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Skandinavien: nordische Konjunkturvielfalt

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Das reale Wirtschaftswachstum in Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark bietet 2013 ein Spektrum zwischen Beinahe-Stagnation und +2 % gegenüber dem Vorjahr. Damit konvergieren die Länder im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas. Erhalten bleiben aber einige grundsätzliche Unterschiede, etwa bei den öffentlichen Haushalten.

Angeführt wird die Riege im Hinblick auf das Wachstum auch 2013 von Norwegen, das allerdings als einziges der vier Länder unter seiner Rate von 2012 bleiben dürfte. Die anderen drei Länder verbessern sich gegenüber dem Vorjahr, jedoch bringt 2013 noch nicht den wirklichen Durchbruch beim Aufschwung. Eine zögerliche Erholung, auch durch Unwägbarkeiten wie der Entwicklung bei den Handelspartnern geprägt, ist eher zutreffend. Ein weiterer Trend ist das konjunkturelle Gegensteuern über die öffentlichen Haushalte: So sollen über die Entlastung der Unternehmen die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und Arbeitsplätze gesichert werden.

Da die öffentliche Finanzlage in den nordischen Ländern insgesamt gut ist - in Norwegen rohstoffbedingt sogar sehr gut -, bringt dies keine Risiken für fiskalische Ungleichgewichte mit sich, zumal konjunkturstimulierende Maßnahmen zumindest teilweise gegenfinanziert werden.

Norwegen: Lokomotive 2013 weniger unter Dampf

Norwegen ist in verschiedener Hinsicht das Ausnahmeland unter den Skandinaviern: Zum einen nimmt es weder am Euro noch an der EU Teil. Zum anderen wartet Norwegen mit einigen Superlativen auf, etwa mit dem stärksten realen Wachstum in Skandinavien (2012: 3,2 %), mit der niedrigsten Arbeitslosenquote und den besten Haushaltsdaten. Allerdings weist es auch den höchsten Leitzins auf sowie die höchste Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen von derzeit gut 2 %. 2013 dürfte das norwegische BIP-Wachstum mit 2 % weiter an der Spitze der skandinavischen Länder liegen, wenngleich der Abstand zu den anderen Ländern abnimmt.

Seinen Vorsprung bei den Haushaltsdaten wird Norwegen aber wohl halten, denn ein Überschuss von rund 13 % des BIP liegt für seine Nachbarländer außer Reichweite. Er ist v.a. auf den Rohstoffreichtum des Landes zurückzuführen und auf eine Fiskalpolitik, deren Regeln Nachhaltigkeit sichern sollen, die sich aber auch aus hohen Steuereinnahmen finanzieren kann. So beliefen sich die Steuereinnahmen in Norwegen laut Eurostat 2011 auf 33 % des BIP, in Deutschland auf 23 %.

Dem privaten Verbrauch kommen Lohnsteigerungen zugute, die etwa in der Industrie oder im Ölund Gassektor in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt jährlich bei über 4 % lagen. Allerdings hält auch der Aufwärtstrend bei der Sparquote an, die derzeit nach Eurostat-Schätzungen 14 % beträgt. Weiterhin niedrige Arbeitslosenquoten, anhaltend hohe Preise am Immobilienmarkt und moderate Inflationsraten von gut 1 % liefern jedoch gute Rahmenbedingungen für den Konsum. Mittelfristig bedeuten die hohen Lohnzuwächse aber auch eine Belastung für die Wirtschaft.

In der Sitzung im März hat der Zentralbankrat die Zinsen unverändert bei 1,5 % belassen. Dieser Satz ist seit einem Jahr konstant und liegt nahe am Allzeittief von 1,25 % (2009). Nachdem die maßgeblichen Indikatoren Inflation und Wachstum weiter im Rahmen bleiben, plant die Zentralbank eine Anhebung der Leitzinsen nicht vor dem Frühjahr 2014. Seit Mitte 2012 hat die Krone leicht an Wert verloren und liegt aktuell bei rund 7,5 Kronen je Euro, mit bedingt durch fallende Rohölpreise. Angesichts des schwachen Wachstums in der EU, die gut drei Viertel der Ausfuhren aufnimmt, ist dies für die Exportwirtschaft erfreulich. Mittelfristig ist aber mit weiteren Wertsteigerungen der Krone zu rechnen, wenn auch abgeschwächt, da bei konjunktureller Normalisierung in Europa der Bedarf an sicheren Häfen nicht mehr so ausgeprägt sein wird.

