Die Bankenwelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, den die nun seit über fünf Jahren währende Finanzmarktkrise angestoßen hat. Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand und werden auch mit Hinblick auf verschärfte Regularien neu ausgerichtet. Neben den strengeren Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften im Rahmen von Basel III tragen die anhaltenden Marktunsicherheiten und verhaltenen Ertragsperspektiven dazu bei, dass sich viele Institute rund um den Globus zur Modifikation ihrer Strategie und zu Rationalisierungen gezwungen sehen. Die Konzentration auf Kerngeschäftsfelder und die Refokussierung auf den Heimatmarkt sind in diesem Anpassungsprozess von besonderer Bedeutung, was mit einer Rückführung der Überkapazitäten einhergeht. Insbesondere im einst so rentablen Investmentbanking herrscht Rationalisierungsdruck angesichts eines verschlechterten Marktumfelds und einer strengeren Regulierung. Derweil hat das klassische Kreditgeschäft in der Krise weniger gelitten und erlebt teilweise eine regelrechte Renaissance.
So ist die traditionell wichtige Rolle des Kreditgeschäfts in Deutschland gegenwärtig von Vorteil. Das deutsche Bankensystem ist vom tiefen Einschnitt im Investmentbanking weniger betroffen als etwa das britische. Nichtsdestotrotz sind die Anpassungsprozesse in der hiesigen Bankenlandschaft noch längst nicht abgeschlossen. Verglichen mit dem Zeitpunkt des weltweiten Krisenausbruchs im Sommer 2007 gilt das deutsche Finanzsystem laut Finanzstabilitätsbericht der Deutschen Bundesbank mittlerweile als robuster.
Immer weniger Banken in Europa und Deutschland
Der von der Krise ausgelöste Umbruch in der Finanzwelt hat den europaweiten Trend einer sinkenden Institutszahl verstärkt. Trotz wachsender Mitgliederzahl in der Eurozone ist die Bankenanzahl massiv gesunken - seit 1999 um fast 30 % auf gut 7.000 Institute Anfang 2013.1 In den letzten Jahren vollzog sich dies mit erhöhter Geschwindigkeit (-15 % allein seit 2009). Im deutschen Bankwesen war der Rückgang der Institutszahl seit 1999 mit rund 40 % besonders ausgeprägt.
Von den rund 2.000 Banken in Deutschland sind gut die Hälfte Kreditgenossenschaften und jeweils etwa 20 % Sparkassen bzw. Kreditbanken. Für die langfristige Konsolidierung im deutschen Bankwesen sorgten zahlreiche Zusammenschlüsse insbesondere im Sparkassen- und Genossenschaftssektor. Diese Veränderungen in der deutschen Bankenlandschaft manifestieren sich auch auf Filialebene, wo schon seit Anfang der 90er Jahre eine kontinuierlich sinkende Anzahl auf zuletzt unter 38.000 zu beobachten ist (1995: knapp 68.000). Diese Zahl erscheint im Vergleich zu deutschlandweit knapp 21.000 Apotheken bzw. nahezu 15.000 Tankstellen immer noch hoch.
Von den kleinen, oftmals nur noch wenig frequentierten Zweigstellen in vielen Ortschaften werden aus Rentabilitätsgründen immer mehr geschlossen. Die verbreitete Nutzung von Bankdienstleistungen via Internet trägt maßgeblich zur Verschlankung des Filialnetzes in Deutschland bei. Die Bedeutung des Online-Banking wächst durch die erhöhte Technikaffinität und Flexibilität vieler Kunden, ihre Bankverbindung zu wechseln bzw. bei mehreren Instituten zu unterhalten. Der intensive Wettbewerb im Privatkundengeschäft, der auch mit Banken ohne eigenes Filialnetz und gar mit branchenfremden Anbietern zunimmt (z.B. Online-Bezahlsysteme von Internetunternehmen), fördert die Digitalisierung von Bankdienstleistungen. So setzt sich der rückläufige Trend der Zweigstellenanzahl in Deutschland fort, wenngleich Filialen mit ihrem persönlichen Beratungsangebot auch in Zukunft nicht wegzudenken sind.
