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Helaba Volkswirtschaft / Research: Währungsfokus US Dollar

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Die aggressiven Zinssenkungen der Federal Reserve haben den US-Dollar in diesem Jahr spürbar gedrückt. Während aus Sicht der US-Notenbank lange Zeit die Konjunkturrisiken Vorrang besaßen, rücken nunmehr die Inflationssorgen auch im Zusammenhang mit einer schwächeren Währung in den Vordergrund. Damit wächst aufseiten der US-Politik das Interesse an einem stärkeren Dollar. Von der zunehmenden Bereitschaft der Fed, die Inflation zu bekämpfen und eine Zinswende einzuläuten, sollte auch der Greenback profitieren und gegenüber dem Euro bis auf 1,45 US-Dollar bis Jahresende aufwerten.

Fed signalisiert Kurswechsel

Nach einem lang anhaltenden Sinkflug mehren sich beim US-Dollar die Anzeichen einer Stabilisierung.

Der Euro-Dollar-Kurs bewegt sich derzeit mit einem Wert von 1,56 mehr im unteren Bereich seiner Bandbreite seit Anfang März. Gegenüber anderen wichtigen Währungen tendierte der Greenback sogar noch freundlicher als zum Euro. Seit Jahresbeginn liegt der handelsgewichtete Dollar damit nur noch knapp 2 % im Minus und notiert bereits 4 % über dem Jahrestief. Grund für die breite Dollarerholung war nicht zuletzt, dass die Amerikaner wieder ein zunehmendes Interesse an einer stärkeren Währung bekunden.

In den neunziger Jahren dominierte vonseiten der US-Regierung in Währungsfragen die "Politik des starken Dollar". Seit einigen Jahren war auch ohne eine offizielle Erklärung eine schleichende Abkehr von dieser Währungspolitik auszumachen. Die spürbare Dollarschwäche schien angesichts des hohen Leistungsbilanzdefizits durchaus im Interesse der US-Regierung zu sein. Hier deutet sich nun ein Kurswechsel an. Nicht nur Finanzminister Henry Paulson, in dessen Aufgabenfeld die Wechselkurspolitik fällt, bekräftigte zuletzt wiederholt das Interesse an einer starken Währung.

Auch Notenbankchef Bernanke warnte erstmals vor den negativen Folgen einer schwachen USWährung über den daraus resultierenden Anstieg der Importpreise und den damit einhergehenden Inflationsrisiken. Hinsichtlich einer Währungsabwertung scheinen nun aus offizieller Sicht die Sorgen um die Preisstabilität den positiven Wachstumseffekt zu überwiegen.

Das Wirtschaftswachstum hat sich nahe an die Rezessionsgrenze abgekühlt. Die Ursachen der Abschwächung liegen in der geplatzten Blase für Wohnimmobilien, den Rückwirkungen der Finanzmarktkrise sowie in den rekordhohen Energiepreisen. Doch angesichts des widrigen Umfelds hält sich die US-Konjunktur noch vergleichsweise gut. Denn die in einer Rezession typische Beschleunigung der Abwärtsdynamik in vielen Bereichen der Wirtschaft ist kaum zu erkennen. Und auch der totgesagte US-Konsument, dessen Laune sich auf langjährige Tiefstände eingetrübt hat, kapituliert nicht. Denn die ersten Steuerschecks, die im Rahmen des Fiskalpakets der USRegierung den privaten Haushalten von Mai bis Mitte Juli gut 100 Mrd. US-Dollar zugute kommen lassen, werden bereits ausgegeben. Zumindest deutet der kräftige Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Mai darauf hin. Zwar müssen einzelne Monatswerte mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden, aber sie sind ein erstes positives Indiz, dass die Verbraucher entgegen weitreichenden Befürchtungen zumindest einen Teil ihrer Schecks zum Konsum nutzen und damit der Gesamtwirtschaft einen Impuls geben.

Zusammen mit den sehr niedrigen Leitzinsen sollte sich dadurch die US-Konjunktur im zweiten Halbjahr wieder etwas erholen. Wenngleich die erwähnten Belastungsfaktoren verhindern dürften, dass das US-Wachstum bereits in den Folgequartalen wieder seinen Trend erreicht. Aus Sicht der Notenbank haben sich laut Bernanke die Konjunkturrisiken trotz eines kräftigen Anstiegs der Arbeitslosenquote verringert. Die Konjunkturängste werden allmählich von den Inflationssorgen verdrängt. Hier steht vor allem der Ölpreis im Mittelpunkt.