Die politischen Rahmenbedingungen für die norwegische Wirtschaft dürften sich tendenziell noch verbessern, wenn - wie die Umfragen andeuten - bei den Wahlen im September eine Mitte- Rechts-Koalition die derzeitige Mitte-Links-Regierung ablöst. Ein Risiko bleibt in Norwegen aber die starke Abhängigkeit vom Energiesektor, da bei deutlicher fallenden Ölpreisen oder langfristig schwindenden Rohstoffreserven nicht von einer Fortschreibung der bisherigen Erfolgsstory ausgegangen werden kann. Auch am Immobilienmarkt hat sich die Preisentwicklung noch nicht beruhigt, so dass das Risiko einer Korrektur steigt.

Schweden: verhaltenes Tempo

Das Wachstumstempo in Schweden blieb 2012 hinter dem norwegischen spürbar zurück: das BIP wuchs real um moderate 0,8 %. Damit hat es - gemessen am Wachstum der beiden Vorjahre - ein deutlich langsameres Tempo angeschlagen, ohne dass allerdings wie in Dänemark und Finnland eine Rezession im Raum gestanden hätte. 2013 dürfte sich aufgrund von Stimulierungsmaßnahmen und einer weltwirtschaftlichen Belebung im Jahresverlauf das Wachstum etwas beschleunigen. So hat Schweden zum 1.1.2013 die Unternehmenssteuern um gut 4 %-Punkte auf nun 22 % gesenkt. Die Preise von Wohnimmobilien sind nach einer moderaten Korrektur Ende 2011 nur noch leicht gestiegen und haben sich nun auf hohem Niveau stabilisiert. Die weiterhin hohe Arbeitslosenquote von zuletzt 8,2 % (Eurostat) dürfte neben der nur schwachen Konjunkturdynamik in Europa das Wirtschaftswachstum begrenzen. Insgesamt ist beim BIP für 2013 mit einem Plus von 1,3 % zu rechnen.

Bei den Haushaltsdaten konnte die schwedische Regierung im vergangenen Jahr ihr mittelfristiges Ziel eines Überschusses von 1 % des BIP nicht erreichen. Immerhin war das Ergebnis nahe an einem ausgeglichenen Saldo (- 0,5 % des BIP). 2013 dürfte sich dieser Wert kaum verbessern, da die Mehrausgaben zur Konjunkturstimulierung nur teilweise gegenfinanziert werden. Dennoch ist die Situation der öffentlichen Haushalte komfortabler als in den meisten anderen europäischen Ländern. Bei niedriger und weiter rückläufiger Verschuldung (2012: knapp 40 % des BIP) empfiehlt sich Schweden weiterhin als Land mit ausgeprägter Stabilitätsorientierung.

Dass dies auch die Anleger schätzen, zeigt sich an der Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen, die - obwohl leicht gestiegen - deutlich unter 2 % bleibt. Der Spread zu deutschen Papieren liegt derzeit bei rund 40 Basispunkten. Nur die EU-Mitglieder Finnland und Dänemark haben noch geringere Aufschläge für ihre Anleihen zu bezahlen.

