen Investoren aufgrund wachsender Haftungsrisiken zunehmend kritisch eingestuft. Durch die EZB-Zinssenkung verhärtet sich der Anlagenotstand hierzulande.
- Übertriebene Wachstumserwartungen sind inzwischen korrigiert und Aktien sind sehr niedrig bewertet. Sofern größere Konjunkturenttäuschungen und Anspannungen im Finanzsystem ausbleiben, besteht somit wieder attraktives Potenzial.

Devisen: Euro keineswegs chancenlos
Der Euro bleibt in einem sehr schwierigen Fahrwasser. Die Erholung nach dem EU-Gipfel erwies sich nur als kurzes Strohfeuer, der Euro-Dollar-Kurs fiel auf ein neues Zweijahrestief unter 1,23. Umgekehrt kletterten die Risikoaufschläge für spanische und italienische Staatsanleihen gegenüber deutschen Papieren auf neue Höchststände. Die Zinssenkung der EZB beruhigte ebenfalls nicht und half schon gar nicht dem Euro. Ist die Gemeinschaftswährung überhaupt noch zu retten?

Die konjunkturelle Lage der Eurozone verbreitet derzeit wenig Optimismus, selbst wenn einige Daten aus Deutschland überzeugen konnten. Immerhin erhalten die spanischen Banken nun Gelder vom europäischen Rettungsfonds. Die italienische Regierung legte neue Sparmaßnahmen vor, ohnehin erscheint hier das Haushaltsproblem keineswegs gigantisch - angestrebt wird für 2012 ein Fehlbetrag von nur 1,7 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Trotz höherer Zinsen liegen Spaniens und Italiens Zinsausgaben am BIP nicht auf sehr kritischen Niveaus. Die als heikel angesehenen Leistungsbilanzdefizite der Peripherieländer befinden sich insgesamt auf dem Weg der Besserung. Hoffnungslos ist die Lage für den Euro damit keineswegs, nur ist für die Reform- und Sparmaßnahmen ein politisches Durchhaltevermögen notwendig, an dem zumindest derzeit die Zweifel noch nicht ausgeräumt wurden.

Auch in den USA häufen sich die Probleme. Die Konjunktur scheint an Schwung zu verlieren. Die Stimmung bei Unternehmern und Verbrauchern trübte sich ein. Der Beschäftigungszuwachs hat sich spürbar verlangsamt. Die US-Notenbank beschloss, dass sie weiterhin die Laufzeiten ihres Anleiheportfolios erhöht. Ein neues Kaufprogramm für Wertpapiere ist durch die letzten Daten wahrscheinlicher geworden, wenn auch noch keine ausgemachte Sache. Frische Dollar aus der Notenpresse würden die US-Währung belasten. Das wieder angewachsene amerikanische Leistungsbilanzdefizit von 3,6 % am BIP im ersten Quartal 2012 spricht nicht gerade für den US-Dollar - die Eurozone wies einen Überschuss von 0,5 % auf. Die sogenannte Fiskalklippe - das Auslaufen von massiven Steuersenkungen sowie automatische Ausgabenkürzungen - bzw. die anstehenden Präsidentschaftswahlen sind ein Unsicherheitsfaktor für den Greenback. Das US-Haushaltsdefizit von rund 7 % am BIP ist weiterhin sehr hoch. Bei den spekulativen Handelspositionen und den Absicherungsgeschäften wird weiter auf einen fallenden Euro gesetzt. Allerdings hat hier der Pessimismus vermutlich den Zenit schon überschritten, so dass der Euro-Dollar-Kurs womöglich das Schlimmste bald überstanden hat. Selbst wenn kurzfristig neue Tiefs nicht auszuschließen sind, so besteht doch erhebliches Erholungspotenzial für den Euro und bis Jahresende sind auch wieder Kurse von 1,35 möglich. Auch gegenüber Japanischem Yen und Britischen Pfund dürfte der Euro dann zulegen. Die Schweizer Notenbank wird unter hohem Aufwand ihre Kursuntergrenze von 1,20 Franken je Euro verteidigen.

Renten: Ungünstiges Chance-Risiko-Verhältnis
Die Unsicherheit über den Fortbestand der Währungsunion dominierte das Anlegerverhalten an den internationalen Rentenmärkten. Während US-Staatsanleihen ihren Status als sicherer Hafen zuletzt gefestigt haben, fällt die Bewertung von deutschen Staatspapieren zunehmend schwerer, was sich in der extremen Volatilität widerspiegelt.

Die Anleger denken mittlerweile in Extremszenarien: Eskaliert die Euro-Krise, sollten vor allem Bundesanleihen Schutz gegen massive Vermögensverluste bieten. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass auch Deutschlands Spitzenbonität aufgrund erheblicher Abschreibungen bei Banken und Staat - Stichwort Target2 - in Gefahr wäre. Ein Fortbestand der Währungsunion, derzeit noch immer das wahrscheinlichste Szenario, wird aber vermutlich über eine stärkere finanzielle Haftung Deutschlands erkauft werden. Diese Erwartung wurde durch die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfel bestätigt: Der Zugriff auf die Rettungstöpfe wird erleichtert. Angeschlagene Banken sollen Gelder direkt aus dem ESM-Fonds erhalten. Selbst wenn Deutschland in der Angelegenheit von Eurobonds hart bleibt, stellt sich aus Anlegersicht die Frage eines sich allmählich veränderten Risikoprofils deutscher Staatsanleihen.