Frankfurt weiterhin attraktiv für In- und Auslandsbanken
Am Finanzplatz Frankfurt war der europa- und deutschlandweite Schrumpfungsprozess der letzten Jahre nicht zu beobachten. Vor Ausbruch der globalen Finanzkrise kamen immer wieder neue Institute an den Main und die Gesamtzahl wuchs beständig. Das deutsche Finanzzentrum hat gemessen an seiner Bankenanzahl den dann aufkommenden globalen Wirbelstürmen gut standgehalten und ist nach wie vor ein attraktiver Standort für zahlreiche Akteure aus dem In- und Ausland: Zwar hat sich die Anzahl der mit Hauptsitz in Frankfurt vertretenen Kreditinstitute von Ende 2008 bis Ende 2011 um 14 auf 215 verringert. Angesichts der weltweiten Verwerfungen handelt es sich hierbei allerdings um einen moderaten Rückgang, der prozentual sogar geringer ausfällt als nach Platzen der dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends. Trotz andauernder Konsolidierung in der Finanzwelt nahm die Anzahl der Frankfurter Banken 2012 wieder zu und lag zum Jahresende bei 221 - lediglich acht Institute weniger als vor der weltweiten Krise.
Viele internationale "player" haben den deutschen Markt im Visier und unterstützen die grenzüberschreitende Handelsfinanzierung ihres Heimatlandes, wofür die Präsenz direkt vor Ort sehr förderlich ist. Zudem sucht sich so manche Auslandsbank eine Nische im wettbewerbsintensiven Markt, indem sie beispielsweise für hierzulande ansässige Landsleute und Unternehmen maßgeschneiderte Finanzprodukte anbietet. Darüber hinaus spielt das deutsche Finanzzentrum dank seiner zentralen Lage innerhalb Europas und seiner hervorragenden Infrastruktur grundsätzlich eine wichtige Rolle für Geschäftsaktivitäten weit über die eigenen Ländergrenzen hinweg. Diese Drehscheibenfunktion Frankfurts ist ein wichtiges "asset" im Standortwettbewerb. Für Banken aus einem anderen Kontinent eignet sich die Main-Metropole bestens, um von hier sämtliche Geschäftsaktivitäten in Kontinentaleuropa abzuwickeln.
Natürlich hinterlässt die krisenbedingte Refokussierung der Auslandsbanken, die aus Kapazitätsanpassungen und der Neudefinition von Geschäftsmodellen resultiert, ihre Spuren auch am Finanzplatz Frankfurt. Doch mit zuletzt 194 ausländischen Hauptsitzen und Repräsentanzen aus rund 40 verschiedenen Ländern weist die Main-Metropole nach wie vor eine stattliche Anzahl internationaler Akteure auf - kaum weniger als zu Hochzeiten (gut 200 Auslandsbanken). Trotz des rund um den Globus zurückhaltenden Engagements international tätiger Banken wurden im vergangenen Jahr sogar ausländische Institute neu als geschäftstreibende Niederlassung in Frankfurt verzeichnet, was eine Strategieentscheidung mit längerfristigem Charakter darstellt (Jahresendstand insgesamt 156 ausländische Hauptsitze). Dies wurde von einer leichten Verringerung der Repräsentanzen begleitet (zuletzt 38). Für Auslandsbanken bleibt Frankfurt eingebettet in die renommierte größte Volkswirtschaft Europas ein wichtiger Finanzplatz mit Geschäftspotenzialen und vielfältigen Standortqualitäten.
Frankfurt eindeutig führend im deutschen Bankwesen
Zur jahrelang positiven Entwicklung der Frankfurter Bankenanzahl entgegen des europa- und deutschlandweiten Trends und zur moderaten Konsolidierung trägt auch die Konzentration des deutschen Bankwesens auf ihr Herzstück am Main bei. Vor einschneidenden Anpassungen am deutschen Finanzzentrum verschlanken sich Kreditinstitute oftmals zuerst an anderen Standorten bzw. verlagern Geschäfte hin zur Konzernzentrale, die häufig am Main liegt.
