- Nach einem guten Jahresauftakt tun sich Rohstoffe mit Ausnahme der politisch im Preis getriebenen Mineralölprodukte inzwischen etwas schwer. Zwar sprechen die konjunkturellen Stimmungsindikatoren insgesamt für weiteren zyklischen Aufwind. Exogene Faktoren wie die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen der großen Notenbanken, der Wachstumsmix in China und das Wetterphänomen La Nina sowie die Schaffung zusätzlichen Angebots bzw. Nachfragezerstörung aufgrund historisch hoher Preisniveaus bremsen aber gegenwärtig.
- Die Aussichten auf weitere quantitative Lockerungen der US-Notenbank erscheinen eher gedämpft, zumal auch monetär angeheizt hohe Benzinpreise in den USA die Wiederwahl des Präsidenten ernsthaft gefährden könnten. Beim Hauptabnehmer von Industrierohstoffen China zeichnet sich notgedrungen eine Änderung des Wachstumsmodells ab. Insbesondere die an den Märkten erhoffte neuerliche Befeuerung von Investitionen in Immobilien, Großindustrie und Infrastruktur scheinen im Reich der Mitte nicht mehr unbedingt als zielführend betrachtet zu werden. Bei Agrarrohstoffen ist über kurz oder lang nicht nur wetterbedingt mit einem nachhaltig höheren Angebot und wachsenden Lagerbeständen zu rechnen.
Überblick Rohstoffgruppen
Geopolitik gibt Notierungen Halt- Ausnahme US-Erdgas
Angebotsunsicherheiten aufgrund geopolitischer Risiken geben Mineralölprodukten weiterhin Halt. Brent dürfte noch eine Weile über dem aktuell fairen Preis von ca. 100 $/bbl notieren. Da die Versorgungssicherheit in Asien besonders gefährdet ist, findet dort trotz hoher Preise zusätzlicher Lageraufbau statt. Wir unterstellen nicht nur die Vermeidung einer weiteren Eskalation des Iran-Konflikts, sondern auch eine diplomatische Lösung im nächsten Quartal. Im zweiten Halbjahr dürfte daher eine Preisberuhigung eintreten. Sollte es aufgrund mangelnder Kompromissfähigkeit doch zu einem Militärkonflikt kommen, wären zeitweilig deutlich höhere Preise einzukalkulieren.
Edelmetalle erneut auf dem Prüfstand
Zuletzt erschienen Edelmetalle technisch wieder etwas labiler. Bei Gold ist aber trotz eines erneuten Tests der 200-Tage-Linie noch keine Trendumkehr festzustellen. Hier wird die weitere Entwicklung ganz entscheidend davon abhängen, ob es der US-Notenbank angesichts der relativen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation Asiens und Europas gelingt, den Auftrieb beim US-Dollar zu stoppen. Sieht sie sich dazu doch nicht in der Lage, was angesichts der negativen Rückwirkungen weiterer massiver quantitativer Lockerungen über den Ölpreis möglich wäre, dürfte Gold das Dezembertief bei 1540 $/oz noch einmal testen.
Statt erhofften Rückenwinds Fragezeichen durch China
Basismetalle zeigten in der Ausprägung zuletzt zwar ein heterogenes Bild, eigentlich tendierten sie aber alle unerwartet schwach. Auffällig waren die Einbußen beim besonders konjunktursensitiven Nickel. Die Produzenten reagieren hier ähnlich wie bei Aluminium aber bereits mit Produktionskürzungen. Nicht nur gedämpfte Investitionen und verhaltener Konsum in den Industrieländern, sondern auch die geringere Wachstumsdynamik in den Schwellenländern verzögert den Kursaufschwung bei Industrierohstoffen. Entscheidend wird die weitere Entwicklung der Industriekonjunktur in China und den USA sein. Wir gehen von einer Belebung und wieder höheren Kursen aus.
Wechselbad der Gefühle - Soja weiter Sonderfall
Vor allem die Dürre in Südamerika hat den Getreide - Notierungen trotz zumeist bereits angelegter signifikanter Überschüsse für die Erntesaison 2012/13 in den vergangenen Monaten noch einmal gewissen Rückenwind gegeben. Die Preise von Sojabohnen konnten aufgrund von Sonderfaktoren zuletzt sogar an das hohe Niveau vom letzten Herbst anknüpfen. Bei Weizen quellen die Lager bereits über und bei einem der großen Exporteure Australien droht ein massiver Angebotsüberhang. Bei Mais und Sojabohnen sind die Lager noch überschaubar, auch da sie eine breitere industrielle Verwendung sowie Nachfrage in Asien finden.
Zucker robust - Kaffee: Bodensuche nach Absturz
Während Zucker sich aufgrund von Angebotsunsicherheiten und anhaltendem Lageraufbau zwischen 24 und 26 $¢/lb recht robust zeigt, schwächelt Kakao aufgrund offensichtlich unerwartet hoher Erträge wieder etwas. Kaffee befindet sich inzwischen in einem Crash-Szenario. Hier sind die Notierungen seit Jahresbeginn über 20 % gefallen. Angesichts zu erwartender Rekordernten in Südamerika und eines deutlich anziehenden Angebots aus Asien werden Lager auch zu deutlich niedrigeren Preisen geräumt. Die nächste Unterstützung liegt bei 170 $¢/lb. Spätestens bei 150 $¢/lb dürfte der Boden aber erreicht sein.
Rindfleischpreise überschreiten Zenit
Der Export brummt bei Rindfleisch in den USA. Außerdem belebt das günstige Wetter den Grill-Konsum. Allerdings sind die Preise allmählich nicht nur für die heimischen Griller, sondern auch für die fleischhungrigen Mittelschichten in den aufstrebenden Schwellenländern grenzwertig. Immerhin besteht ja Konkurrenz nicht nur aus Südamerika, sondern mit Blick auf die dynamischen Märkte in Asien auch seitens Australiens. Auch bei Schweinefleisch zeigt die US-Grillsaison Wirkung. Allerdings erscheint der Großverbraucher China nach eigenen Produktionsanstrengungen nicht mehr so importhungrig.