Makroökonomische Faktoren werden angesichts einer in China und den USA inzwischen eher auf Sicht fahrenden und nicht mehr so kompromisslos wachstumsfördernden Wirtschaftspolitik bei den meisten Rohstoffen zu Gunsten der fundamentalen Entwicklung an den physischen Märkten weiter an Gewicht verlieren. Auch von der Eurozone und Japan sind hier keine spektakulären Einflüsse zu erwarten. Jenseits von geopolitischen und klimatischen Risiken ist gleichzeitig in der Breite für die kurze und mittlere Sicht keine ernst zu nehmende Knappheit auszumachen. Somit dürfte der Aufwärtsspielraum der meisten Rohstoffnotierungen weiterhin begrenzt sein.
Preisberuhigung durch wachsendes Angebotspotenzial
Obwohl die freien Rohölkapazitäten gerade auch der OPEC so hoch wie seit langem nicht mehr sind und die Lager eher wachsen, erweisen sich die Mineralölpreise nach wie vor als recht robust. Eine Erklärung hierfür mag sein, dass Saudi-Arabien als "Rohöl-Zentralbank" die Produktion in den Wintermonaten deutlich gekürzt hat. Allerdings sind auch die geopolitischen Risiken zuletzt in eine Spitze gelaufen (Iran, Irak, Syrien, Libyen, Nigeria, Sudan, Ägypten, Bahrein, Venezuela etc.). Mittelfristig dürfte aber das - auch seitens der Nicht-OPEC-Produzenten - spürbar steigende Angebot zu einer gewissen Preisberuhigung führen.
Gold-Hausse ist doch "etwas in die Jahre gekommen"
Die technische Verfassung von Gold hat sich zuletzt erheblich verschlechtert. Zwar scheint das gelbe Metall überverkauft zu sein, auch sind wohl die Kurzfristinvestoren inzwischen weitgehend ausgestiegen. Zudem dürften die Langfristinvestoren mit Ausnahme einzelner Großanleger dem Edelmetall eher treu bleiben. Allerdings sorgen wohl auch Entwicklungen im fundamentalen Umfeld dafür, dass die Notierungen vorerst nicht in den Himmel wachsen. So scheint die Geldpolitik nicht mehr genügend Rückenwind zu geben. Selbst die forcierte quantitative Lockerung der USNotenbank hat kaum mehr Zugkraft, zumal die Diskussion über deren Dauer zuletzt wieder zugenommen hat.
Kein neuerlicher Absturz - zyklischer Rückenwind hilft
Der LME-Primärmetalle-Index hat nach dem Test des letzten Zwischenhochs jüngst wieder nach unten gedreht. Der kurzfristige Aufwärtstrend steht damit möglicherweise zur Disposition. Angesichts sehr hoher Lagerbestände, zum Teil beachtlicher Produktionsüberschüsse und eines auf dem Prüfstand stehenden Immobiliensektors in China haben scheinbar vor allem Finanzinvestoren wieder kalte Füße bekommen. Andererseits hellt sich die Stimmung der Industrie in wichtigen Abnehmerländern tendenziell auf (ifo- Geschäftserwartungen in Deutschland) oder sie wirkt zumindest robust (ISM USA, PMI China). Mittelfristig dürfte daher eher noch leichtes zyklisches Potenzial bestehen.
Ernteaussichten weiter aufwärts gerichtet - Volatilität bleibt
Nach Überwindung wetterbedingter Produktionsrückgänge dürfte das Weltangebot bei Getreide im laufenden Jahr wieder deutlich ansteigen. Sowohl in den USA als auch in Südamerika sind wesentlich höhere Ernteerträge zu erwarten. Panische Hamsterkäufe wie 2012 werden zudem vermutlich kaum mehr stattfinden. Andererseits sind die Lagerpuffer zumeist immer noch sehr dünn, was den Notierungen einen gewissen Halt geben müsste. Ernteunsicherheiten in Eurasien und politische Einflussnahme könnten aber auch 2013 noch für Volatilität sorgen.
Ethanol-Hoffnung bei Zucker trügerisch - 2 Ks ausgebombt
Der anziehende Ethanol-Preis in Brasilien hat zuletzt den massiven Zuckerüberschüssen zwar etwas den Schneid abgekauft. Auch die spekulativen Short-Positionen sind im Sinne der Kontraindikation noch sehr hoch. Obwohl der Zuckerpreis gegenüber dem historischen Hoch rund 50 % verloren hat, liegt er gegenwärtig aber nur gut 10 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Mit den Rekordernten wird in Brasilien auch der Ethanol-Preis wieder fallen. Bei Kaffee und Kakao dürfte der Boden nahezu gefunden sein. Veränderungen auf der Angebotsseite werden hier wohl schon in der nächsten Erntesaison die Spielregeln etwas verändern.
Nach der Dürre alles im Fluss - auch die Konsumenten
Angesichts keiner durchgreifenden Entlastung bei den Futtermittelkosten, der Schrumpfung der US-Herden und eines strukturell angelegten Importsogs aus Asien scheinen sich die Rind- und Schweinefleischpreise inzwischen im dritten Jahr auf erhöhtem Niveau erfolgreich zu behaupten. Allerdings kommt es inzwischen auch auf der Verbraucherseite zu Veränderungen. Traditionell stabile Muster scheinen sich allmählich aufzulösen. So steht gegenwärtig die US-Osterschinkennachfrage in den Sternen und auch der regelmäßige Besuch von Steak-Restaurants, die große Abnehmer von Rindfleisch sind, ist wohl nicht mehr gottgegeben.