Der Vergleich mit anderen inländischen "Finanzplätzen" zeigt die Fokussierung auf Frankfurt: Als Bankenstandort gibt es für die Main-Metropole keine wirkliche Konkurrenz in der Bundesrepublik. Frankfurt ist der unangefochtene Spitzenreiter im deutschen Finanzwesen, was sich an zahlreichen Indikatoren ablesen lässt: Beispielsweise liegt Frankfurt bei der Bankenanzahl klar vorn. Mit großem Abstand folgten Ende 2011 München und Hamburg mit knapp 60 bzw. rund 50 Kreditinstituten. Gut 30 Banken waren jeweils in Berlin, Düsseldorf und im Raum Köln/Bonn ansässig, rund 20 in Stuttgart. Daneben gab es noch etliche Kreditinstitute über ganz Deutschland verstreut.
Die Verteilung der nach Bilanzsumme größten Banken Deutschlands auf die einzelnen Städte bestätigt die Vormachtstellung Frankfurts, zeigt aber eine andere Rangfolge der Regionalstandorte: Ende 2011 waren von den Top 100 Instituten vierzehn am Main beheimatet bzw. vier aus den Top 10. Bei den damaligen Top 100 rangierte Düsseldorf an zweiter Stelle, München an dritter und Berlin an vierter (zehn bzw. acht bzw. sechs Hauptsitze). Köln/Bonn und Stuttgart kamen auf je vier der größten Konzernzentralen, Hamburg auf drei. Von den Top 10 Banken hatten zwei München sowie jeweils eine Köln/Bonn und Stuttgart zu ihrem Hauptstandort erkoren.
Wie bei der Instituts- führt Frankfurt auch bei der Mitarbeiteranzahl. Die Main-Metropole kam Mitte 2012 mit knapp 74.400 Bankbeschäftigten auf einen Anteil von fast 11 % an den insgesamt 685.000 Bankmitarbeitern hierzulande. Es folgten München und Hamburg mit Anteilen von fast 6 % bzw. 4 %. Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart kommen jeweils auf 3 %. Der Großteil des Bankenpersonals in Deutschland verteilt sich auf viele kleinere Städte und Ortschaften.
Frankfurter Bankbeschäftigung in letzten Jahren robust
Die krisenbedingte Konsolidierung ist hierzulande deutlich spürbar.Viele Banken bauen zur Kosteneinsparung Personal ab. Doch wie stark ist speziell der Finanzplatz Frankfurt davon betroffen?
Der Beschäftigung am Finanzplatz Frankfurt liegt eine andere Entwicklung zugrunde als in Deutschland: Statt des seit vielen Jahren rückläufigen Trends in der Bundesrepublik reagiert die Bankbeschäftigung am deutschen Finanzzentrum vielmehr zyklisch. Während sie in Deutschland seit Platzen der dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends kontinuierlich um insgesamt 13 % gesunken ist (-98.000 Stellen seit dem Höchststand 2000/2001), liegt sie in Frankfurt heute etwa 8 % niedriger (-6.500 Arbeitsplätze). Anders als in Deutschland stellten die Frankfurter Kreditinstitute in den Jahren 2006 bis 2008 vermehrt neue Mitarbeiter ein - ein Zuwachs um 5 % auf rund 76.000. Mit Ausbruch der globalen Finanzkrise drehte dies, und die Bankbeschäftigung am Main ging bis Mitte 2010 fast im gleichen Ausmaß auf 72.500 zurück. Doch dann kam wieder eine Kehrtwende: Bis Herbst 2011 wurden rund 2.000 neue Jobs in den Frankfurter Bankentürmen geschaffen. Seitdem pendelte die hiesige Bankbeschäftigung um knapp 74.400 bis 74.500 Mitarbeiter. Unter dem Strich hat Frankfurt in Folge der globalen Finanzmarktkrise bislang lediglich 2 % seiner Bankmitarbeiter eingebüßt (zuletzt rund 1.600 Stellen weniger als Ende 2008). Dies dürfte auch daran gelegen haben, dass die Kräfte in Krisenzeiten vermehrt in den Konzernzentralen am Main gebündelt werden.
