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Vertrauenskrise noch nicht ausgestanden

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Eine nachlassende Risikoaversion hat dem Euro zwar zwischenzeitlich geholfen. Die expansivere EZB-Politik spricht jedoch dafür, dass der Euro-Dollar-Kurs erneut unter Druck geraten wird.
- Mit der überraschend frühen Zinssenkung demonstriert der neue EZB-Präsident Handlungsstärke und stemmt sich gegen eine sich ausweitende Vertrauenskrise im Euroraum. Die expansive Geldpolitik dürfte das Renditeniveau deutscher Staatsanleihen in den kommenden Monaten verankern.
- Euro-Schuldenkrise und Wachstumsunsicherheiten halten die Aktienmärkte weiter in Schach. Trotz EZB-Zinssenkung ist eine nachhaltige Erholung erst dann zu erwarten, wenn sich auch die Wachstumsperspektiven allmählich wieder aufhellen.

Devisen: Geldpolitik belastet den Euro

Die Hoffnungen und Wirrungen um die europäische Schuldenkrise und insbesondere Griechenland führen zu einem Auf und Ab des Euro-Dollar-Kurses. Nach dem EU-Gipfel erholte sich der Euro kräftig bis auf 1,42 US-Dollar. Im Anschluss an die Ankündigung eines Referendums in Griechenland fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,36 US-Dollar. Mittlerweile ist der Volksentscheid wohl wieder vom Tisch, der griechische Premier Papandreou steht vor dem Aus, was den Euro eher stützt. Belastend wirkte dagegen die überraschende Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte auf 1,25 %.

EZB expansiver als die Fed

Die politische Entwicklung in Griechenland ist weiterhin von hoher Unsicherheit geprägt. Aber auch andere Länder der Euro-Peripherie wie Italien erhöhen die Skepsis. Die Risikoaversion an den Finanzmärkten hat sich zwar zwischenzeitlich etwas gelegt, dürfte aber ein wichtiger Faktor bleiben. Von hoher Nervosität profitiert der zumindest vorübergehend sichere Hafen US-Dollar. Mittelfristig ist nach wie vor die Geldpolitik die dominante Größe am Devisenmarkt. Da die anderen führenden Notenbanken ihre Leitzinsen bereits auf nahe Null reduziert haben, besitzt lediglich die Europäische Zentralbank noch Zinssenkungspotenzial. Dies nutzt die EZB angesichts der sich merklich abschwächenden Konjunktur nun auch. Zumindest eine weitere Senkung dürfte die EZB in den nächsten Monaten noch vornehmen. Die Notenbanken versuchen den Expansionsgrad ihrer Geldpolitik auch über quantitative Maßnahmen zu steuern bzw. zu steigern. Vor allem die Federal Reserve tat sich da seit 2008 hervor. Zur Jahresmitte lief ihr zweites Kaufprogramm von Staatsanleihen ("QE2") jedoch aus. Während EZB und die Notenbanken aus Großbritannien, Japan sowie der Schweiz - gemessen an ihrer Bilanzsumme - expansiver wurden, blieb die Fed seit Jahresmitte neutral. Auch deshalb schlägt sich der US-Dollar im zweiten Halbjahr recht gut und wurde nur vom Japanischen Yen übertroffen.

Euro-Talfahrt noch nicht beendet

Die Fed hält sich die Tür zu neuen Kaufprogrammen offen. Ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen ist eine solche Maßnahme politisch heikel, zumal kurzfristig auch Konjunktur- und Inflationsdaten dies nicht unterstützen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal um annualisierte 2,5 %. Auch die Beschäftigung expandierte, allerdings mahnt eine trübere Unternehmensstimmung zur Vorsicht. Die Teuerung kletterte auf 3,9 % gegenüber Vorjahr. Die EZB wird dagegen, solange der Rettungsschirm EFSF noch nicht für Wertpapierkäufe einsatzbereit ist, ihre Bilanz wohl ausweiten. Auch die Zinsdifferenzen am Kapitalmarkt, die höheren Risikoprämien für europäische Banken sowie die in den USA bessere bzw. weniger schlechte Konjunkturentwicklung sprechen gegen den Euro. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte in den nächsten Monaten in Richtung 1,30 fallen. Erst im Laufe von 2012 wird die Geldpolitik vermutlich wieder den Euro gegenüber dem US-Dollar begünstigen. Erst dann dürfte der Euro auch gegenüber Britischem Pfund, Japanischen Yen und Schweizer Franken sichtbar aufwerten.

Verunsicherte Anleger

Nach Absage der Volksabstimmung in Griechenland können die Beschlüsse des EU-Gipfels zwar umgesetzt werden. Das Vertrauen in die Politik, die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, erodiert nach den jüngsten politischen Turbulenzen jedoch weiter. Die Unsicherheit über das Schicksal der Währungsunion hat die Zinsdifferenzen zwischen den Staatsanleihen im Euroraum zuletzt wieder auseinandergetrieben. Während Bundesanleihen als sicherer Hafen gesucht wurden, bekommt nun auch Frankreich den Vertrauensverlust der Anleger zu spüren. Der Abstand gegenüber 10-jährigen Bundesanleihen stieg auf rund 120 Basispunkte, dreimal so hoch wie noch zur Jahresmitte. Während die chaotischen Zustände in Athen derzeit die Schlagzeilen bestimmen, dürfte sich der Schwerpunkt der Berichterstattung schon bald nach Rom verlagern. Die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen ist erstmals seit August wieder über die kritische Marke von sechs Prozent gestiegen. Als vertrauensbildende Maßnahme soll nun der IWF die Reformschritte in Italien überwachen. Es gilt, ein Volumen von über 200 Mrd. Euro auslaufender Staatsanleihen im kommenden Jahr bei den Anlegern zu platzieren. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn nicht der Großteil der Anleiheemissionen in den Büchern des Euro-Rettungsfonds und der EZB landen soll.

