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Europäische Währungsunion qualifiziert sich als optimaler Währungsraum

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Zinssenkungen der EZB lösen üblicherweise zwiespältige Reaktionen aus. Dogmatische Überlegungen stehen dabei im Vordergrund, während die tatsächlichen Rahmenbedingungen häufig ignoriert werden. Die jüngste Zinssenkung passt nun tatsächlich ins konjunkturelle Umfeld. Allerdings sind keine weiteren Zinssenkungen notwendig, da auch flexible Preis und Löhne sowie Faktormobilität unterstützend wirken. Die Europäische Währungsunion scheint sich also doch als ein optimaler Währungsraum zu qualifizieren. Ein Austritt Deutschlands aus der Europäischen Währungsunion zum jetzigen Zeitpunkt wäre somit nicht nur extrem teuer, sondern würde gerade dann erfolgen, wenn die notwendigen Anpassungsmechanismen anfangen zu greifen.

EZB-Zinssenkung aus Prinzip umstritten

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer letzen Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte auf den historischen Tiefststand von 0,5 Prozent gesenkt. Die Reaktionen darauf folgten dem üblichen Muster: Die Krisenbeschwörer bejubelten den Schritt als spätes Zeichen der Einsicht der europäischen Geldpolitiker. Aber nicht nur die Berufstauben haben ihre üblichen Kommentare verlauten lassen. Auch die Falken, die sich in der Tradition der Bundesbank sehen, haben sich zu Wort gemeldet und reflexartig auf die Risiken einer aufkommenden Inflation verwiesen. Überraschend ist in diesem Kontext, dass Bundesbank-Präsident Weidmann für die Zinssenkung gestimmt hat, obwohl er sich in der Vergangenheit ganz auf der traditionellen Linie der Bundesbank bewegte.

Andere Notenbanken werden weniger kritisch gesehen

Die zwiespältigen Reaktionen auf geldpolitische Maßnahmen der EZB sind nicht neu. Dahingegen werden Zinssenkungen und unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen der anderen großen Notenbanken mit Hinweis auf die positiven konjunkturellen Effekte zumeist einhellig begrüßt.

Zu welchem Lager zähle ich?

Sie werden sich an dieser Stelle vermutlich fragen, zu welchem Lager ich mich zähle. Dies zeigt, dass bei der Beurteilung geldpolitischer Maßnahmen der EZB nicht aktuelle konjunkturelle oder strukturelle Fragen im Vordergrund stehen. Vielmehr wird das Handeln der EZB üblicherweise normativen Überlegungen unterzogen.

Nicht dogmatisch, sondern analytisch arbeiten

Lösen wir uns also von der dogmatischen Sichtweise und analysieren die Daten. Zu Beginn dieses Jahres waren wir davon ausgegangen, dass die EZB die Leitzinsen nicht weiter senken würde. Diese Prognose basierte auf der Annahme, dass sich die Inflationsrate in der Eurozone in diesem Jahr bei durchschnittlich 2,2 Prozent und in Deutschland bei 2 Prozent bewegen und gleichzeitig die Konjunktur deutlich an Schwung gewinnen würde. Ausgehend von den Schwellenländern sollte der investitionsgetriebene Aufschwung zuerst in Deutschland und dann mit zeitlicher Verzögerung auch bei unseren europäischen Partnerländern einsetzen. Wenn dies so gekommen wäre, hätten wir uns vehement gegen eine Zinssenkung ausgesprochen. Allerdings ist es nicht so gekommen: Der Aufschwung in den Schwellenländern ist zwar sichtbar, fällt aber deutlich verhaltener aus als zum Jahreswechsel von uns angenommen. Entsprechend sind die Rohstoffpreise in den letzten Monaten stark gefallen - mit signifikanten Auswirkungen auf die gesamtwirtschafte Teuerung. Selbst in Deutschland ist der Rohölpreisrückgang mittlerweile an der Zapfsäule angekommen. In unseren europäischen Nachbarländern macht sich die Lohn- und Preisflexibilität nach unten bemerkbar. Wir haben daher unsere Inflationsprognosen für das Gesamtjahr sowohl für Deutschland als auch für die Eurozone auf 1,5 Prozent zurück genommen. Die Kombination aus einem zögerlichen Aufschwung und deutlich geringeren Inflationsrisiken ist ein Fakt, den selbst ein Zinsfalke nicht ignorieren kann. Wer also jetzt ernsthaft glaubt, dass der jüngste Zinsschritt der EZB die Inflationsspirale in Gang setzt, den kann ich beruhigen.

Anpassungsmechanismen in der Eurozone fangen an zu greifen

Jedoch muss auch den notorischen Schwarzsehern und ihrer Forderung nach weiteren Zinssenkungen sowie einer deutlich expansiveren Fiskalpolitik ein Riegel vorgeschoben werden. So zeigt gerade der Rückgang der Lohnkosten in unseren Nachbarländern mit entsprechenden Auswirkungen auf die dortige Inflationsrate, dass die klassischen Modelle der Anpassung bei Ungleichgewichten funktionieren. Darüber hinaus wirkt jetzt auch noch das nach Robert Mundell entscheidende Kriterium für einen optimalen Währungsraum, nämlich die Arbeitskräftemobilität von Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit in Regionen mit einem Arbeitskräftemangel. Die Zuwanderung nach Deutschland ist im letzten Jahr um 13 Prozent gestiegen. Besonders stark war der Zuwachs aus Italien, Griechenland und Spanien. Die Europäische Währungsunion scheint sich also doch als ein optimaler Währungsraum zu qualifizieren. Ein Austritt Deutschlands aus der Europäischen Währungsunion zum jetzigen Zeitpunkt wäre somit nicht nur extrem teuer, sondern würde gerade dann erfolgen, wenn die notwendigen Anpassungsmechanismen anfangen zu greifen.

Beitrag erschienen in "Die Welt", 14. Mai 2013 

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