- Der Euro-Dollar-Kurs tut sich mit weiteren Anstiegen schwer. Kurzfristig bestehen Risiken für den Euro, wenngleich strukturelle Fortschritte in der Eurozone und Probleme in den USA inklusive der expansiven Geldpolitik der Federal Reserve grundsätzlich für einen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses sprechen.
- Derzeit überwiegt die Konjunkturskepsis im Euroraum. Sollten sich die Wachstumsperspektiven jedoch tendenziell verbessern, wovon wir ausgehen, drohen deutschen Rentenpapieren spürbare Kursverluste.
- Den international führenden Aktienindizes schien zuletzt etwas die Puste auszugehen. Schließlich lässt die erhoffte Konjunkturwende weiter auf sich warten. Die moderate B-wertung sowie eine vergleichsweise vorsichtige Positionierung sprechen mittelfristig für weiter steigende Notierungen.
Devisen: Belastungsfaktoren für US-Dollar noch ignoriert
Die Erholung des Euro ist ins Wanken geraten. Knapp acht Wochen pendelte der Euro-Dollar-Kurs in einer Bandbreite von 1,28 bis 1,32. Nun wackelt die untere Grenze dieses Seitwärtsbands. Einmal mehr bereiten die Griechen Sorgen. Die Regierung tut sich schwer mit den Sparmaßnahmen, die Genehmigung neuer Hilfsgelder steht noch aus. Auch die Konjunkturdaten aus der Eurozone enttäuschten zuletzt, sogar aus Deutschland. Ohne ein weniger negatives Wachstumsumfeld ist der Spar- und Reformkurs in den Krisenländern schwieriger durchzuführen.
Neben den anhaltenden Problemen in der Währungsunion dämpften positivere Konjunkturdaten aus den USA den Euro-Dollar-Kurs. So fiel der Arbeitsmarktbericht erneut recht positiv aus, die Stimmung in der Industrie verbesserte sich. Aus den Präsidentschaftswahlen ging der Amtsinhaber Obama als Sieger hervor. Seine Demokraten verteidigten die Mehrheit im Senat, während die oppositionellen Republikaner im Repräsentantenhaus die Oberhand behielten. Die geteilte Macht erschwert die Lösung politischer Probleme. Zum Jahresende droht die "fiskalische Klippe" (Auslaufen von Steuersenkungen und automatische Ausgabenkürzungen). Nach den Erfahrungen der letzten Jahre dürfte eine Einigung im Kongress kompliziert werden. Die Unsicherheit über diesen politischen Streit kann den US-Dollar zumindest phasenweise belasten. Auch das hohe Haushaltsdefizit könnte am Devisenmarkt als Nachteil für den Greenback thematisiert werden, da bislang glaubwürdige Pläne zu dessen Reduktion Mangelware sind. Die sehr expansive Geldpolitik der Federal Reserve sollte den Wert des US-Dollar beeinträchtigen, zumal selbst eine gewisse konjunkturelle Verbesserung den Kurs der Notenbank nicht verändern würde. Bislang reagierte die US-Währung kaum, allerdings hält sich die Fed gemäß ihrer Bilanz anscheinend noch zurück. Negative Impulse für den US-Dollar dürften dann spätestens 2013 auftreten.
Das für die US-Währung an sich belastende Umfeld könnte aber vom Devisenmarkt vorerst weiter ignoriert werden, wenn die Probleme in der Eurozone akuter erscheinen. In Griechenland fehlt das grüne Licht für neue Hilfsgelder seitens der Troika. In Spanien gibt es politische Unsicherheiten auch wegen der Wahl in Katalonien. Die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone spricht am aktuellen Rand ebenfalls gegen den Euro, da in den USA die positiven Überraschungen überwiegen. Trotzdem gibt es in den europäischen Krisenländern auch Grund für Optimismus: Neben den dank der EZB-Ankündigung gesenkten Risikoaufschlägen auf Staatsanleihen überzeugen hier die Rückgänge bei den Leistungsbilanzdefiziten, z.T. auch die Verringerung der Haushaltsfehlbeträge. Ob dies an den Märkten jedoch noch in diesem Jahr honoriert wird, ist offen. Es besteht das Risiko, dass sich die erwartete Erholung des Euro-Dollar-Kurses auf 1,35 auf 2013 verschiebt. Ähnliches gilt für den Euro-Pfund-Kurs, während der Japanische Yen zuletzt etwas schwächelte. Der Euro-Franken-Kurs notiert stabil.
Renten: Luft für Bundesanleihen sehr dünn
Es gibt berechtigte Hoffnung, dass die Euro-Schuldenkrise ihren Zenit überschritten hat. Mit Rückschlägen ist gleichwohl immer zu rechnen, wie die aktuelle Situation zeigt. Anhaltende Konjunktursorgen und erneut aufkommende Ängste im Zusammenhang mit Griechenland haben die deutschen Renditen wieder in Richtung historischer Tiefstände gedrückt. Zweijährige Bundesanleihen notieren erneut im negativen Terrain. Die Risikoaufschläge der Krisenländer sind allerdings per Saldo relativ stabil. Das Vertrauen in das Überleben der Währungsunion ist mit der Aktivierung des ESM-Rettungsschirms sowie dem angekündigten EZB-Programm zum Ankauf von Staatsanleihen offenbar auf eine stabile Grundlage gestellt worden.
