- Zuletzt hielten sich die Kursausschläge der Hauptwährungen in Grenzen. Der Japanische Yen gab nach, der Australische Dollar legte zu. Einige Schwellenländerwährungen wie der Brasilianische Real konnten sich von ihren vorherigen Verlusten deutlich erholen.
- Nach einer mehrjährigen Aufwertungsphase verlor die Norwegische Krone gegenüber dem Euro 2013. Die abebbende europäische Schuldenkrise führte zu einem Rückfluss von Fluchtgeldern. Wegen des stärkeren Wirtschaftswachstum sowie einer höheren Inflation werden in Norwegen die Leitzinsen wohl vorzeitig angehoben. Zusammen mit dem hohen Rohölpreis dürfte dieser Zinsvorteil der Krone zu einer neuerlichen Aufwertung verhelfen.
- Helaba Währungsprognosen
NOK: Durststrecke endet
Sicherheit kann trügen. Wer aus Angst vor der europäischen Schuldenkrise sein Geld in Norwegischer Krone angelegt hat, verbuchte zumindest in diesem Jahr merkliche Verluste. Der Euro-Krone-Kurs stieg um 7 % auf 7,9, zwischenzeitlich übertraf der Kurs sogar die Marke von 8,0.
Die Abwertung der Krone sollte gleichwohl im Lichte von vier Jahren mit z.T. deutlichen Gewinnen gesehen werden. Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob die norwegische Währung als Anlagealternative ausgedient hat oder ob sie jetzt gerade wieder attraktiv wird.
Die Norwegische Krone gilt nicht als klassische Fluchtwährung. Lange Zeit wurde sie eher als Rohstoff- bzw. Hochzinswährung angesehen, die in Phasen hoher Unsicherheit sogar an Wert verloren hat. Tatsächlich brach die norwegische Währung 2008 nach der Lehman-Pleite ein - der Euro-Krone-Kurs stieg in wenigen Monaten um 25 %. Im Zuge der europäischen Finanzkrise jedoch änderte die norwegische Währung ihren Charakter, denn andere sichere Anlagehäfen hatten einen Haken: Beim Schweizer Franken begrenzt die Notenbank das Kurspotenzial, der US-Dollar ist keineswegs makellos und manche außereuropäische Währung wirkte für hiesige Anleger doch zu exotisch. Insbesondere in Zeiten der Schuldenkrise sticht der norwegische Staat mit einem Nettovermögen statt Verschuldung sowie mit einem deutlich positiven Haushaltssaldo hervor.
Zudem glänzt das Land mit hohen Überschüssen in der Leistungsbilanz. Die Rolle als "Safe- Haven"-Währung ist damit durchaus berechtigt. Allerdings konnte die Krone dieser Aufgabe an Tagen hoher Risikoaversion an den Finanzmärkten nur bedingt gerecht werden.
Norwegen hat den Vorteil von beträchtlichen Öl- und Gasvorkommen, die mehr als die Hälfte der Exporte ausmachen. Diese Einnahmen kommen in erheblichem Maße auch dem öffentlichen Haushalt zu Gute und speisen zudem einen staatlichen Pensionsfonds mit einem Volumen von weit mehr als 500 Milliarden Euro. Damit besitzt Norwegen im Vergleich zu vielen Erdölexporteuren einen enormen Puffer und kann damit Probleme abfangen. Grundsätzlich ist die norwegische Wirtschaft und insbesondere die Währung aber anfällig bei einem Einbruch der Energiepreise wie z.B. 2008. Der Rohölpreis bewegte sich in den letzten Jahren weitgehend in einer Spanne von 100 bis 120 US-Dollar je Barrel. Dieses Preisniveau sollte, wenn nicht geopolitische Krisen zu Verwerfungen führen, in absehbarer Zeit Bestand haben. Die hohen Rohölpreise sprechen derzeit für eine stärkere Krone.
Weniger Wachstum 2013, bessere Aussichten für 2014
Die norwegische Wirtschaft hatte sich in den letzten Jahren im Vergleich zum restlichen Europa - rund 80 % der Ausfuhren gehen in die EU - als robust erwiesen. Das hohe Wachstumstempo von mehr als 3 % im Vorjahr wird Norwegen 2013 aber wohl nicht mehr erreichen. Im ersten Halbjahr schwächte sich die Konjunktur etwas ab. Jedoch zeigen gerade am aktuellen Rand sowohl reale als auch Stimmungsindikatoren eine Wachstumsbeschleunigung an. Das weniger volatile Bruttoinlandsprodukt auf dem Festland dürfte in diesem Jahr um 2 % expandieren. Die neu gewählte konservative Regierung wird wohl grundsätzlich eine wachstumsfreundliche Politik fahren, selbst wenn sie gewisse Sorgen vor einer Überhitzung hat. Für 2014 hellen sich die Wachstumsperspektiven auf.