Andernorts in der Bundesrepublik bauten die Institute in den letzten Jahren durchgehend und spürbar ab, so dass der Anteil der Main-Metropole an der deutschen Bankbeschäftigung bis fast an die 11 %-Marke heran geklettert ist - ein neuer Höchststand. So hat die Konzentration der deutschen Bankbeschäftigung auf den Finanzplatz Frankfurt während der Krise weiter zugenommen. Lediglich in München und Berlin war die Entwicklung ähnlich wie am Main und drehte im Verlauf von 2011 leicht ins Positive; Hamburg pendelte seitwärts. In den anderen größeren Städten war von Ende 2008 bis Mitte 2012 eine abnehmende Beschäftigung im Kreditgewerbe zu beobachten, besonders ausgeprägt war der Personalabbau im Raum Köln/Bonn und in Stuttgart (-9 % bzw. -7 %). In allen Großstädten zusammen (ohne Frankfurt) wurden bis letzten Sommer rund 6.300 bzw. 4 % der Arbeitsplätze bei Banken gestrichen. Zusätzlich überprüften die Institute ihr Filialkonzept und dünnten ihre Personalkapazitäten in der Fläche Deutschlands aus. Dies bedeutet eine zunehmende Ballung der Bankbeschäftigung am deutschen Finanzzentrum. So richtet sich der Fokus immer stärker auf Frankfurt - seine Bedeutung als deutsches Bankenzentrum wächst gerade in diesen so schwierigen Zeiten.
Beschäftigungskorrektur moderater als in London
Angesichts der jüngsten globalen Schreckensmeldungen über Stellenstreichungen in der Finanzbranche haben sich auch unter Frankfurter Bankern Ernüchterung und Sorgen um den eigenen Job breitgemacht. Diese Unsicherheit spiegelt die Finanzpresse wider. Nicht selten werden schlagkräftige Zahlen über den Arbeitsplatzabbau von Banken kommuniziert, während der Zeitraum dieser Sparmaßnahmen und die unterschiedliche Betroffenheit einzelner Standorte oftmals nicht konkretisiert werden. Viele der Meldungen betreffen auch Institute, die in Frankfurt ansässig sind. Dies spricht in der Summe für einen Beschäftigungsrückgang am deutschen Finanzzentrum.
Darauf deutet auch der umfragebasierte IHK-Beschäftigungsindikator für Frankfurter Kreditinstitute hin, der unter Berücksichtigung eines leichten Vorlaufs bisher eine enge Korrelation mit der tatsächlichen Bankbeschäftigung in der Main-Metropole aufwies. In der jüngsten Umfrage von Anfang dieses Jahres gingen weiterhin zwei Drittel der befragten Frankfurter Kreditinstitute von einem gleich bleibenden inländischen Personalbestand in den kommenden Monaten aus. Mit knapp einem Drittel waren es nun etwas mehr Banken, die ihre Beschäftigung abzubauen planen. Daneben gab es gleichwohl einige Institute, die neue Mitarbeiter einstellen wollen (mittlerweile allerdings weniger als 5 %). Der aus diesen Angaben abgeleitete Gesamtindikator für die Beschäftigungsplanung Frankfurter Kreditinstitute ist somit im negativen Bereich weiter gesunken.
Der Finanzplatzindikator des Center for Financial Studies (CFS) bewegte sich in puncto Beschäftigungsentwicklung bei Kreditinstituten in den letzten beiden Jahren tendenziell seitwärts um die Marke von 100 Indexpunkten, die für eine unveränderte Beschäftigung steht. Jüngst brach dieser Stimmungsindikator jedoch ein. Sowohl die Beschäftigungslage im Schlussquartal 2012 als auch die Beschäftigungserwartungen für das Anfangsquartal 2013 wurden von den Banken nun deutlich schlechter beurteilt. Beim CFS-Indikator ist zu berücksichtigen, dass zwar der Schwerpunkt auf der Main-Metropole liegt, die Befragten aber teils an anderen deutschen Standorten ansässig sind (knapp 80 % der Banken in Frankfurt). Beide Umfragen von IHK und CFS untermauern die Erwartung einer Beschäftigungskorrektur, sind allerdings mehr eine gute Momentaufnahme der Stimmung am Bankenplatz als weit in die Zukunft weisende Frühindikatoren.