Inflation ist derzeit kein Thema in Schweden. Die Preissteigerungsraten haben sich im Laufe von 2012 deutlich abgeschwächt und werden im Jahresdurchschnitt 2013 wohl nur wenig über 0 % liegen. Dies ermöglichte der schwedischen Zentralbank eine unter Inflationsaspekten unbedenkliche Lockerung der Leitzinsen auf das aktuelle Niveau von 1,0 % - ein Wert, der allerdings noch deutlich oberhalb des historischen Tiefs von 2009 (0,25 %) liegt. Im Februar verkündete die Zentralbank angesichts besserer Konjunkturaussichten das Ende des Zinssenkungszyklus. Die Schwedische Krone reagierte auf die Ankündigung zunächst mit Kursgewinnen gegenüber dem Euro, büßte diese jedoch im April z.T. wieder ein, als die Notenbank die Zinsen konstant hielt und ihre Projektionen für einen restriktiveren Kurs nach hinten verschob. Für die Exporteure sind dies gute Nachrichten, wenngleich die Währung ihren Trend aufgrund erwarteter Konjunkturverbesserung und Leitzinserhöhung bald - abgeschwächt - fortsetzten dürfte.

Finnland: auf guten Ruf an den Märkten bedacht

Zusammen mit Dänemark repräsentiert Finnland die konjunkturell schwächere Seite der skandinavischen Länder. 2012 musste es beim BIP real eine leichte Einbuße gegenüber dem Vorjahr hinnehmen (-0,2 %). So konnte das saisonbereinigte BIP trotz der guten Wachstumszahlen der beiden Vorjahre das Niveau vor der starken Rezession 2009 noch nicht wieder erreichen. Der Indikator für das Wirtschaftsklima deutet seit Herbst 2012 auf eine Aufhellung hin. Insbesondere die Verbraucher sind trotz der weiterhin hohen Arbeitslosenquote von rund 8 % wieder optimistischer, was sich allerdings noch nicht in den Einzelhandelsumsätzen zeigt. Die Auftragseingänge werden von der Industrie wieder skeptischer gesehen. Insgesamt dürfte das BIP-Wachstum 2013 kaum über eine Stagnation hinauskommen. Die Sparpolitik der Regierung schlägt hier ebenfalls zu Buche, wie auch die nur zögerliche Erholung der Konjunktur bei einigen Haupthandelspartnern. In die EU gehen rund 55 % der Exporte, je ein Fünftel davon nach Schweden und nach Deutschland. Weitere wichtige Abnehmerländer sind Russland, China und die USA.

Als eines der Gründungsmitglieder der Eurozone gilt für Finnland der aktuell historisch niedrige Leitzins der EZB von 0,75 %. Diese Höhe ist der derzeit schwachen Konjunktur des Landes angemessen. Mittlerweile passt nicht nur die Euroraum-Inflation, sondern auch die finnische Teuerung wieder zum niedrigen Zinsniveau. Denn obwohl zum 1. Januar 2013 eine Mehrwertsteuererhöhung um einen Prozentpunkt auf 24 % wirksam wurde, lag die finnische Inflation zuletzt bei 1,8 %. Sowohl der statistische Basiseffekt und der stärkere Euro, als auch die schwache Nachfrage verhinderten dabei einen prägnanteren Preisanstieg, da eine Überwälzung an die Konsumenten nur schwer möglich ist.

Die Haushaltsdaten liegen bei einem Defizit von rund 2 % des BIP und einer Staatsverschuldung von gut 50 % im grünen Bereich. Das Ziel der Regierung, Finnlands ausgezeichnete Bewertung durch die internationalen Ratingagenturen zu behalten und der Verlust derselben in einigen großen Ländern dürften hier ein weiterer Ansporn zu fiskalischer Vorsicht sein. Die restriktiven Maßnahmen, wie Ausgabenkürzungen im Gesundheits- und Sozialwesen sowie beim Kindergeld bergen allerdings konjunkturelle Risiken. Aktuell übt sich die Regierung daher in einer schwierigen Gratwanderung: Sie sucht nach höheren Einnahmen, um die Finanzierung konjunkturstimulierender Maßnahmen zu sichern, so dass die öffentlichen Haushalte möglichst wenig belastet werden. Der Unternehmenssteuersatz soll um 4,5 Prozentpunkte auf 20 % sinken und damit sowohl den schwedischen als auch den geplanten dänischen Satz (jeweils 22 %) unterbieten. Insgesamt dürfte das Defizit 2013 und 2014 weiter sinken. Derzeit wird die finnische Politik mit niedrigen Risikoaufschlägen an den Kapitalmärkten belohnt: Die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen liegt bei rund 1,5 % und damit nur wenig über der Rendite der entsprechenden deutschen Papiere.

