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Kapitalmarkt Kompakt

Zu viel Gelassenheit

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Positive US-Konjunkturdaten lassen den US-Dollar spürbar aufwerten. Die Erwartungen auf ein vorzeitiges Ende der sehr expansiven US-Geldpolitik sind jedoch verfrüht, der Euro-Dollar-Kurs dürfte daher wieder steigen, zumal die europäische Schuldenkrise an Dramatik verliert.

- Das Wahlergebnis in Italien hat die Renditen hierzulande erneut auf Talfahrt geschickt. Dies zeigt, dass deutsche Renten immer noch als willkommener sicherer Hafen fungieren. Zu-mindest im ersten Halbjahr dürften die Rückschlagrisiken überschaubar bleiben.

- Allzeithoch bei Dow Jones Industrials, DAX testet die 8.000er Marke - an den Aktienmärkten herrscht Sektlaune. Die Sorglosigkeit könnte sich jedoch als Kontraindikator erweisen. Immerhin wirken viele Argumente für Aktien inzwischen etwas abgenutzt.

Devisen: Nur ein Fehlstart des US-Dollar

Der Euro-Dollar-Kurs geriet spürbar unter Druck und fiel zeitweise unter die Marke von 1,30. Der Devisenmarkt fand keinen Gefallen am Ausgang der italienischen Parlamentswahlen mit unklaren Mehrheitsverhältnissen. Zunächst kletterten die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, mittlerweile sind die Rentenmärkte wieder entspannter. Während der Euro sich gegen-über Schweizer Franken, Japanischen Yen und Britischen Pfund festigen konnte, wuchsen die Verluste gegenüber dem US-Dollar. Dies unterstreicht, dass derzeit - im Gegensatz zu 2012 - vielmehr eine Dollar-Stärke denn eine Euro-Schwäche dominiert. Der Greenback zählte in den letzten Wochen zu den Gewinnern und erweist sich mittlerweile seit Jahresanfang als die stärkste unter den wichtigsten Währungen. Was ist mit dem US-Dollar los?

Die politischen Querelen über den US-Staatshaushalt empfehlen auf den ersten Blick kaum die US-Währung. Ein Sparkurs ohne politische Einigung - in diesem Fall durch automatische Haushaltskürzungen via Rasenmähermethode - wirkt wohl nicht nachhaltig. Aber immerhin wird das US-Budgetdefizit nun verringert, andere Ländern tun sich damit schwerer. Konjunkturell überwogen zuletzt die positiven Überraschungen. Der Arbeitsmarkt verbessert sich stetig, die Stimmungsindikatoren bei Unternehmen und Konsumenten hellen sich auf, der Wohnimmobilienmarkt erholt sich ohnehin. Trotz der Anhebung der Sozialversicherungsbeiträge Anfang 2013 zeigt sich der private Konsum robust, die Unternehmen weiten ihre Investitionen aus. Das Außenhandelsdefizit verringert sich, obwohl in den USA die Binnennachfrage stärker als bei vielen Handelspartnern expandiert. Ist damit die Krise zumindest in den USA beendet und kann die Federal Reserve ihre Geldpolitik - den Haupttreiber der langjährigen Dollar-Abwertung - deshalb normalisieren, also straffen? Die Dollar-Stärke scheint diese Erwartung widerzuspiegeln.

