Durchwachsener Jahresauftakt als Omen?
Den Jahresauftakt hatten sich viele Aktienbullen wohl anders vorgestellt. So notierten die meisten der international führenden Indizes nach den börsenpsychologisch nicht unwichtigen ersten fünf Handelstagen im Minus. Zwar nahmen Aktien zuletzt wieder etwas Fahrt auf. Insbesondere europäische Dividendentitel - allen voran spanische und italienische Werte - sind derzeit gesucht. Offensichtlich setzen Anleger auf ihrer Suche nach raren Anlagemöglichkeiten auf vermeintlich vernachlässigte Indizes und Einzeltitel. Die US-Leitindizes tun sich aber weiter sichtlich schwer.
Schließlich ist die Bewertung inzwischen alles andere als günstig. Um weitere Kursanstiege fundamental zu rechtfertigen, müssten die Gewinne stärker steigen als bislang unterstellt wird. Dies zeichnet sich gegenwärtig allerdings nicht ab. Vielmehr verläuft die noch junge Berichtssaison eher ernüchternd. Obwohl die Schätzungen in den letzten Monaten bereits deutlich reduziert wurden, liegt der Anteil positiver Überraschungen bei den Nettoergebnissen des vierten Quartals der S&P 500-Unternehmen mit rund 51 % deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. Seit dem Jahr 2000 berichteten im Mittel rund 65 % der Unternehmen besser als erwartet. Zwar zeigt die Erfahrung aus früheren Quartalen, dass sich nach einem schwachen Start im Verlauf der Berichtssaison häufig eine Verbesserung ergibt. Dies dürfte allerdings nicht ausreichen, um weitere Kursanstiege fundamental zu rechtfertigen.
Ähnliches gilt für hiesige Dividendentitel. So hat der DAX mit einem KGV von 13,3 auf Basis der ambitioniert wirkenden Konsensschätzungen für die Unternehmensgewinne der kommenden 12 Monate den oberen Rand der Bewertungsspanne der vergangenen zehn Jahre erreicht. Verglichen mit früheren Haussephasen sind deutsche Dividendentitel gemessen am Mittelwert der gängigsten Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Dividendenrendite inzwischen sogar teuer. Aktien haben somit viel Positives vorweggenommen.
Gewinnmitnahmen einleiten
Eine sichtbare Verbesserung der Ertrags- und Gewinnperspektiven ist daher dringend geboten.
Angesichts des anhaltenden Übergewichts negativer Gewinnrevisionen zeichnet sich dies jedoch nicht ab. Gleichzeitig signalisieren Stimmungsindikatoren wie die implizite Aktienvolatilität und Investorenumfragen, dass die Stimmung inzwischen ausgesprochen optimistisch ist. Im Sinne der Kontraindikation mahnt dies zur Vorsicht. In der Vergangenheit war dies häufig ein Vorbote von Kurskorrekturen. Angesichts des insgesamt ungünstigen Chance-Risiko-Verhältnisses sollten Anleger steigende Notierungen für Gewinnmitnahmen nutzen.