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Landesbank Hessen-Thüringen

EZB im Krisenmodus

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Die politische und ökonomische Lage im Euro-Kernland Frankreich hat sich zuletzt deutlich eingetrübt. Die EZB dürfte durch die Erfolge der euroskeptischen Parteien alarmiert sein. Wir erwarten nunmehr zur Abwehr einer politischen Krise im Euroraum u.a. eine Zinssenkung. Vermutlich wird die EZB mit dem Ankauf verbriefter Forderungen sogar die Tür für ein QE-Programm ein Stück weit öffnen.
- Die Risiken, die sich durch eine robuste US-Konjunktur und der damit verbundenen Zinserhöhungsdiskussion in Amerika ergeben, dürften unter den geldpolitischen Bedingungen hierzulande überschaubar bleiben. Wir reduzieren daher unsere Renditeprognosen.
- Eine EZB im Expansionsmodus bedeutet für Deutschland ein dauerhaft zu niedriges Zinsniveau. Die negativen Begleiterscheinungen der ultralockeren Geldpolitik - wie der wachsende Anlagenotstand - nehmen zu.


Konjunkturerwartungen

Trotz des jüngsten Rückgangs des ifo-Geschäftsklimaindex ist die Stimmungslage bei den deutschen Unternehmen insgesamt relativ robust. Dies gilt ebenfalls für die deutsche Verbraucherstimmung, ablesbar am anhaltend hohen GfK-Konsumklimaindex. Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal um 0,8 % gestiegen und weist damit den stärksten Quartalszuwachs seit drei Jahren auf. Außerhalb Deutschlands stagniert jedoch das Wachstum in der Eurozone. Vor allem in Frankreich signalisieren sinkende Stimmungsindikatoren und der Rechtsruck bei den Europawahlen, dass das Land in einer Krise steckt. Reformen, Steuersenkungen und wachsende Staatsausgaben sollen die Wende bringen. Man setzt in Paris aber vor allem auf die Hilfe der EZB. Vor dem Hintergrund der enttäuschenden jüngsten Wachstumszahlen reduzieren wir die BIPJahresprognosen für den Euroraum von 1,2 % auf 1,0 %.

Rohstoffmärkte

Diversifikationspotenzial und Superzyklus als Metathemen des Rohstoffsektors nach der Jahrtausendwende sind inzwischen von weltweiten Umwelt-, Gesundheits-, Demografie- und Schuldenproblemen abgelöst worden. Dies wird sich auch zunehmend in der Dynamik des Rohstoffverbrauchs niederschlagen. So dürften auch die langfristigen Nachfrageschätzungen für diverse Gattungen allmählich moderater ausfallen. Gleichzeitig versuchen Produzenten, die Kosten zurückzuführen oder zumindest in Zaum zu halten. Indessen befinden sich die Rohstoffpreise auch inflationsbereinigt immer noch auf einem stattlichen Niveau. Ehrgeizige Langfristpreisprognosen dürften sich eher noch abflachen. Zyklisch gehen vorerst auch keine wirklich richtungsweisenden Impulse vom makroökonomischen Umfeld aus. Mit dem Abebben zuletzt dominierender Sondereinflüsse werden sich die Rohstoffindizes wohl in den kommenden Monaten wieder im Rahmen der seit 2011 zu beobachtenden Spannen beruhigen.

Inflationserwartungen

Im Mai dürfte die Euro-Teuerung auf einem reduzierten Niveau verharren, nachdem im April ein leichter Anstieg auf 0,7 % zu verzeichnen war. Dabei ist die Kernrate ohne Nahrungsmittel und Energie von 0,7 % auf 1,0 % angestiegen. Der Rückgang der Inflationserwartungen bei den Verbrauchern im Euroraum hat sich im Mai nach drei Rückgängen in Folge zumindest nicht weiter fortgesetzt. Die anhand inflationsindexierter Anleihen ermittelten Erwartungen bei den Anlegern sind hingegen zuletzt weiter gesunken und markieren ein neues Jahrestief. Anders ist die Situation in den USA. Die Kernteuerung fiel dort mit 1,8 % einen Tick höher als erwartet aus, so dass sich die Inflationserwartungen stabil auf einem deutlich höheren Niveau halten können. Ende 2014 dürfte die Kernrate angesichts der konjunkturellen Entwicklung bei rund 2¼ % liegen und damit einen moderaten Aufwärtstrend aufweisen.

