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Länderausblick 2015: Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg[1]

Deutschland: Konsum stärkt Konjunktur

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Im Jahresverlauf 2015 dürfte die Dynamik in Deutschland zunehmen. Nicht kalenderbereinigt erwarten wir einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,5 %. Dabei werden die privaten Konsumausgaben erneut die deutsche Konjunktur unterstützen. Die Tariflöhne steigen um annähernd 3 %. Aufgrund der niedrigen Inflationsrate erhöht dies die Realeinkommen. Die Beschäftigungsschwelle ist aktuell niedrig, so dass selbst bei den zurzeit moderaten Wachstumsraten die Zahl der Erwerbstätigen weiterhin zunimmt.

Die Exportwirtschaft wird dagegen durch die sehr langsam zur Normalität zurückkehrende Eurozone belastet. Auch von den Schwellenländern wird nur eine verhaltene Nachfrage nach deutschen Produkten ausgehen. Die Schwachstelle der deutschen Konjunktur sind die Investitionen. Die Nettoinvestitionsquote ist 2014 auf rund 1 % gefallen. 2015 dürften die Ausrüstungen zögerlich zunehmen, wobei konjunkturelle Gründe und Investitionshemmnisse wie die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten, der neue Mindestlohn und die oft negative Einstellung zu Großprojekten in der Öffentlichkeit den Anstieg der Investitionen begrenzen.

Hessen: Weltwirtschaft begrenzt Perspektiven

Das Wirtschaftswachstum, das 2013 in Hessen 0,9 % betrug, dürfte sich 2014 auf rund 1,5 % beschleunigen. Damit würde es nach einem deutlich überdurchschnittlichen Jahr wieder in etwa der gesamtdeutschen Dynamik entsprechen. Dämpfend dürfte die leicht unterdurchschnittliche Entwicklung in der Industrie gewesen sein. So stiegen die Umsätze in den ersten drei Quartalen mit 1,5 % etwas langsamer als in Deutschland insgesamt mit 2,1 %. Dabei entwickelte sich der Inlandsumsatz zufriedenstellend, während der Auslandsumsatz aufgrund der Einbußen bei den Ausfuhren außerhalb der Eurozone geringer zunahm. Positiv für die hessische Wirtschaft war die überdurchschnittliche Zunahme am Logistikdrehkreuz Frankfurter Flughafen. Die Passagierzahlen nahmen in den ersten neun Monaten um 3,2 % zu bei einem bundesdeutschen Durchschnitt von 2,7 %. Hier macht sich die Ausweitung der Beförderungskapazität am Frankfurt Airport bemerkbar. Das Frachtaufkommen stieg um 2,1 % und entsprach fast dem deutschen Zuwachs, der durch die konjunkturelle Delle innerhalb des Jahres beeinträchtigt war. Für 2015 deutet sich für Hessen keine weitere Beschleunigung der Wachstumsrate an. Ursache dürften die weltwirtschaftlich begrenzten Aussichten sein, aus denen sich für Hessen keine zusätzlichen Chancen ergeben, so dass 2015 die deutsche Wachstumsrate von 1,5 % auch die hessische Richtschnur darstellt. Durch die gute Situation auf dem hessischen Arbeitsmarkt mit inzwischen wieder sinkenden Arbeitslosenzahlen und weiterhin steigender Beschäftigung ist diese Entwicklung nach unten abgesichert. Sollte sich nach dem Stresstest die Anspannung im Bankgewerbe lösen, dürfte sich dies positiv auf den Finanzplatz Frankfurt und Hessen insgesamt auswirken.

Thüringen: Wachstum kann wieder mithalten

Thüringens Wirtschaft dürfte sich 2014 weiter erholt haben, nachdem sie schon 2013 mit einem Plus von 0,5 % in den positiven Bereich zurückgekehrt war. Für 2014 ist ein leicht unterdurchschnittliches Wachstum zu erwarten. So entwickelte sich die Industrie mit einem Umsatzzuwachs von 1,8 % in den ersten neun Monaten 2014 etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt, da der Auslandsumsatz aus der Eurozone nicht ganz so dynamisch (+2,3 %) war wie in Deutschland insgesamt (3,7 %), wohingegen im Inland der Absatz stärker stieg. Erfreulich ist, dass die Einzelhandelsumsätze real und nominal bis einschließlich August 2014 im Plus sind und die Zunahme in Thüringen sogar fast dem Bundesdurchschnitt entspricht. Auch das Gastgewerbe hat reale und nominale Zuwächse zu verbuchen, die allerdings geringer als im Bundesdurchschnitt ausfallen. Je nachdem wie schnell die Wachstumsdelle in der Industrie beendet ist, kann in Thüringen 2015 zumindest mit einem durchschnittlichen Wachstum gerechnet werden. Die Verbesserung der strukturellen und konjunkturellen Bedingungen in der Eurozone gibt zudem Impulse für die Thüringer Industrie. Die Nachfrage vor Ort wird durch die weiterhin steigende Beschäftigung und die sinkende Arbeitslosigkeit unterstützt. Da das Wirtschaftswachstum auch im kommenden Jahr für eine Steigerung der Erwerbstätigkeit spricht, könnten in Thüringen als ostdeutsches Bundesland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote Engpässe bei der Stellenbesetzung entstehen.