Die führenden Fed-Vertreter bestätigten jedoch zuletzt ihre expansive Politik und werden wohl auf der anstehenden Notenbanksitzung ihren Kurs beibehalten. Erst im vergangenen Dezember weite-ten sie ihr Anleihekaufprogramm noch einmal aus. Auch ist die US-Konjunktur durchaus anfällig, die staatlichen Sparmaßnahmen werden das Wachstum beeinträchtigen. Zudem ist unsicher, ob die Finanzmärkte einen Exit aus den quantitativen Maßnahmen ohne Verwerfungen verkraften würden. Die Wette auf ein Ende der sehr expansiven US-Geldpolitik und damit auf den US-Dollar ist vermutlich verfrüht. De facto ist die Fed 2013 die Notenbank, die ihre Bilanzsumme am stärks-ten ausweitet. Bei der EZB hingegen schrumpft die Bilanz, von einer Zinssenkung sieht sie wohl auch ab. Und selbst bei der unter politischen Druck geratenen Bank of Japan erreichen die tat-sächlichen Maßnahmen bei weitem noch nicht das Ausmaß, das der Dollar-Yen-Kurs eingepreist hat - selbst wenn unter dem neuen Notenbankchef ab April die Anleihekäufe steigen werden. Die europäische Schuldenkrise birgt sicherlich Risiken. Dennoch verliert die Krise trotz Italien tenden-ziell an Dramatik, was auch den Euro begünstigen sollte. Aufgrund der anhaltend expansiveren US-Geldpolitik dürfte der Euro-Dollar-Kurs wieder spürbar zulegen können, während sich der Euro-Kurs gegenüber Yen, Pfund und Schweizer Franken relativ stabil halten wird.

Renten: Mühsamer Weg aus dem Zinstal

Das Wahlergebnis in Italien hat die deutschen Kapitalmarktzinsen erneut auf Talfahrt geschickt. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen hat sich wieder der Null-Linie angenähert. Der Kursver-lauf zeigt, dass deutsche Staatsanleihen immer noch als beliebter Safe Haven fungieren. Dies dürfte zumindest im ersten Halbjahr die Rückschlagrisiken noch begrenzen.

Das europaweit sehr schwach ausgefallene vierte Quartal 2012 hat zu einer Abwärtsrevision zahl-reicher Jahresdurchschnittsprognosen geführt. Dessen ungeachtet bleibt der BIP-Verlauf für die-ses Jahr jedoch aufwärtsgerichtet. Die jüngsten Verbraucherumfragen, insbesondere zur zukünfti-gen finanziellen Situation, haben sich vor allem in Spanien und Italien spürbar verbessert. In Deutschland sind die Konsumenten offenbar ohnehin nicht aus der Ruhe zu bringen, wie die jüngs-ten Einzelhandelsumsätze zeigen.

Die Teuerung im Euroraum ist im Februar auf den niedrigsten Stand seit August 2010 gesunken. Entscheidenden Anteil am Rückgang auf 1,8 % hatte der verlangsamte Anstieg der Nahrungsmit-telpreise. Die Inflationserwartungen der Konsumenten markieren den tiefsten Stand seit Januar 2010, liegen aber immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Erwartungslage an den Finanzmärkten hat sich seit rund einem halben Jahr kaum geändert. Abgeleitet von inflations-indexierten Anleihen ergibt sich ein Wert von rund 2 1/4 %.

Die EZB demonstrierte nach der verunglückten Italien-Wahl Gelassenheit. Ein grundsätzlicher Kurswechsel der Fiskalpolitiken im Euroraum wird nicht erwartet. Zweifeln an einer konjunkturellen Erholung im Jahresverlauf hat sie trotz leicht reduzierter Wachstumsprojektionen kaum Raum geben. Das Thema Zinssenkung wurde bei der letzten Rat-Sitzung zwar besprochen. Eine Mehr-heit hierfür gibt es jedoch nicht. Mario Draghi scheint weiterhin geduldig auf die Konjunkturerho-lung zu warten wollen. Sichtbar wurde dies insbesondere beim Inflationsausblick, der trotz des Teuerungsrückgangs verhalten ausfiel und durchaus auch die Risiken betonte. Die Rückführung der Überschussliquidität wurde als positives Normalisierungszeichen gewertet. Per Saldo ist der-zeit keine Änderung des aktuellen EZB-Kurses erkennbar.

Vergangenes Jahr schien aufgrund der Kapitalflucht, eines zyklischen Abschwungs und der Zins-senkung überwiegend die Sonne am deutschen Rentenmarkt, was sich in historischen Renditetiefs und einer guten Performance niederschlug. Die Großwetterlage hat sich gegenüber 2012 aller-dings verändert. Die ersten Tiefausläufer waren bereits im Januar spürbar. Zwar spricht einiges im Moment für eine atmosphärische Beruhigung, zumal sich die Teuerung zuletzt sichtbar reduziert hat. Entwarnung kann für deutsche Renten angesichts einer zu erwartenden konjunkturellen Stabi-lisierung im Euroraum jedoch nicht gegeben werden. Auch die positiven Impulse vom US-Rentenmarkt, die letztes Jahr noch für beständigen Rückenwind gesorgt haben, scheinen deutlich nachzulassen.