Risikofaktor Häusermarkt
Der Wohnimmobilienmarkt ist für Norwegen ein kritischer Faktor. Nach vielen Jahren des Booms gilt der Häusermarkt als überbewertet. Zudem sind die privaten Haushalte vergleichsweise hoch verschuldet. Zuletzt haben sich sowohl der Preisanstieg als auch das Kreditwachstum verlangsamt.
Dies kann prinzipiell als gesunde Entwicklung gewertet werden, die internationalen Erfahrungen in den letzten Jahren mahnen jedoch zu einer gewissen Vorsicht. Die norwegische Zentralbank wird diesem Markt ein besonderes Augenmerk widmen. Jedoch ist der Zentralbank in den letzen Monaten ein anderes Problem entstanden. Die Inflation kletterte im August auf 3,2 %, nachdem sie vor gut einem Jahr nur knapp über der Nulllinie lag. Sogar die Kernteuerung stieg auf 2,5 % an. Als Inflationsziel gibt die Norges Bank einen Wert von 2,5 % an. Die neuen Daten geben zwar keinen dringenden Handlungsbedarf, dennoch werden sich die Notenbanker Sorgen vor einem unerwünschten Inflationsauftrieb machen. Somit sind die Spekulationen über eine weitere Leitzinssenkung verflogen.
Leitzinserhöhung 2014
Die norwegische Zentralbank ging in ihren Projektionen von einem unveränderten Leitzins von 1,5 % bis 2014 aus. Die Inflationsdaten stellen diesen späten Zeitpunkt in Frage, vorsichtige Zinsanhebungen im kommenden Jahr sind wahrscheinlich. Am Kapitalmarkt erhöhten sich die Renditen sowohl für längere als auch kürzere Laufzeiten spürbar. Dieser Anstieg ist zwar auch vor dem Hintergrund weltweit höherer Zinsen zu sehen. Gleichwohl vergrößerte sich der Renditevorsprung norwegischer Anleihen gegenüber deutschen Wertpapieren deutlich, zumal die EZB ihre Niedrigzinsen "für eine längere Zeit" beibehalten wird. Die Zinsentwicklung spricht damit ebenfalls klar für die Krone gegenüber dem Euro.
Die Angst vor einer zu starken Norwegischen Krone prägte die Politik. So warnte der Notenbankchef mehrfach vor den damit verbundenen negativen Effekten auf den Außenhandel. Sogar von der neuen Regierung gab es ähnliche Äußerungen. Tatsächlich verschlechterte sich der Export in diesem Jahr, der Handelsbilanzüberschuss reduzierte sich auf sehr hohem Niveau, was im Wesentlichen am Energiesektor lag. Mittlerweile verbessern sich die Exportdaten wieder. Zu arg scheint die langjährige Aufwertung der Krone die norwegischen Exportunternehmen nicht zu beuteln.
Ohnehin stellt sich die Frage, ob die Krone wirklich deutlich überbewertet ist, insbesondere nach den diesjährigen Verlusten. Reale Wechselkursindizes bzw. bereinigte Kaufkraftparitäten deuten auf eine eher faire Bewertung hin. Damit kann die Politik dieser Frage den Rücken kehren.
Aufwertungschancen für Norwegen-Krone
Im Vergleich zur Eurozone wächst die norwegische Wirtschaft stärker, die Geldpolitik dürfte deutlich früher eine Zinswende vornehmen, die Kapitalmarktzinsen weisen bereits einen merklichen Vorsprung auf. Auch der hohe Ölpreis spricht für eine Aufwertung der Krone gegenüber dem Euro.
Offener hingegen ist die Frage, ob angesichts einer sich entspannenden Euro-Schuldenkrise die Safe-Haven-Zuflüsse in die Krone wieder zurückfließen. Diese Entwicklung hat vermutlich den Euro in diesem Jahr gegenüber der Krone gestärkt. Trotz einiger Unwägbarkeiten sollte sich die Schuldenkrise tendenziell weiter entspannen. Auf aktuellem Kursniveau überzeugt die Krone jedoch vor allem unter Renditeaspekten. Die Sicherheitsfragen wurden in den Hintergrund gedrängt, sollten aber auf lange Sicht kaum schaden. Nach einer Durststrecke in der Übergangsphase von der Save-Haven- zur "Hochzins"-Währung erscheint die Norwegische Krone wieder attraktiv. Der Euro-Krone-Kurs dürfte bis zum Jahresende auf 7,7 fallen, bis Mitte 2014 auf 7,5.