Wie stark der Personalabbau in der Finanzwelt speziell Frankfurt trifft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch der Finanzplatz Frankfurt dürfte sich zwar den spürbaren krisenbedingten Belastungen nicht vollständig widersetzen können. Doch gibt es am Main einige Entlastungsfaktoren für den Arbeitsmarkt in der Finanzbranche: Die Konsolidierung wird auch weiter mit einer verstärkten Konzentration der Geschäftsaktivitäten auf das führende deutsche Finanzzentrum einhergehen. Somit dürfte der Rückgang der Bankbeschäftigung in Frankfurt letztlich geringer ausfallen als im gesamten Bundesgebiet. Zudem besteht in den hiesigen Konzernzentralen aufgrund der sich verschärfenden Regularien gegenwärtig ein erhöhter Bedarf an hochqualifizierten Spezialisten z.B. im Risikomanagement. In Reaktion auf die intensivere und anspruchsvollere Regulierung wird von vielen Instituten Fachpersonal gesucht. Diese Neueinstellungen sind für die Kreditinstitute allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden, ohne unmittelbare Auswirkungen auf ihre Erträge.
Gleichzeitig stärkt Frankfurt im Frühjahr 2014 sein Profil als europäische Aufsichtsmetropole - mit langfristig positiven Folgen. Neben dem internationalen Image-Gewinn für den Standort bedeutet die Schaffung einer einheitlichen Bankenaufsicht unter dem Dach der Europäischen Zentralbank (EZB) personelle Aufstockungen. Noch wird über die Aufteilung zwischen zentraler europäischer und nationaler Bankenaufsicht intensiv diskutiert, so dass der genaue Personalbedarf in Frankfurt letztlich schwer abzuschätzen ist. Für den Anfang ist mit mehreren hundert Neueinstellungen zu rechnen, ähnlich wie die Notenbank Ende der 90er Jahre mit gut 500 Mitarbeitern in Frankfurt ihre Arbeit aufgenommen hat. Über die Jahre dürfte das Personal weiter aufgestockt werden, wie die Historie der EZB und anderer EU-Institutionen nahelegt. Langfristig ist sogar mehr als eine Verdoppelung der derzeitigen Personalstärke von gut 1.600 Mitarbeitern im Gespräch. Durch die beständig wachsende Bedeutung der EZB erhöht sich gleichsam die Motivation für Geschäftsbanken, ein Büro in der Nähe zu unterhalten. So erweitert sich das Spektrum an Jobs in der hiesigen Finanzbranche, das mit einer Vielzahl verschiedenster wichtiger Akteure ohnehin bereits breit angelegt ist und dadurch zur Stabilisierung der Gesamtzahl an Beschäftigten beiträgt.
Ferner kommt Frankfurt sein begrenztes Engagement im massiv unter Druck geratenen und nun deutlich dezimierten Investmentbanking zugute. Die Rückführung dieses Geschäftsbereichs betrifft auch bei den deutschen Banken vorwiegend den Standort London. Demgegenüber haben die Institute in Frankfurt mit dem hierzulande traditionell maßgeblichen Kreditgeschäft weiterhin recht gut zu tun. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Konjunktur in Deutschland nach wie vor überdurchschnittlich entwickelt (Wachstumsprognose 2013: rund 1 % gegenüber Stagnation in der Eurozone). So dürfte der gesamtdeutsche Arbeitsmarkt bei einer im Jahresverlauf anziehenden Konjunktur wieder an Dynamik gewinnen. Eingebettet in eine international bedeutende Volkswirtschaft kann das deutsche Finanzzentrum von den vergleichsweise guten konjunkturellen Rahmenbedingungen, der hohen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen und den sich dadurch eröffnenden Geschäftspotenzialen maßgeblich profitieren.
