- Zuletzt schwächere US-Konjunkturdaten verringerten die Erwartungen auf ein vorzeitiges Ende der sehr expansiven US-Geldpolitik. Bei Ausbleiben neuer Rückschläge wegen der europäischen Schuldenkrise ist die Basis für einen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses gelegt.
- Die unübersichtliche politische Lage in Italien und Verunsicherung im Zusammenhang mit Portugal und Slowenien sowie die Zwangsabgaben und Kapitalverkehrskontrollen in Zypern haben deutsche Renten zuletzt gestärkt. Mit einem Rutsch unter die bestehenden historischen Renditetiefs ist gleichwohl nicht zu rechen. Mittelfristig ist im Zuge einer zyklischen Erholung eher wieder mit einer steileren Zinsstruktur zu rechnen.
- Euro-Aktien wurden von internationalen Investoren zuletzt gemieden. Doch während US-Titel und japanische Werte bereits sehr viel Positives vorweggenommen haben, besteht für hiesige Dividendentitel nach der laufenden Konsolidierung Potenzial.
Devisen: Basis für weitere Euro-Erholung
Der Euro-Dollar-Kurs notiert mit gut 1,31 knapp über dem Stand von vor einigen Wochen. Kurzzeitig erlitt der Euro einen Schwächeanfall, als die Probleme um Zypern bzw. die nachfolgenden Aussagen des Euro-Gruppen-Chefs Dijsselbloem verunsicherten, der eine stärkere Beteiligung von Aktionären, Gläubigern und Kunden bei Bankenrettungen forderte. Mittlerweile stabilisierte sich die Gemeinschaftswährung wieder, nicht zuletzt weil auch in den USA nicht alles rund läuft. Für stärkere Kurseskapaden sorgte der Japanische Yen, der aufgrund eines neuen immensen Notenbankkaufprogramms zunächst deutlich abwertete, sich aber allmählich wieder fängt.
Das zum Jahresanfang überraschend positive Konjunkturmomentum in den USA hat ein Paar Schrammen bekommen. Der Beschäftigungszuwachs enttäuschte, einige Stimmungsindikatoren trübten sich merklich ein. Der private Konsum kann sein rasantes Wachtsum vom Jahresauftakt nicht fortschreiben. Die Erwartung hinsichtlich eines vorzeitigen Endes der Kaufprogramme der Federal Reserve erhielten daher einen Dämpfer. Somit wird die US-Notenbank weiterhin für 85 Mrd. US-Dollar pro Monat Wertpapiere erwerben. Die EZB verringerte dagegen ihre Bilanz, d.h. sie gibt dem Finanzsystem keine zusätzlichen Mittel. Die unterschiedliche Geldpolitik legt die Basis für eine weitere Erholung des Euro-Dollar-Kurses.
Neben der Geldpolitik ist nach wie vor der Verlauf der europäischen Schuldenkrise ausschlaggebend. Zwar führte das Hin und Her bei dem Hilfspaket für Zypern sowie das Ausbleiben einer handlungsfähigen Regierung in Italien zu einer gewissen Verunsicherung. Mittlerweile haben sich jedoch die Risikoaufschläge für die Peripherieanleihen wieder verringert, die Renditen sind ohnehin gefallen. Für den europäischen Finanzsektor hingegen sind - auch wegen der Dijsselbloem-Aussagen - die Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen deutlicher als bei Staatsanleihen gestiegen, gleichwohl entspannte sich der Markt jüngst wieder. Wenn die gelöstere Wahrnehmung der Schuldenkrise anhält, fehlt für eine spürbare Euro-Erholung nur noch eine freundlichere Entwicklung der Konjunkturindikatoren in der Eurozone - bis zuletzt überwogen die Rückschläge. Dann wäre Spielraum für einen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses in den Bereich 1,35 bis 1,40.