Nordrhein-Westfalen: Beschäftigungsschwelle überschritten

Das Wachstum der nordrhein-westfälischen Wirtschaft dürfte 2014 mit knapp einem Prozent erneut unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt liegen. Hauptursache ist die schwache Entwicklung in der Industrie. So stagnierten die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe in den ersten neun Monaten 2014, während sie bundesweit um rund 2 % zulegten. Sowohl im Inland als auch im Ausland war der Absatz unterdurchschnittlich. Allerdings ist die Situation innerhalb Nordrhein-Westfalens (NRW) sehr unterschiedlich: Die Industrie weist in vielen Teilen des Ruhrgebiets starke Umsatzrückgänge auf, die sich auf ein Minus von fast 4 % aufsummieren. In den anderen Regionen läuft es besser; allerdings erreicht das Plus von 1 % nicht den Bundeswert. Die Arbeitslosigkeit verteilt sich ebenfalls nicht gleichmäßig über NRW, sondern konzentriert sich hauptsächlich in den Städten des Ruhrgebiets. Insgesamt stagnierte die Arbeitslosenquote in den letzten Jahren in NRW wie auch im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass auch die Beschäftigung unverändert bleibt. Im Gegenteil: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt seit Anfang 2010 und der Aufbau zieht zuletzt sogar noch an. In NRW werden Arbeitsplätze vor allem durch zugewanderte Erwerbstätige besetzt. Dies erklärt auch, warum sich der Einzelhandel in NRW genauso positiv entwickelt wie in Deutschland insgesamt. Die allmähliche Erholung 2015 wird auch in NRW für Wachstum sorgen, das aufgrund der begrenzten Perspektiven aber kaum die diesjährige Rate überschreiten dürfte.

Brandenburg: Wachstumschancen an Berlin gekoppelt

Die Steigerungsrate des BIP in Brandenburg wird 2014 erneut von der guten Entwicklung in Berlin profitieren. So übertrifft die Stadt das Vorkrisenniveau von 2008 um gut 6 % und liegt damit an zweiter Stelle nach Bayern mit 8 %. Diese Dynamik dürfte 2014 das Wachstum in Brandenburg auf gut 1 % von 0,7 % im Jahr 2013 beschleunigen. Die Umsätze der Industrie in Brandenburg stiegen in den ersten neun Monaten diesen Jahres um 1,3 %. Dabei kamen die Impulse von der Inlandsnachfrage und aus der Eurozone; der Umsatz mit Ausfuhren in andere Länder war entgegen des Bundestrends rückläufig. Die Arbeitslosenquote nimmt weiterhin ab und erreicht einen Jahresdurchschnitt von etwa 9,5 %. Auch der Bestand an Arbeitslosen ging in den ersten zehn Monaten 2014 um rund 8 % zurück. Der Anstieg der Beschäftigung verläuft entsprechend der gesamtdeutschen Entwicklung. Da der Flughafen Berlin-Brandenburg höchstwahrscheinlich 2015 nicht eröffnet wird, ist zunächst nicht mit einem überdurchschnittlichen Arbeitsplatzzuwachs zu rechnen. Allerdings strahlt Berlin vermehrt in die umgebenden Regionen Brandenburgs aus. So liegt die Zunahme des baugewerblichen Umsatzes seit fast zwei Jahren deutlich über der Zuwachsrate in Deutschland insgesamt. Für 2015 ist damit ein Wirtschaftswachstum zu erwarten, das in etwa dem Bundeswert entsprechen sollte. Die Unternehmensinsolvenzen waren in den vergangenen Jahren rückläufig. Zwar ist in den ersten acht Monaten diesen Jahres in Brandenburg eine Zunahme zu beobachten, doch liegt die Insolvenzquote (Zahl der Insolvenzen/Zahl der Unternehmen) unter dem ost- und westdeutschen Durchschnitt.

[1] Bei dieser Ausgabe des Regionalfokus handelt es sich um einen Auszug aus unserem Jahresausblick "Märkte und Trends 2015: Bonsai: Wachstum ohne Größe', der am 26. November veröffentlicht wurde. Die gesamte Studie finden Sie unter (http://volkswirtschaft.helaba.de).

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