EZB zeigt Entschlossenheit

Mit der überraschend frühen Zinssenkung auf 1,25 % wollte der neue EZB-Präsident Mario Draghi wohl nicht nur die akute Konjunkturschwäche bekämpfen, sondern Handlungsstärke demonstrieren. Auch angesichts wachsender Rezessionsängste muss auf eine weitere Zinssenkung vermutlich nicht lange gewartet werden, obwohl die Teuerung im Euroraum noch bis März nächsten Jahres auf einem Niveau von über 2,5 % verharren dürfte. Möglicherweise orientiert sich der neue EZB-Chef stärker am amerikanischen Stil der Geldpolitik als sein Vorgänger. Die Reputation bei den Inflationsskeptikern, insbesondere in Kerneuropa, wird zwar weiter sinken. An den Finanzmärkten könnte eine forsche EZB jedoch für eine gewisse Entspannung sorgen: Die Wahrscheinlichkeit, dass das bisherige Leitzinstief von 1 % als untere Grenze angesehen wird, sinkt. Die Bereitschaft der EZB Staatsanleihen zu kaufen, wenn es hart auf hart kommt, wird höher eingeschätzt.

Volatilität bleibt hoch

Das Niedrigzinsumfeld im Euroraum wird vermutlich noch lange Bestand haben, so dass das ge-ringe Renditeniveau in Deutschland als relativ stabil einzustufen ist. Mittelfristig dürften jedoch zwei Faktoren belastend wirken. Erstens dürfte sich die Konjunktur im Jahresverlauf 2012 wieder erholen. Zweitens ist im Falle einer Entspannung der Euro-Schuldenkrise mit einer reduzierten Nachfrage nach inzwischen extrem teuren deutschen Staatsanleihen zu rechnen. Insgesamt bleibt das Umfeld auch bei Rentenpapieren schwankungsanfällig, so dass Engagements vorrangig in Marktschwächephasen eingegangen werden sollten. Das beste Chance-Risikoverhältnis bieten dabei mittlere Laufzeiten.

Aktien: Schaukelbörse

Kurzfristiges Erholungspotenzial ausgereizt

Der Start ins traditionell starke Jahresschlussquartal verlief ausgesprochen positiv. Die international führenden Aktienindizes konnten im Oktober deutlich zulegen (DAX +11,6 %; EURO STOXX 50 + 9,4 %; S&P 500 +10,8 %). Vergleicht man es mit Jahren, in denen es von Juli bis September zu zweistelligen Kursverlusten gekommen war, so haben Aktien in nur einem Monat bereits so stark zugelegt wie sonst im gesamten vierten Quartal. Ist nach der Oktoberrally nun das Kurspotenzial für den Rest des Jahres bereits ausgereizt? Vieles spricht derzeit gegen ein Durchstarten der Aktienmärkte.

Die Unkalkulierbarkeit politischer Prozesse im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise dürfte weiterhin für extreme Nervosität an den Finanzmärkten sorgen. Das wirtschaftliche Umfeld ist gegenwärtig ohnehin von großer Unsicherheit geprägt. Angesichts erhöhter Wachstumsrisiken hat die EZB bereits auf ihrer November-Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,25 % gesenkt. Dies hat an den Aktienmärkten zunächst für Erleichterung gesorgt. Dennoch dürften die Rückschlagsrisiken vorerst hoch bleiben, denn Zinssenkungen alleine reichen nicht. So zeigt die Historie, dass sich niedrigere Zinsen zwar grundsätzlich positiv auf Aktien auswirken. Sie erhöhen zum einen die relative Attraktivität von Aktien und zum anderen wirken sie sich mittelfristig positiv auf das Wirtschaftswachstum aus. Dabei gilt es aber, die Wirkungsverzögerungen zu berücksichtigen. Eine nachhaltige Kurserholung setzte in früheren Zyklen erst gegen Ende der Zinssenkungsphase ein, wenn auch die konjunkturellen Frühindikatoren ihren Boden erreicht hatten und sich die Wachstumsperspektiven allmählich wieder aufhellten. Dies ist gegenwärtig noch nicht der Fall. Vielmehr befinden sich die meisten Frühindikatoren weltweit noch im Rückwärtsgang. Der vielbeachtete ifo-Geschäftsklimaindex wird wohl erst im ersten Quartal 2012 seinen Tiefpunkt erreichen. Die dann zu erwartende weitere Zinssenkung der EZB könnte durchaus den Auftakt für eine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten bilden. Bis dahin ist noch mit hohen Kursausschlägen zu rechnen.

Pulver trocken halten

Nachdem Aktien die übertrieben hohen Kursabschläge der vergangenen Monate korrigiert haben, sind sie nun auf Basis zyklusbereinigter Unternehmensgewinne zumeist wieder angemessen bewertet. Angesichts vorerst rückläufiger Frühindikatoren und überwiegend negativer Gewinnrevisionen fehlt aber derzeit die für weitere nachhaltige Kurssteigerungen notwendige Wachstums- und Gewinnperspektive. Lediglich für ausgesprochen kurzfristig agierende Anleger ergeben sich angesichts der enormen Schwankungsbreite zwischenzeitlich immer wieder Chancen. Mit Blick auf strategische Aktienengagements ist es vorerst aber noch ratsam, zumindest einen Teil des Pulvers trocken zu halten.
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