Beim Euro-Pfund-Kurs herrschte eher Stillstand vor, was vermutlich auch für die Zukunft gilt. Der Schweizer Franken konnte geringfügig von den Euro-Problemen profitieren, sollte aber unter einer Entspannung in der Eurozone leiden. Für größere Kursausschläge sorgte der Japanische Yen. Unter neuer Führung legte die Bank of Japan ein Wertpapierkaufprogramm von mehr als 7 Billionen Yen (54 Mrd. Euro) pro Monat auf, das die monetären Basis bis Ende 2014 verdoppeln soll. Nach dem Kursverfall erscheint der Yen gegenüber Euro und US-Dollar auf Basis von Zinsdifferenzen, realen Wechselkursindizes sowie bereinigten Kaufkraftparitäten eher günstig. Auch relativieren sich Maßnahmen im Vergleich zur Politik der US-Notenbank. Der Markt hat wohl etwas überreagiert, so dass sich die japanische Währung in den kommenden Monaten leicht erholen dürfte.
Renten: Lieb und teuer
Die wirtschaftliche Lage im Euroraum bleibt zweigeteilt: Während in den Krisenländern bestenfalls eine Bodenbildung der Stimmungsindikatoren zu konstatieren ist, sind die Aussichten für Deutschland wesentlich günstiger. Daran ändert auch der Rückgang des ifo-Index im März nichts, der zuvor immerhin viermal in Folge gestiegen ist. Beachtenswert ist die starke Zunahme der Auftragseingänge im Februar. Der Index befindet sich trotz Euro-Schuldenkrise seit rund eineinhalb Jahre auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Auch die jüngsten Produktionsdaten fielen zufriedenstellend aus. Im Frühjahr sollte sich die Wirtschaftsaktivität hierzulande beschleunigen. In der zweiten Jahreshälfte ist auch in den Euro-Krisenländern mit einer Verbesserung zu rechnen.
Der Rückgang der Teuerung setzte sich im März fort. Die Inflationsrate im Euroraum ist von 1,8% auf 1,7 % gesunken. Erstmals seit Ende 2009 liegt die Energiekomponente dabei auf Höhe der Gesamtrate. Die Nahrungsmittelpreise weisen nunmehr mit 2,7 % den höchsten Anstieg auf. Angesichts der Rezession im Euroraum kommt jedoch der Anstieg der Güterpreise von 0,8 % auf 1,0 %, bzw. der Dienstleistungspreise von 1,5 % auf 1,8 % etwas überraschend. Die Inflationserwartungen sowohl bei den Anlegern als auch bei den Konsumenten haben sich zuletzt kaum verändert. Der Einbruch des Goldpreises verstärkt jedoch den allgemeinen Eindruck, dass trotz weltweit hoher Überschussliquidität Inflation vorerst kein Thema ist.
Die massive Lockerung der Bank von Japan, sie will monatlich Staatsanleihen im Volumen von rund 54 Mrd. Euro kaufen, zeigt dass die Notenbanken der Industrieländer immer radikalere geldpolitische Maßnahmen ergreifen, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren. Die japanische Bilanzsumme soll sich bis Ende 2014 nahezu verdoppeln. Dagegen schrumpfte die Bilanz der EZB aufgrund der Rückgabe der Gelder aus den Dreijahrestendern seit Jahresbeginn um 375 Mrd. Euro. Da ebenfalls die Teuerung sinkt und die Konjunkturunsicherheiten zuletzt wieder zugenommen haben, setzen viele Anleger wieder auf eine Zinssenkung. Allerdings dürfte die ersehnte Bestätigung einer konjunkturellen Erholung noch rechtzeitig kommen, um eine u. E. nicht unproblematische weitere Lockerung zu verhindern.