Aktien: In dünner Höhenluft

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Februar konnten die meisten international führenden Ak-tienindizes zuletzt wieder zulegen. Der ungünstige Wahlausgang in Italien hat zwar deutliche Spu-ren am dortigen Aktienmarkt hinterlassen. Andere Indizes zeigten sich davon allerdings unbeein-druckt. Selbst der spanische IBEX 35 - in der Vergangenheit eng mit der Kursentwicklung seines italienischen Pendants verbunden - setzte sich zuletzt positiv ab. Als erstes wichtiges Börsenba-rometer markierte der US-amerikanische Dow Jones Industrials jüngst sogar ein neues Allzeit-hoch. Viele Marktteilnehmer werten dies als Signal für die Fortsetzung der Aktienhausse. Uneinig-keit scheint derzeit lediglich noch darüber zu herrschen, wann DAX & Co. diesem Vorbild folgen.

Für Aktien sprächen nach Ansicht der Bullen die niedrige Bewertung, anziehende Frühindikatoren, positive Gewinnperspektiven, eine ultralockere Geldpolitik, der Mangel an Anlagealternativen so-wie die Charttechnik. Alle diese Argumente sind grundsätzlich richtig, aber neu sind sie zumeist nicht. Viele Anleger haben daher bereits seit Sommer letzten Jahres ihren Aktienanteil deutlich ausgebaut. Inzwischen erreichen die Umfragewerte zur Aktienpositionierung wieder alte zyklische Höchststände. Im Sinne der Kontraindikation lässt dies die Alarmglocken läuten, zumal auch die implizite Aktienmarktvolatilität gerade bei den derzeitigen Taktgebern - den US-Leitindizes - mitt-lerweile den niedrigsten Stand seit 2007 erreicht hat und somit gefährliche Sorglosigkeit signali-siert. Angesichts einer augenscheinlich bereits sehr offensiven Positionierung stellt sich die Frage nach potenziellen Investoren, deren Nachfrage die Kurse künftig weiter nach oben treiben könnte. In diesem Zusammenhang werden häufig die Privatanleger ins Spiel gebracht. Schließlich hätten diese gerade in Deutschland strukturell zu wenige Aktien in ihrem Portfolio. Dass diese nach den schmerzhaften Erfahrungen während der Bärenmärkte von 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009 in unmittelbarer Reichweite der alten zyklischen Höchststände ihre Liebe zu Aktie neu entdecken, ist u.E. wenig wahrscheinlich.

Bei rationalem Anlageverhalten müssten bislang unterinvestierte Anleger eine Ertragserwartung für Aktien von mindestens zehn Prozent haben, um noch in den Markt einzusteigen. Für den DAX würde dies bedeuten, dass er nach Überwindung seiner Allzeithochs auch relativ zielstrebig Rich-tung in 9.000 Punkte marschiert. Dabei haben die Notierungen einen Großteil der von den Frühin-dikatoren in Aussicht gestellten Konjunkturerholung bereits vorweggenommen. Der Anstiegswinkel an den Aktienmärkten dürfte sich somit sichtbar abflachen. Angesichts der bislang recht hohen Dynamik bei den ifo- und ZEW-Erwartungen besteht sogar die Gefahr, dass die realwirtschaftli-chen Daten die gestiegenen Ansprüche nicht ganz erfüllen können, wie dies jüngst bei den Zahlen zur Industrieproduktion in Deutschland und im Euroraum der Fall war. Auch wenn Aktien u.E. im Jahresverlauf durchaus noch etwas zulegen werden, ist auf dem gegenwärtigen Kursniveau das Chance-Risiko-Verhältnis nicht gerade attraktiv. Neuengagements erscheinen erst nach einer Zwischenkorrektur sinnvoll.

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