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Target2: Ballast für Bundesanleihen

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Ursachen der Target2-Ungleichgewichte sind hohe Leistungsbilanzdefizite, Kapitalflucht und ein nicht funktionierender Interbankenmarkt.
- Mit steigenden Target2-Forderungen nimmt der Druck auf Deutschland zu, die Währungsunion um jeden Preis zu retten.
- Sollte sich bei Anlegern die Meinung durchsetzen, dass Europas Weg letztendlich nicht in der Stabilitätsgemeinschaft, sondern in der Haftungsunion mündet, so dürften die Renditen deutscher Staatsanleihen spürbar ansteigen.

Ursachen und Wirkung

Der Disput über die massive Schieflage innerhalb des elekronischen Zahlungsverkehrssystems der europäischen Zentralbanken hat sich zuletzt aus der akademischen Nische gelöst und ist zu einer breiten Debatte geworden. Die Target-Forderung der Bundesbank sind mittlerweile auf rund 550 Mrd. Euro angestiegen, während die Notenbanken der Euro-Krisenländer entsprechende Verbindlichkeiten ausweisen. Der Hintergrund für diese Entwicklung sind der ausgetrocknete Kapitalfluss in die Euro-Peripherie bzw. die anwachsenden Kapitalströme in Richtung sicherer Anlagehäfen, sowie die noch hohen Leistungsbilanzdefizite der europäischen Südländer.

Auslöser der massiven Verschiebung im Target2-Zahlungssystem war letztendlich jedoch die Vertrauenskrise im europäischen Bankensystem, die das Geschäft am Interbankenmarkt praktisch zum Erliegen brachte. Angesichts der Unsicherheit im Zuge der Euro-Schuldenkrise, standen private Kapitalströme zum Ausgleich der Zahlungsbilanz nicht mehr zur Verfügung. Um die Kreditversorgung der Wirtschaft zu sichern, sprangen die Notenbanken ein, indem sie Zentralbankgeld gegen entsprechende Sicherheiten nahezu unlimitiert bereitstellten. Um diese für die Währungsunion kritische Situation zu meistern war eine gewisse Flexibilität erforderlich, was auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann zugestand. Die großzügige Liquiditätsversorgung sichert einerseits zwar das Überleben zahlreicher Banken in den Defizitländern, eine Anpassung der Volkswirtschaften wird unter diesen Bedingungen gleichwohl spürbar verzögert. Allerdings läßt sich derzeit ohnehin kaum abschätzen, wie viel Druck die rezessionsgeplagten Krisenländer überhaupt ertragen. Andererseits drohen ohne Veränderungen die Target-Forderungen der Bundesbank ungebremst anzusteigen. Ein Hoffnungsschimmer sind lediglich die jüngste Stabilisierung an den Euro-Anleihemärkten und eine spürbare Senkung der Risikoaufschläge, was sich auch positiv auf den Interbankenmarkt auswirkt.

Die Beurteilung, wie kritisch die ausufernden Target-Salden für die Währungsunion im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen sind, richtet sich insbesondere daran aus, wie hoch die Überlebenschancen der Währungsunion eingeschätzt werden. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone wäre für Deutschland auch deshalb gefährlich, weil die hinterlegten Sicherheiten bei den Notenbanken deutlich an Wert verlieren würden und damit ein Ausgleich der Verbindlichkeiten gegenüber der EZB kaum möglich wäre - selbst wenn der politische Wille dazu vorhanden wäre. Zwar betonte die EZB, dass alle beteiligten Euro-Zentralbanken nur mit ihrem Anteil am Grundkapital der EZB, also im Falle Deutschlands mit 27 % haften. Allerdings erscheint ein geordneter Ausgleich in diesem Extremszenario eher unwahrscheinlich. Deutschland hat somit viel zu verlieren, was dafür spricht, dass der Druck, die Währungsunion um jeden Preis zu retten, mit steigenden Target-Salden eher zunimmt.

An dieser Stelle der Darlegung sollten Besitzer von Bundesanleihen hellhörig werden. Immerhin haben sie Kapital in teure Wertpapiere angelegt, um sich vor extremen Wertverlusten zu schützen. Zwar unterstützt die EZB mit der Liquiditätsausweitung und Rekordniedrigzinsen auch den deutschen Rentenmarkt. Setzt sich jedoch bei den Investoren die Meinung durch, dass Europas Weg letztendlich nicht in der Stabilitätsgemeinschaft, sondern in der Haftungsunion mündet, so dürften die langfristigen Inflationserwartungen ansteigen und Renditen von unter 2 % schon bald der Vergangenheit angehören. Spitzt sich im Jahresverlauf die Schuldenkrise wieder zu, so dürfte das Thema Eurobonds erneut auf die Agenda kommen. Deutschlands ablehnende Position würde dann extremen Druck ausgesetzt sein, zumal wenn sich die Machtverhältnisse im Euroraum nach den französischen Präsidentschaftswahlen im Mai verschieben sollten.

Die Diskussion um die Target-Salden gewinnt schleichend Einfluss an den Kapitalmärkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungsunion auseinander bricht, sinkt, je drastischer die Folgen - Abschreibungen der Target2-Forderungen - für Deutschland wären. Im Fall einer Zuspitzung der Schuldenkrise würde Deutschland wohl zähneknirschend dem Modell einer Haftungsunion zustimmen. Dies wäre zwar die Rettung für den Euro, jedoch der Ernstfall für deutsche Staatsanleihen, zumal die Integration der Fiskalpolitiken vermutlich noch kein zufriedenstellendes Stadium erreicht haben dürfte.
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