Obwohl die Risikoaufschläge in den Euro-Krisenländern stabil geblieben sind, ging unsere Erwartung abebbender Safe-Haven-Zuflüsse nach Deutschland bislang nicht auf. Neben der unübersichtlichen politischen Lage in Italien und Verunsicherung im Zusammenhang mit Portugal und Slowenien, sind es vor allem die Zwangsabgaben und Kapitalverkehrskontrollen in Zypern, die Wirkung zeigen. Die ökonomische Stärke und die vergleichsweise solide Haushaltsführung Deutschlands wirken dabei auf Investoren besonders anziehend. Die Bereitschaft, Nullzinsen und hohe reale Verluste in Kauf zu nehmen, ist ausgeprägter als zu Jahresbeginn. Wir reduzieren daher unsere Renditeprognosen auf Sicht der nächsten drei bis sechs Monate. Am Bild steigender Renditen im Rahmen einer zyklischen Erholung bis Jahresende halten wir aber fest, ein Rutsch unter die bestehenden historischen Renditetiefs ist nicht zu erwarten.
Aktien: Euro-Titel mit Chancen
Dividendentitel aus dem Euro-Raum konnten von der insgesamt guten Stimmung an den Aktienmärkten in den vergangenen Wochen nicht profitieren. Während die US-Leitindizes immer neue Höchststände erreichten und japanische Titel sogar weiter die Performancerangliste der großen Börsenbarometer anführen, befinden sich DAX und EURO STOXX 50 gegenwärtig in einer Konsolidierungsphase. Offensichtlich bestrafen internationale Investoren die als höher wahrgenommene politische Unsicherheit in der Währungsgemeinschaft. Zudem haben aber auch die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Euro-Raum negativ überrascht und damit wieder Zweifel an einer baldigen Überwindung der Rezession hervorgerufen.
Dagegen scheint die US-Wirtschaft gegenwärtig rund zu laufen. Die relative Kursentwicklung von Euro- und US-Titeln zeigt allerdings, dass die Wachstumsdifferenz der beiden Wirtschaftsräume hinreichend in den Aktiennotierungen berücksichtigt ist. Zudem kann die Stärke der US-Konjunktur u. E. ebenso wenig fortgeschrieben werden, wie die Schwäche in der Eurozone. Während das Wachstum jenseits des Atlantiks nach einem dynamischen ersten Quartal aller Voraussicht nach wieder moderater ausfallen wird, rechnen wir mit einer allmählichen Erholung der Euro-Konjunktur im weiteren Jahresverlauf.
In den kommenden Monaten dürfte es daher an den Aktienmärkten zu einem Favoritenwechsel kommen. Japanische Titel haben die positiven Effekte der ultralockeren Geldpolitik und der deutlichen Wechselkurabwertung weitestgehend abgefeiert. Es besteht sogar die Gefahr, dass der Nikkei 225 mit seinem raketenartigen Anstieg bereits zu sehr in Vorleistung getreten ist. Auch die bislang von internationalen Investoren favorisierten US-Werte haben ihre beste Phase vermutlich bald hinter sich. Dagegen versprechen Standardwerte aus dem Euroraum mittelfristig das größte Ertragspotenzial. Während US-Titel auf Basis des um zyklische Gewinnschwankungen bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnisses mittlerweile fast schon wieder das Durchschnittsniveau der vergangenen 30 Jahre erreicht haben, sind Euro-Aktien noch deutlich günstiger. Gleichzeitig bewegen sich die Gewinnmargen in den USA in der Nähe historischer Spitzenniveaus. Eine weitere nachhaltige Steigerung der Profitabilität ist somit wenig wahrscheinlich. Die Gewinne werden also künftig vermutlich bestenfalls so stark steigen wie die Umsätze.
Anders sieht dies bei den Unternehmen aus dem Euroraum aus. Zwar überwiegen auch hier bei den Ergebnisschätzungen derzeit noch die negativen Revisionen. Mittelfristige Gewinnsteigerungspotenziale ergeben sich aus einer Verbesserung der gegenwärtig zumeist unterdurchschnittlichen Profitabilität und wieder anziehenden Umsätzen. Sobald sich die Wachstumsunsicherheiten wieder legen, dürften Euro-Titel im internationalen Vergleich die Nase vorn haben. Vor diesem Hintergrund bietet die gegenwärtige Schwächephase langfristig orientierten Anlegern durchaus interessante Einstiegsgelegenheiten.