Nur wenige Tage später sieht die Welt offensichtlich ganz anders aus. In der zweiten Monatshälfte hat der DAX die zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgegeben und notiert nunmehr unter dem Jahresendstand 2013. Der Januar hat sich also als schwacher Börsenmonat gezeigt. Traditionell weisen die Wintermonate jedoch eher eine überdurchschnittliche Performance auf. Saisonstrategien wie die "Sell-in-May-Regel" resultieren aus dieser statistischen Beobachtung.
"Wie der Januar - so das ganze Jahr" lautet eine alte Börsenweisheit. Besonders zuverlässig funktioniert diese Daumenregel an der US-Leitbörse. Seit 1950 konnte der Dow Jones Industrials in 90 Prozent der Fälle einen Jahreszuwachs verzeichnen, wenn der Januar mit einem Plus endete. In 64 Prozent der Fälle war ein negativer Januar Vorbote für einen Verlust im Gesamtjahr.
Wir wollen uns jedoch nicht allein auf dieses statistische Phänomen berufen. Vielmehr sehen wir fundamentale Gründe dafür, dass sich die Aktienrally der Vorjahre nicht fortsetzen wird. Allein der Blick auf die Bewertung spricht dafür, dass bei Aktien kaum noch Luft nach oben ist. Dazu gesellt sich die weniger expansive Geldpolitik der US-Notenbank. Die Fed hat im Dezember mit dem sogenannten Tapering begonnen. D.h. also, der Aufkauf von Staatsanleihen wird sukzessive zurückgeführt. Spätestens im Herbst wird das Programm eingestellt. Aufgrund der hohen Wachstumsdynamik in den USA ist diese Vorgehensweise auch gerechtfertigt.
Allerdings werden mit nachlassender Liquiditätsflut durch die Fed neue Krisenherde der Weltwirtschaft offengelegt. Bereits in den vergangenen Tagen gerieten zahlreiche Währungen von Schwellenländern heftig unter Druck. Vorboten der Turbulenzen waren schon im vergangenen Jahr zu beobachten, als die US-Notenbank den Einstieg in den Ausstieg verbal vorbereitete. Nunmehr hat sich diese Welle fortgesetzt. Es findet ein Aussortieren zwischen den "guten" und den "schlechten" Ländern stand. Was sind die Kriterien?
Länder mit hohen Leistungsbilanzdefiziten sind gefährdet. Dazu zählen Indonesien, die Türkei, Brasilien, Südafrika aber auch Indien. Als weiterer Grund für eine Flucht aus diesen Ländern gelten politische Instabilität bzw. anstehende Wahlen. Dies belastet die Türkei. Darüber hinaus gelten als Schwäche eine hohe Inflation sowie übermäßige Haushaltsdefizite. Hier reiht sich Indien ein. Argentinien ist ein Spezialfall. Dirigismus und Verschuldungsprobleme führen zu Kapitalflucht. Die Probleme sind also sehr unterschiedlich. Allerdings ist allen Ländern gemeinsam, dass sie zuvor von der Liquiditätsflut der US-Notenbank profitiert, Strukturreformen vernachlässigt und entsprechend ihr Wachstumsmodell nicht auf eine solide Basis gestellt hatten.
Diese Länder sind geographisch zwar relativ weit weg. Aus Sicht der Kapitalmärkte sind sie jedoch sehr nah. Nach mehr als sechs Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise in den Industrieländern war teilweise der Blick auf die Risiken in den Schwellenländern verloren gegangen. Umso heftiger sind diese jetzt zurück und werden in diesem Jahr die Kapitalmärkte beeinflussen. Schon in der Vergangenheit haben Schwellenländerkrisen große Effekte auf die hiesigen Märkte gehabt. So sei z.B. an die Asienkrise des Jahres 1997 bzw. die Russland-Krise 1998 erinnert.
Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen. Dennoch gehen wir weiter davon aus, dass das Jahr 2014 kein gutes Jahr für Aktien wird. Je schneller die politischen Unsicherheiten in diesen Ländern jedoch gelöst und die Strukturprobleme angegangen werden, desto früher besteht wieder Hoffnung auf eine Aufwärtsbewegung des DAX. Davor steht aber leider eine weitere Korrektur bis vermutlich in den Bereich von 8.300 Indexpunkten.