Schwerpunkte der Wirtschaftsreformen liegen in der Stromwirtschaft, um die Häufigkeit von Stromausfällen zu vermindern, sowie in der Landwirtschaft, um die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu verbessern. Die Korruptionsbekämpfung genießt ebenfalls einen hohen Stellenwert. Die Diversifikation der Wirtschaft hat mit dem Vormarsch des Öl- und Gassektors abgenommen. Gut 30 % des BIP, 70 % der Staatseinnahmen und 95 % der Exporteinnahmen stammen aus dieser Branche. Der notwendige Infrastrukturausbau sowie das niedrige Steueraufkommen bedingen 2007 trotz der festen Energiepreise dennoch ein moderates Budgetdefizit. Die Regierung kann jedoch mühelos inländische Staatsanleihen zu günstigen Konditionen aufnehmen. Der offizielle und der inoffizielle Wechselkurs des stabilen, jedoch leicht überbewerteten Naira nähern sich seit 2006 nach Devisenmarktliberalisierungen stetig an, was einen freieren Außenhandel ermöglicht.
Das zügige BIP-Wachstum von über 5 % p.a. wird seit 2006 vor allem von den Nicht-Öl-Sektoren(insbesondere der Landwirtschaft) getragen, während die Ölproduktion aufgrund von Sicherheitsproblemen und Streiks leicht zurückgegangen ist. Das BIP-Wachstum dürfte sich 2008 beschleunigen, da neue Offshore-Öl-Förderanlagen in Betrieb gehen werden und auch die Festland-Ölförderung wieder von einer stabileren Sicherheitslage profitieren sollte. Die Kluft zwischen der modernen exportorientierten Öl- und Gaswirtschaft und der inländischen Nicht-Öl-Wirtschaft wird sich nur langsam verkleinern. Infrastrukturelle Engpässe und Mängel im Ausbildungssystem werden das Wachstum der einheimischen Wirtschaft trotz der Wirtschaftsreformen vorerst zügeln.
Der traditionelle Handelsbilanzüberschuss hat sich seit 2004 nicht nur ölpreisbedingt, sondern auch wegen einer zunächst steigenden Ölförderung stark erhöht. Der positive Handelssaldo wird allerdings durch hohe Gewinnüberweisungen der internationalen Energiefirmen sowie durch ein hohes Defizit bei den Dienstleistungen aufgezehrt. Trotzdem ist auch der Leistungsbilanzüberschuss seit 2004 deutlich gestiegen. Nigeria erhielt im Frühjahr 2006 vom Pariser Club (öffentliche Gläubiger) einen umfassenden Schuldenerlass und hat im Gegenzug Zahlungsrückstände beglichen.
2007 strebt die Regierung an, auch die Schulden gegenüber den privaten Gläubigern (insgesamt rd. 2 Mrd. $) zu bereinigen: Die Brady Bonds aus der Umschuldung 1991 sollen zurückgekauft, und die restlichen Schulden auf eine Investitionsbank übertragen werden, die die Rückzahlung bis 2010 übernehmen wird. Die Auslandsschulden werden voraussichtlich von ursprünglich 38 Mrd. $ (2004) bis Ende 2007 auf rd. 5 Mrd. $ fallen. Nigeria hat dann künftig nur noch einen geringfügigen Schuldendienst zu leisten. Infolge der hohen Devisenzuflüsse sind zudem die Devisenreserven auf ein beachtliches Niveau gestiegen. Die verbesserte wirtschaftliche Einschätzung Nigerias ist allerdings von einer raschen innenpolitischen Konsolidierung abhängig.