Der Anstieg des Rohölpreises in der Spitze auf fast 140 US-Dollar je Barrel ist auch unter Währungsaspekten zu beachten. Während im langfristigen Vergleich US-Dollar und Ölpreis kaum korreliert sind, ist in den letzten Jahren ein eindeutig negativer Zusammenhang zu erkennen: Ölpreisanstieg und Dollarschwäche gehen Hand in Hand. Weniger eindeutig sind die Wechselbeziehungen untereinander. Als ein Erklärungsmuster dient, dass sich die Ölexportländer gegen einen schwächeren Greenback und damit drohenden Erlösrückgang in anderen Währungen mit höheren Ölpreisen absichern. Außerdem wird spekuliert, dass die im Zuge steigender Rohölnotierungen wachsenden Bestände der sogenannten Petrodollars in andere Währungen diversifiziert werden und damit den Greenback abwerten lassen. Vor allem lässt sich der Gleichlauf aber damit erklären, dass beide von der Geldpolitik der Federal Reserve beeinflusst werden. Aufgrund der sehr lockeren Geldpolitik sinkt das Vertrauen in die US-Währung, der Dollar wertet sowohl gegenüber anderen Währungen als auch gegenüber Rohstoffen ab.

Festzuhalten bleibt, dass von einem schwächeren US-Dollar im Gleichklang mit steigenden Preisen für Öl und anderen Rohstoffen ein Inflationsrisiko ausgeht. Außerhalb der vorwiegend von Rohstoffen direkt beeinflussten Energie- und Nahrungsmittelpreise bleibt die Teuerung in den USA bislang mit 2,3 % im Gegensatz zur Gesamtrate von 4,2 % noch moderat. Allerdings steigen die Inflationserwartungen der privaten Haushalte auf langjährige Höchststände. So wachsen die Risiken, dass sich trotz der verlangsamten Konjunktur die Inflation auf einem höheren Niveau verfestigt. Zudem ist das Leitzinsniveau mit 2,0 % sehr niedrig bzw. real sogar negativ. Deshalb rückt aus Sicht der Notenbank die Inflationsbekämpfung wieder in den Fokus. Zahlreiche Warnungen von Bernanke und anderen US-Notenbankern vor den Inflationsgefahren untermauern dies.

Angesichts dieses veränderten Tons erscheinen nicht nur weitere Zinssenkungen als unwahrscheinlich.

Im Gegenteil, es drohen sogar Zinsanhebungen der Federal Reserve. Kurzfristig wird die Fed wegen der mäßigen Konjunktur und des angeschlagenen Finanzsektors den Richtungswechsel nur verbal vollziehen. Aber bis zum Jahreswechsel sollte die Fed eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte vornehmen. Im Zuge einer Normalisierung der Geldpolitik sollten 2009 weitere Schritte der Fed jedoch in einem sehr vorsichtigen Tempo erfolgen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks deutete die Europäische Zentralbank ebenfalls eine Straffung der Geldpolitik an. Doch in Anbetracht nachlassender Frühindikatoren in der Eurozone und des höheren Zinsniveaus ist aber nicht mit einer Serie von Zinsanhebungen zu rechnen. Der Zinsvorteil des Euro gegenüber dem Greenback sollte spätestens im nächsten Jahr merklich schrumpfen.

Daher dürfte die US-Währung bereits im kommenden Halbjahr einen Schub erhalten. Außerdem ist der US-Dollar nach vielfältigen Kriterien insbesondere gegenüber dem Euro unterbewertet, auch wenn am Devisenmarkt Bewertungen nur mittelfristig von Bedeutung sind. Mit Hilfe der Politik, d.h. vor allem der Geldpolitik, dreht sich das Blatt zu Gunsten der US-Währung. Der Euro- Dollar-Kurs dürfte bis Jahresende auf 1,45 zurückgehen. Sollte die Dollar-Öl-Korrelation anhalten, dürfte dann auch der Höhenflug des Rohöls zumindest eine Pause einlegen. Dadurch minderten sich nicht nur die Inflationsgefahren, sondern auch der Konjunktur wäre damit geholfen. Nicht zuletzt deshalb wächst das politische Interesse an einer stärkeren US-Währung.
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