Internationale Kapitalströme

Die geopolitischen Risiken sind zuletzt in den Hintergrund gerückt. Der DAX näherte sich der Marke von 10.000. Im Vordergrund stehen expansive Maßnahmen der EZB, die auch an den Rentenmärkten für Kursgewinne sorgten. Zudem zeigte das schwache Investoreninteresse an der jüngsten Emission von 10-jährigen Bunds, dass ein Krisenniveau von 1¼ % wohl eher eine Untergrenze darstellt. Zumal Investoren außerhalb der Eurozone den sinkenden Euro-Außenwert im Auge behalten dürften. Hier kündigt sich mit Hilfe der EZB eine Trendwende an. Bis zum Jahresende könnte der Euro-Dollar-Kurs auf 1,25 sinken. Insgesamt scheint vor allem die Leidenszeit konservativer Anleger noch lange nicht beendet zu sein. Das niedrige Zinsniveau und hohe Liquiditätsbestände dürften viele Anleger in riskantere Assets treiben.

Geldpolitik

Die EZB dürfte durch die Erfolge der euroskeptischen Parteien und die Krise in Frankreich alarmiert sein. Wir erwarten zur Stabilisierung der Konjunktur im Euroraum nunmehr stärkere Maßnahmen der Währungshüter, u.a. eine Zinssenkung. Vermutlich wird sie eine moderate Lockerung um 10 Basispunkte vornehmen, wobei sie wahrscheinlich auch den Einlagenzins in negatives Terrain drückt. Dass mit Extremzinsen Risiken verbunden sind, wird von Seiten der EZB zwar nicht bestritten, allerdings werden diese als beherrschbar angesehen. Vor dem Hintergrund, dass die bei der EZB geparkten Überschussreserven relativ überschaubar sind, ist es jedoch zweifelhaft, ob sich spürbare Effekte auf die Kreditvergabe im Euroraum einstellen. Vermutlich wird der EZB-Rat, auch um eine stärkere psychologische Wirkung zu erzielen, mit dem Ankauf verbriefter Forderungen die Tür für ein QE-Programm ein Stück weit öffnen.

US-Rentenmarkt

Die anhaltend positive Entwicklung am US-Arbeitsmarkt stellt ein Gegengewicht dar, zu den witterungsbedingt zuletzt schwachen US-Wachstumszahlen. Die Erstanträge und die Arbeitslosenquote verzeichnen zyklische Tiefstände. Der Stellenaufbau hat nach der Winterdelle erwartungsgemäß angezogen und lag in den drei Monaten von Februar bis April im Schnitt wieder bei 225.000. Damit entwickeln sich die Schlüsselgrößen für die Geldpolitik in die gewünschte Richtung. Zusätzliche Beschäftigung stützt zudem auch die privaten Konsumausgaben. Vom US-Rentenmarkt ist im zweiten Halbjahr daher mit Gegenwind zu rechnen. Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Zinswende im frühen Jahresverlauf 2015 sollte zu einer deutlich steilen Zinsstruktur bei Treasuries im zweiten Halbjahr führen. Allerdings dürften die Abhängigkeiten von Bundesanleihen nur etwa halb so hoch sein wie in vergangenen Zyklen: Eine Renditebewegung 10-jähriger US-Staatsanleihen um 50 Basispunkte bedeutete im Durchschnitt eine Veränderung bei Bunds um 40 Basispunkte.

Basisszenario für Zinsprognosen

Die Konjunkturerholung im Euroraum verläuft schleppend. Deflationsängste bestehen aufgrund zunächst noch niedriger Teuerung weiter. Die EZB bleibt angesichts der kritischen Lage in Frankreich im Lockerungsmodus und stabilisiert damit das niedrige Renditeniveau. Positive Impulse auf die Weltwirtschaft gehen vor allem von den USA aus. Die Fed reduziert ihre Anleihekäufe kontinuierlich, sodass im vierten Quartal das Kaufprogramm endet. Gute US-Konjunkturdaten befeuern die Diskussionen über eine raschere Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik. Der Euro wird schwächer. Die Konjunkturdynamik in den Schwellenländern bleibt unterdurchschnittlich. Rohölpreise und Inflationserwartungen weisen keine großen Sprünge auf.