Deutschland befindet sich in einem leichten zyklischen Abschwung. Die aktuelle Lage wird von den Unternehmen nicht mehr ganz so positiv beurteilt. Die ifo-Geschäftserwartungen hingegen waren zuletzt stabil. Sollte die Abwärtsdynamik in der Eurozone im kommenden Jahr gestoppt werden, wovon wir ausgehen, wird Deutschland seinen positiven Wachstumstrend aufrechterhalten. Die jüngste kräftige Verbesserung des GfK-Konsumklimaindex deutet darauf hin, dass der private Verbrauch seine konjunkturstützende Funktion zumindest behält. Die Ausgangslage für das anstehende Weihnachtsgeschäft ist trotz europäischer Schuldenkrise günstig. Die Kreditvergabe im Euroraum dürfte 2012 ihr Tief bilden. 2013 kann sich Europa auch infolge der lockeren Geldpolitik allmählich aus der Konjunkturkrise lösen.
Der Inflationsanstieg wurde im Oktober etwas gebremst. Die Jahresrate für den Euroraum sank nach erster Schätzung von 2,6 % auf 2,5 %. Neben dem Aprilwert war dies jedoch erst der zweite Rückgang in diesem Jahr. Entlastende Effekte kamen insbesondere von der Energieseite, wo sich die Teuerung von 9,1 % auf 7,8 % abgeschwächt hat. Dies gibt EZB-Chef Mario Draghi kurzfristig Rückendeckung, nachdem dieser vor Vertretern des Deutschen Bundestages nochmals beteuert hat, dass durch den geplanten Kauf von Staatsanleihen keine Inflationsgefahren entstehen. Die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten haben sich im Zuge reduzierter Erdölnotierungen zuletzt ebenfalls etwas entspannt, liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau zur Jahresmitte.
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten sind viele Investoren in Wartestellung gegangen. Möglicherweise wird in diesem Jahr keine Richtungsentscheidung mehr beim wichtigsten Marktbarometer, dem Bund-Future, fallen. Mit abklingendem Wachstumpessimismus im Euroraum dürfte die Zinsstruktur jedoch in den kommenden Monaten steiler werden. Das Chance-Risiko-Verhältnis insbesondere von deutschen Staatsanleihen ist auch infolge des jüngsten Renditerückgangs als ungünstig zu bezeichnen. Lange Laufzeiten sollten daher bei Neuengagements nicht erste Wahl sein.
Aktien: Potenzial nach Konsolidierungsphase
Den international führenden Aktienindizes schien zuletzt etwas die Puste auszugehen. Während die Kursentwicklung im dritten Quartal - der saisonal traditionell schwächsten Phase des Jahres - noch erfreulich gut verlief, tun sich Aktien inzwischen sichtlich schwer. Zwar schlagen sich DAX und EURO STOXX 50 im vierten Quartal bislang wacker. Die Zwischenbilanz für die US-Pendants fällt jedoch negativ aus. Dow Jones Industrials und S&P 500 testen gegenwärtig sogar die 200-Tage-Linie sowie den seit Herbst 2011 bestehenden Aufwärtstrend. Die von manchen Anlegern erhoffte Wahlrally scheint somit ins Wasser zu fallen.
Auch nach den Kongress- und Präsidentschaftswahlen bremst in den USA die Unsicherheit über den künftigen fiskalpolitischen Kurs. Immerhin drohen zum Jahresbeginn 2013 automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in einer Größenordnung von rund 4 % des Bruttoinlandsproduktes, sollten sich die Parteien in den kommenden Wochen nicht auf einen Kompromiss verständigen können. Im Euroraum lässt indessen die erhoffte Konjunkturwende weiter auf sich warten. Überraschend schwache Daten zu den deutschen Auftragseingängen und zur Industrieproduktion haben vielmehr die Wachstumsängste zuletzt wieder verstärkt und Anleger zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Immerhin hatte der DAX gegenüber dem Tief im Juni zwischenzeitlich beachtliche 25 % zugelegt, obwohl wichtige Frühindikatoren wie das ifo-Geschäftsklima weiter sanken. In früheren Zyklen markierte der DAX im Durchschnitt vier Monate vor dem ifo-Index sein Tief. Es ist somit an der Zeit, dass sich die Konjunkturstimmung in Deutschland, aber auch in der Eurozone, wieder verbessert. Erste Lichtblicke liefern Indikatoren wie die sentix-Konjunkturerwartungen, die bereits nach oben drehen. In der Vergangenheit zeigten sie häufig frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte an.
Für steigende Aktienkurse in den kommenden Monaten spricht zudem die insgesamt moderate Bewertung. So erscheinen gerade deutsche und europäische Dividendentitel gemessen an der eigenen Historie wie auch im Vergleich zu den gängigen Anlagealternativen gegenwärtig günstig. Zudem dürften die negativen Gewinnrevisionen weltweit ihren Höhepunkt erreicht haben. Sollten sich die Wachstumszweifel wie von uns erwartet in den kommenden Monaten allmählich legen, besteht bei Aktien weiteres Aufwärtspotenzial. So zeigen Daten zur Positionierung sowohl privater als auch institutioneller Anleger, dass sich die Aktienquoten in den Portfolios lediglich auf dem Durchschnittsniveau der letzten zehn Jahre eingependelt haben. Von Euphorie, die im Sinne der Kontraindikation zur Vorsicht mahnen würde, kann somit keine Rede sein. Gerade angesichts ausgesprochen unattraktiver Ertragsaussichten bei anderen Anlageklassen ist mittelfristig mit weiteren Umschichtungen zugunsten von Aktien zu rechnen. Somit bietet die gegenwärtige Konsolidierung durchaus interessante Einstiegsgelegenheiten.