All dies mildert den konsolidierungsbedingten Stellenabbau am Finanzplatz Frankfurt. Dieser steht unmittelbar bevor, wie die unlängst von mehreren Instituten angekündigten Sparmaßnahmen nahelegen. Allerdings handelt es sich dabei um mehrjährige Anpassungsprozesse, beispielsweise aufgrund von Beschäftigungsgarantien. Die unvermeidlichen personellen Einsparungen werden im Dialog mit Betriebsräten und Gewerkschaften möglichst sozialverträglich ausgestaltet sowie weitere Stellschrauben zur Reduktion der Personalkosten genutzt (z.B. Flexibilisierung von Arbeitszeiten oder Begrenzung von Gehaltssteigerungen oder Boni). Vermutlich wollen die hiesigen Banken auch ihren Fehler aus der Zeit nach Platzen der dotcom-Blase vermeiden, als sie viele Mitarbeiter entlassen haben, die sie schon bald darauf wieder benötigten.
Bis Ende 2014 erwarten wir einen Beschäftigungsrückgang am deutschen Finanzzentrum um gut 2 % auf rund 73.000 Bankmitarbeiter. Damit dürften in den Frankfurter Bankentürmen unter dem Strich noch einmal rund 1.500 Jobs wegfallen und der kriseninduzierte Personalabbau seit 2008 lediglich etwas mehr als 3.000 Mitarbeitern ausmachen. Für die einzelnen Betroffenen zwar höchst schmerzlich, wäre dies in der Summe jedoch eine eher glimpfliche Reaktion des Frankfurter Arbeitsmarktes auf die globale Finanzkrise. Im gesamten Bundesgebiet ist letztlich mit umfangreicheren Stellenstreichungen zu rechnen, da sich die Ausdünnung der flächendeckenden Filialnetze zugunsten der Nutzung von Online-Dienstleistungen fortsetzt und auch signifikante Sparprogramme bei einigen Banken abseits von Frankfurt anstehen. Insofern dürfte der Rückgang bei der Bankbeschäftigung speziell in der Main-Metropole im Trend geringer ausfallen als in Deutschland insgesamt.
Gerade auch im internationalen Vergleich zeigt die Beschäftigungsentwicklung, wie gut der Finanzplatz Frankfurt durch die Krise kommt. In London rollt die Kündigungswelle mit wesentlich mehr Schwung, was maßgeblich an dessen Rolle als europäische Metropole des Investmentbanking liegt und wozu die höheren Arbeitskosten an der Themse nicht unwesentlich beitragen. Auch wenn Entlassungen nach dem britischen Kündigungsrecht unmittelbarer möglich sind, ist dort noch längst nicht alles vorbei. Nach Schätzung des Centre for Economic and Business Research ist die Zahl der im Londoner Finanzgewerbe tätigen Mitarbeiter von 2007 bis 2012 bereits um 30 % auf rund 250.000 gesunken und dürfte 2013/2014 um weitere 5 % fallen (insgesamt fast -118.000 Stellen). So ist am britischen Finanzzentrum in Folge der Krise ein kräftigerer Personalabbau zu erwarten als am deutschen, und zwar auch unter Berücksichtigung unterschiedlicher Abgrenzungen der Prognosen.
Besser ist die Arbeitsmarktlage an den führenden Finanzstandorten Asiens wie Hongkong oder Singapur, die sich bei der Anzahl ihrer Finanzakteure weiter dynamisch entwickeln. Dies ist ein Grund mehr für das deutsche Finanzzentrum sich nicht auszuruhen, sondern seine Potenziale zu nutzen und weiterzuentwickeln. Frankfurt wächst in seiner Bedeutung als deutsches Finanzzentrum und als europäische Aufsichtsmetropole. Diesen Chancen für die Positionierung im internationalen Standortwettbewerb stehen allerdings Risiken einer zu starken Regulierung gegenüber.