- Der Devisenmarkt bewegte sich in ruhigerem Fahrwasser, der Euro-Dollar-Kurs ist leicht gestiegen. Die Währungen der Rohstoffexporteure sowie einiger Schwellenländer erholten sich merklich.
- Der US-Dollar gab in den letzten Monaten gegenüber dem Euro nach – ungeachtet der Aufwertung gegenüber vielen anderen Währungen. Die ausbleibende Zinswende der Fed und ein nachlassender US-Renditevorteil belasteten. Zudem erhöhte sich die Konjunkturunsicherheit in den USA. Da auch die Bewertungen und die Markttechnik derzeit gegen den Dollar sprechen, dürfte der Euro-Dollar-Kurs unabhängig vom Zeitpunkt der Zinswende ansteigen. Erst im Laufe von 2016 eröffnet sich für den Greenback wieder Potenzial.
- Helaba Währungsprognosen
Der US-Dollar gehört in diesem Jahr zu den stärksten Währungen. Die rasante Dollar-Rally setzte bereits Mitte 2014 ein. Während sich der Höhenflug des Greenback in den letzten Monaten gegenüber Währungen aus den Schwellenländern sowie von Rohstoffexporteuren fortsetzte, geriet die Aufwertung gegenüber dem Euro und dem Japanischen Yen ins Stocken. Genau genommen erreichte der Euro-Dollar-Kurs schon im März mit 1,05 sein Tief und stieg seitdem auf zuletzt über 1,14 an.
Die Stärke des US-Dollar basierte auf der Erwartung, dass die Federal Reserve im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken eine restriktivere Geldpolitik einschlägt. Durch den damit verbundenen Zinsvorteil würde der Greenback attraktiver. Die anderen Notenbanken, allen voran die EZB, haben mit den expansiven Maßnahmen wie dem Anleihekaufprogramm ihren Beitrag zu einem niedrigeren Euro-Dollar-Kurs geliefert. Die Fed hingegen hat die schon für das Frühjahr erwartete Leitzinsanhebung immer noch nicht vollzogen, auch wenn sie nach wie vor von höheren Zinsen in diesem Jahr spricht.
Die robuste Entwicklung am US-Arbeitsmarkt – vor allem der Rückgang bei der Arbeitslosenquote auf 5,1 % – spricht für eine restriktivere Geldpolitik. Auch das Wirtschaftswachstum von vermutlich knapp 2,5 % in diesem Jahr erfordert keine Fortsetzung der Nullzinspolitik. Andererseits steht die Fed nicht unter akutem Handlungsdruck: Die Teuerung liegt aufgrund des Ölpreisverfalls nahe Null. Die Lohninflation ist ungeachtet des engeren Arbeitsmarktes nur moderat. Zudem hat sich das BIP-Wachstum im dritten Quartal wohl spürbar verringert. Die Zahl der Beschäftigten stieg zuletzt ebenfalls langsamer. Die Entwicklung an den Finanzmärkten sowie der Weltkonjunktur – insbesondere China – begründen ebenso die abwartende Haltung der Fed.
Die Zinswende in diesem Jahr ist keineswegs vom Tisch. Schließlich leidet auch die Glaubwürdigkeit der Fed, wenn sie ihren Worten nie Taten folgen lässt. Unabhängig vom Zeitpunkt des ersten Schrittes zeichnet sich jedoch ab, dass dieser Zinserhöhungszyklus äußerst behutsam verlaufen wird. So sinken in den USA die Renditen für zwei- bis dreijährige Laufzeiten und damit auch der bis ins erste Halbjahr 2015 gestiegene US-Zinsvorteil gegenüber dem Euro. Ohnehin wirkte der Rückgang des Euro-Dollar-Kurses schon im Vergleich zu den Renditedifferenzen überzogen. Mit der schrumpfenden Zinsfantasie wird die Luft für den US-Dollar noch dünner.
Hinzu kommt, dass längerfristige Argumente den US-Dollar zumindest gegenüber dem Euro nicht unterstützen. Gemäß der Kaufkraftparität um 1,25 US-Dollar ist der Euro deutlich unterbewertet. Während die Eurozone einen merklichen Leistungsbilanzüberschuss aufweisen kann, verharrt die USA im Defizit. Zwar hat sich dieser Fehlbetrag gemessen am BIP mehr als halbiert. Jenseits des Energiesektors – die höhere eigene Ölförderung sowie der Preisverfall reduzierten die Importe –
Die expansive Politik der EZB stützt auf der einen Seite den US-Dollar, zumal zumindest eine zeitliche Ausweitung der Anleihekäufe über September 2016 hinaus nicht auszuschließen ist. Auf der anderen Seite belasten die hohe Bewertung sowie der gesunkene Renditevorteil den US-Dollar. Selbst eine erste Zinsanhebung im Dezember dürfte das Bild nicht grundlegend ändern, schließlich wurde diese am Devisenmarkt schon im Vorfeld eingepreist. Die weiterhin einseitige Positionierung spekulativer Anleger – eher ein Kontraindikator – sowie die Markttechnik – das „Golden Cross" (der 50-Tage-Durchschnitt schneidet den 200-Tage-Durchschnitt von unten nach oben) – sprechen eher für einen stärkeren Euro. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte in den nächsten Monaten bis auf 1,20 ansteigen. Erst wenn die Fed im kommenden Jahr Ernst macht und dem ersten Zinsschritt eine Reihe von weiteren folgen lässt, dreht sich das Blatt wieder zu Gunsten des US-Dollar.
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