Die EZB ist gerade dabei, ihr letztes konventionelles Pulver zu verschießen. Mit der Senkung des Leitzinses auf ein historisches Tief von 0,75 % sowie der Kürzung des Einlagenzinssatzes auf null Prozent wird der Anlagenotstand der Investoren wieder ein Stück größer. Eine negative reale Verzinsung zehrt am Vermögen der Kapitalsammelstellen, so u.a. für die Finanzierung von Betriebsrenten. Sollte die Niedrigzinsphase länger andauern, wovon derzeit auszugehen ist, dürften sich viele Berechnungen für die private Altersvorsorge als zu hoch erweisen.

Die Risikoaufschläge für Euro-Staatsanleihen wurden durch die geldpolitische Lockerung kaum tangiert. Mit einer Rendite von rund sieben Prozent haben 10-jährige spanische Staatsanleihen zuletzt sogar ein kritisches Niveau erreicht. So gesehen hatte die Senkung einen weiteren Renommeeverlust für die EZB zur Folge. Im Falle einer Zuspitzung der Krise kann sich dies doppelt negativ bemerkbar machen: der Zinssenkungsspielraum ist nur noch gering und Skepsis herrscht bezüglich der Durchschlagskraft der Maßnahmen. Vom Ansehen, das die Bundesbank hinsichtlich der Inflationsbekämpfung einmal genossen hat, entfernt sich die EZB ohnehin immer weiter. Zwar weist EZB-Präsident Draghi auf sinkende kurz- und mittelfristige Inflationserwartungen hin - dank sei dem Ölpreisrückgang. Die langfristigen Inflationserwartungen breiter Bevölkerungsschichten dürften mittlerweile jedoch deutlich höher sein. In Deutschland macht sich dies u. a. in einer steigenden Nachfrage nach Sachwerten wie insbesondere Immobilien bemerkbar. Mittel- und langfristig drohen die enormen Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken über steigende Inflationssorgen auf den Rentenmarkt durchzuschlagen.

Aktien: Attraktives Potenzial
Die Nervosität der Aktienanleger hat sich gemessen an der impliziten Aktienmarktvolatilität in den letzten Wochen wieder etwas gelegt. Die international führenden Indizes konnten sich in einem insgesamt schwierigen Umfeld von den Anfang Juni erreichten Zwischentiefs bei zunehmender Marktbreite lösen. Dabei haben u. a. DAX und Dow Jones Industrials die zeitweilig unterschrittenen, marktpsychologisch sehr wichtigen 200-Tage Linien zurückerobert. Offensichtlich wurden die Wachstumserwartungen im Zuge der Aktienmarktkorrektur im zweiten Quartal bereits zu stark zurückgeschraubt. Immerhin blieben trotz bis zuletzt mehrheitlich schwächerer Konjunkturindikatoren weitere Kursrückschläge aus.

Seit dem Frühjahr wurden zudem die Konsens-Gewinnprognosen der Analysten für die kommenden 12 Monate auch für DAX- und S&P 500-Unternehmen merklich reduziert. Die Erwartungen der Aktieninvestoren hinsichtlich der Nettoergebnisse fallen offensichtlich ohnehin geringer aus. Dafür sprechen die niedrige absolute Bewertung (KGV) sowie die ausgesprochen hohen Risikoprämien. Dies bietet einen gewissen Schutz für den Fall kurzfristig noch rückläufiger Unternehmensergebnisse. Für die nun anlaufende Zwischenberichterstattung über das zweite Quartal dürfte die Messlatte nicht sehr hoch liegen. Allzu viele Enttäuschungen darf es aber nicht geben, sonst wären die Bewertungspuffer aufgebraucht und auch die mittelfristigen Gewinnerwartungen der Marktteilnehmer würden wohl nochmals einer deutlichen Revision unterzogen werden.

Notwendige Bedingungen für mittelfristig steigende Notierungen sind eine Entschärfung der Euro-Staatsschuldenkrise sowie eine Verbesserung der weltweiten Konjunkturerwartungen. Die flankierenden Maßnahmen durch die Geldpolitik in Form ultraniedriger Zinsen und unkonventioneller Maßnahmen in den großen Industrieländern sind dafür ebenso erforderlich wie eine Lockerung in wichtigen Schwellenländern. Zudem müssen die Strukturreformen in den angeschlagenen Euroländern wieder glaubhaft vorangetrieben werden, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen.

Die dann nachlassende Risikoaversion dürfte angesichts klarer Bewertungsvorteile zu spürbaren Umschichtungen von kurzfristig geparkten Geldern in Aktien führen. Immerhin hat die jüngste Zinssenkung der EZB die mangelnde Attraktivität vermeintlich sicherer Anlagealternativen noch einmal deutlich ins Bewusstsein der Investoren gerufen. Auf Dauer werden diese nicht bereit sein, eine negative Realverzinsung zu akzeptieren. Auch angesichts des zunehmenden Anlagenotstands steigen in der zweiten Jahreshälfte die Chancen auf anziehende Aktiennotierungen. Deutsche Titel und Standardwerte aus dem Euroraum haben angesichts attraktiver Bewertungsrelationen im Vergleich zu US-Aktien u. E. das größere Erholungspotenzial.
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