Alternativszenarien für Rentenmärkte

Rezessionsszenario: Der Aufschwung der Weltwirtschaft gerät ins Stocken. Unternehmen und Haushalte verlieren das Vertrauen in die Wachstumskräfte. Der Investitionszyklus bricht ebenso ab wie die private Nachfrage. Deutschland rutscht in eine Rezession. Die Euro-Schuldenkrise verschärft sich. Die EZB verstärkt die unkonventionellen Maßnahmen und kauft im großen Stil Staatsanleihen auf.

Aufschwungszenario: Der Investitionszyklus gewinnt rasch an Breite. Der globale Konjunkturzug nimmt enorm Fahrt auf. Die Notenbanken schießen über das Ziel hinaus und zögern, ihre Geldpolitik zurückzufahren. Die üppige Liquiditätsausstattung befeuert damit nicht nur die Kapitalmärkte, sondern treibt sukzessive auch die Geldentwertung in der Realwirtschaft.

Performancerückblick

Die Ertragskurven in den letzten drei Monaten waren sich relativ ähnlich. Die beste Performance lieferten kurz vor dem Mai-Ultimo sieben- bis zehnjährige Bundesanleihen sowie Pfandbriefe mit einem Plus von rund 1,2 Prozent. Es folgten mittlere und kurze Laufzeiten. In der Jahresbilanz liegen Bundesanleihen leicht vorne. Sieben- bis zehnjährige Anleihen führen mit einer Performance von 5,8 % bzw. 5,4 %. Fünf- bis siebenjährige Bonds weisen einen Zuwachs von rund 3,9 % bzw. 3,8 % auf. Drei- bis fünfjährige Rentenpapiere legten um 2,2 % bzw. 2,1 % zu. Kurze Laufzeiten weisen nur ein kleines Plus von rund 0,5 % auf.

Ertragssensitivitäten

Mit sinkendem Renditeniveau steigt auch die Ertragssensitivität. Für den Betrachtungszeitraum von drei Monaten ergeben sich über das gesamte Laufzeitenspektrum bei deutschen Pfandbriefen keine Verluste, wenn der Renditeanstieg auf maximal sieben Basispunkte begrenzt bleibt. Im Januar lag dieser Schwellenwert noch bei zehn Basispunkten. Bei einem Zinsanstieg um 20 Basispunkte zeigt die Simulation einer Anlage mit einer Laufzeit von fünf Jahren einen Verlust von 0,6 %. Im umgekehrten Fall ergibt sich ein Gewinn von etwa 1,4 %.

Im Negativszenario würden alle Laufzeiten einen Verlust aufweisen. Langlaufende Pfandbriefe hätten ein Minus von rund 4 % zu verzeichnen. Der maximale Ertrag im positiven Szenario bei einer Investition in lange Laufzeiten läge bei etwa 3 %.

Laufzeitenempfehlung

Die Zinsstruktur deutscher Staatsanleihen hat sich im Zuge verstärkter Zinssenkungsfantasie deutlich abgeflacht. Mit annähernd 120 Basispunkten hatte der 10/2-Spread zwischenzeitlich das Tief vom Mai letzten Jahres erreicht. Angesichts der relativ robusten Konjunktur hierzulande, ist das Ausmaß der jüngsten Einengung zwar überraschend. Es zeigt jedoch auch, dass der Einfluss der Wachstumsaussichten der Krisenländer höher einzustufen ist. Im Falle einer Zinssenkung auf diesem Niveau, dürfte sich der Trend zu einer flachen Zinsstruktur erfahrungsgemäß nicht fortsetzen. Anders sieht die Welt aus, wenn sich die Konjunkturaussichten massiv eintrübten bzw. die EZB ein Ankaufprogramm mit Staatsanleihen startet.

Portfoliostruktur

Die Duration im Musterportfolio liegt bei 4,1 unterhalb der Benchmark von 5,2. Kurze Laufzeiten bis zu 1½ Jahren werden mit 5 % dotiert. Der Anteil zwei- und dreijähriger Anleihen liegt bei 35 %. Vier- und fünfjährige Anleihen besitzen mit 40 % ein deutliches Übergewicht gegenüber der Benchmark. Der Anteil sechs- und siebenjähriger Rentenpapiere liegt ebenso wie der von acht- bis zehnjährigen Anleihen bei jeweils 10 %. Die zu erwartende Performance bei Eintritt des Basisszenarios auf Sicht von drei Monaten ist mit null zu veranschlagen. Im Worst-Case-Szenario ergäbe sich ein Verlust von 2,1 %, im Best-Case-Szenario ein Ertrag von 1,7 %.

Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.

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