Dänemark: noch schwache Konjunktursignale

Auch das dänische BIP hat 2012 gegenüber dem Vorjahr nachgegeben, im Jahresdurchschnitt um 0,5 %. Damit bildet Dänemark das Schlusslicht der vier nordeuropäischen Länder. Für dieses und nächstes Jahr kann von einer zögerlichen Verbesserung der Wachstumsraten ausgegangen werden. Dabei senden verschiedene Umfragen gemischte Signale: Einer langsamen Aufhellung des Wirtschaftsklimas im ersten Quartal 2013 steht ein deutlicher Rückgang des Einkaufsmanagerindex im März gegenüber. Die Rahmenbedingungen für den privaten Verbrauch sind aufgrund der hartnäckigen Arbeitslosigkeit und der nachhaltigen Korrektur der Immobilienpreise weiterhin schwierig. Daher wird das BIP-Wachstum 2013 mit rund 0,5 % gegenüber dem Vorjahr noch sehr niedrig ausfallen. Nach der Einkommensteuerreform vom vergangenen Jahr, die die Arbeitnehmer entlastet und stufenweise bis 2020 umgesetzt wird, sind zumindest einige Weichen auf Expansion gestellt. Für 2014 sind die Aussichten bei einem BIP-Zuwachs von voraussichtlich 1,5 % wieder besser.

Seit Ende 2012 hat die Teuerung in Dänemark noch einmal deutlich an Fahrt verloren. Im März sank die Inflation mit 0,9 % auf ihren tiefsten Stand seit 2009. Die schwachen Preissteigerungsraten dürften die Stimmung der Konsumenten etwas aufhellen. Bei den Einzelhandelsumsätzen sind aber die konkreten Auswirkungen davon noch nicht zu sehen. Der Trend weist hier seit 2008 abwärts, mit leichten Stabilisierungstendenzen um die Jahreswende 2012/2013.

Die dänische Regierung hat wiederholt versucht, der schwachen Dynamik durch Konjunkturpakete entgegenzuwirken, bislang mit nur mäßigem Erfolg. Im Februar 2013 hat sie ein neues Wachstumspaket vorgestellt, das ab 2014 die Nachfrage stimulieren und neue Stellen schaffen soll. Bis 2020 sollen so in der Privatwirtschaft rund 150.000 neue Stellen geschaffen werden. Beim BIP wird ein jährliches Wachstum von 2 % angestrebt. Zu diesem Zweck wird der Unternehmenssektor steuerlich entlastet. Außerdem sind die Verbesserung der Erwachsenenbildung sowie höhere staatliche Investitionen geplant. Im nächsten Jahr sind dafür Kosten in Höhe von 10 Mrd. Kronen veranschlagt (rund 1 1/2 Mrd. Euro). Dass die Regierung so aktiv versucht, über die öffentlichen Haushalte gegenzulenken, liegt v.a. daran, dass die "Wahl der Waffen" begrenzt ist. Denn die Dänische Krone ist an den Euro gebunden. Die Zentralbank konzentriert sich darauf, diesen Kurs stabil zu halten und richtet sich weitgehend an den Leitzinsen der Eurozone aus. Im Januar lockerte sie die Geldpolitik etwas und setzte im März über günstige Darlehen für Geschäftsbanken einen expansiven Impuls.

Die Konjunkturmaßnahmen lassen sich auch an der Entwicklung der Budgetsalden ablesen: Zuletzt konnte hier 2008 ein Überschuss ausgewiesen werden, 2012 wurde mit einem Defizit von rund 4 % des BIP das schlechteste Ergebnis seit langem eingefahren, obwohl die Steuereinnahmen gemessen am BIP mit 46 % die höchsten in der Region sind (Stand 2011, Deutschland: 23 %). Der Schuldenstand von rund 50 % des BIP bleibt allerdings auf einem unkritischen Niveau.
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