Die Woche im Überblick
- Chart der Woche
In den USA sind derzeit weder Inflations- noch Deflationsrisiken auszumachen. Die Verbraucherpreise insgesamt werden derzeit von der verhaltenen Entwicklung der Nahrungsmittel- und der Energiepreise (jeweils circa +1 % gegenüber Vorjahr) gedämpft. Die Kernrate pendelt seit längerer Zeit unter der 2%-Marke. Die in der Berichtswoche anstehenden Daten für den Januar werden wohl bei beiden Indizes mit 1,6 % gegenüber Vorjahr keine nennenswerte Bewegung bringen. Allerdings ist für die kommenden Monate beim Gesamtindex aufgrund von Basiseffekten mit vorübergehend deutlich niedrigeren Monatswerten von zeitweise unter 1 % zu rechnen. Die zunächst stabile und dann wieder tendenziell anziehende Kernrate dürfte aber für die US-Notenbank im Vordergrund stehen. Die Teuerung sollte in den kommenden Monaten dem Drehbuch der Fed folgen und ihren Kurs bestätigen.
- Wochen-Quartals-Tangente
Alles wieder gut? Das bisherige Jahr war von einer wachsenden Nervosität an den Finanzmärkten geprägt. Vorrangig wurde dies den Schwellenländern zugeschrieben, was an deren abwertenden Währungen ausgemacht wurde. Zuletzt fingen sich die Wechselkurse der im Fokus stehenden Länder wieder, und zwar obwohl von der neuen US-Notenbankpräsidentin Yellen keine Unterstützung kam. In ihrer Rede im Kongress stellte sie klar, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik nur nach den heimischen Interessen ausrichten werde. Insgesamt bestätigte sie den bisherigen Kurs, das Anleihekaufprogramm allmählich herunterzufahren. Die Konjunkturdaten aus den USA enttäuschten etwas. Allerdings fällt die Bewertung der Zahlen angesichts der außergewöhnlichen Anzahl von Schneestürmen in den letzten Wochen schwer. Der Euro-Dollar-Kurs profitierte von den US-Daten. Der Rentenmarkt reagierte kaum, die Renditeniveaus befinden sich deutlich unter den Jahresanfangsständen. Hingegen interpretierten die Aktienmärkte die Entwicklungen positiv, der DAX machte die Verluste der Vorwochen wieder wett.
Selbst der abermalige Rücktritt eines italienischen Regierungschefs verstört die Finanzmärkte nicht. Bei den Staatsanleihen der ehemaligen Krisenländer herrscht Ruhe. Womöglich dominieren sogar die Hoffnungen, dass unter einem neuen Ministerpräsidenten Renzi die italienische Regierung tatsächlich den erwünschten Reformkurs einschlägt. Die Absichtserklärungen von Renzi stimmen zumindest, ob er sich aber angesichts der komplizierten politischen Verhältnisse in Italien durchsetzen kann, ist eine andere Frage. Die Wirtschaft in Italien und auch in der gesamten Eurozone wuchs im Schlussquartal 2013, wenngleich die Dynamik noch sehr verhalten war. Die Stimmungsindikatoren legen bereits ein deutlicheres Wachstum nahe, jedoch dürften die in der Berichtswoche anstehenden Daten aus Deutschland und der Eurozone etwas ernüchternder ausfallen (S. 5). Die kommenden US-Konjunkturindikatoren sind vermutlich weiterhin wetterverzerrt und daher nur eingeschränkt aussagefähig. Die Spekulationen über neue Maßnahmen der EZB bleiben wohl ein Thema am Rentenmarkt und insbesondere am Devisenmarkt. Klare Signale sind noch nicht zu erwarten. Die Aktienmärkte machen wieder unverkennbar auf Optimismus. Ob das aber jenseits von Geldpolitik und der Entwicklung in den Schwellenländern auf Dauer gerechtfertigt ist, kann bezweifelt werden (S. 4).
Im Fokus
- Aktien: Stimmungsschwankungen
Aktien konnten weltweit im Vorwochenvergleich sichtbar zulegen und damit einen Teil der zeitweilig erlittenen Verluste wieder aufholen. Mit der Kurserholung hat sich auch die Nervosität der Marktteilnehmer rasch wieder gelegt. Insgesamt verhaltene Gewinnaussichten deckeln weiterhin das fundamentale Kurspotenzial von Dividendentiteln.
Der Klimawandel ist inzwischen auch an den Aktienmärkten spürbar. So ist die Stimmung unter den Anlegern derzeit so wechselhaft wie sonst nur das Wetter im April. Den ersten Aufreger des noch jungen Jahres, die Währungsturbulenzen in einigen Emerging Markets, haben Aktien vorerst gemeistert. Die implizite Aktienvolatilität - ein Seismograf für die Nervosität der Anleger - hat sich nach einem kurzzeitigen, sprunghaften Anstieg wieder beruhigt. Offensichtlich kamen die Kursrücksetzer einigen Investoren wie gerufen, um bei Aktien noch einmal zuzugreifen, zumal die jüngsten Konjunkturdaten aus China positiv überraschten. Mehr als eine kurzfristige Trading- Chance hat die Zwischenkorrektur allerdings nicht gebracht. Dazu waren Ausmaß und Dauer insgesamt zu gering.
Fundamental betrachtet bewegen sich Dividendentitel weiterhin in dünner Höhenluft. So bestätigt sich auch in der laufenden Zwischenberichtssaison deutscher und europäischer Unternehmen, dass sich die Gewinnperspektiven nicht in dem Ausmaß verbessern, wie es die Erholung der konjunkturellen Frühindikatoren in den Industrieländern schon seit geraumer Zeit erwarten ließe. Sowohl die bislang vorliegenden Ergebnisse der EURO STOXX 50- als auch der DAX-Unternehmen blieben hinter den Konsens-Schätzungen zurück. Die Prognosen für die Gewinne der kommenden 12 Monate werden weiterhin mehrheitlich reduziert. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau sind auch Euro-Standardwerte somit teuer.
Das sieht auch die Mehrheit der sogenannten "Insider" so. Die Anzahl der Verkäufer eigener Aktien ist in Relation zu den Käufern in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Dies ist ein klares Signal dafür, dass die Mehrheit der Unternehmenslenker keinen Raum für weitere Kursanstiege sieht. In der Vergangenheit hat dieser Indikator häufig zuverlässige Signale einer bevorstehenden Korrektur geliefert. Zwar wird diese vermutlich nicht so ausgeprägt sein wie im Sommer 2011, als der DAX im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise rund 33 % gegenüber seinem Jahreshöchststand einbüßte. Vergleichbar deutliche Rückschläge wie im Frühjahr 2012 (DAX:
-17 %) werden aber umso wahrscheinlicher, je näher der DAX der 10.000-Punkte-Marke kommt. Gemessen an der von uns bereits im Jahresausblick für 2014 veranschlagten DAX-Kursspanne von 8.300 bis 10.000 Punkten ist das Chance-Risiko-Verhältnis nicht attraktiv. Wir raten daher weiterhin, Stärkephasen für Gewinnmitnahmen zu nutzen.
- Deutschland: Außenhandelsüberschuss steigt wieder
Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands wird 2014 voraussichtlich leicht zunehmen. Die Anpassungen in der Eurozone sind weit gediehen. Die Turbulenzen um die Schwellenländer dürften sich in den Frühindikatoren niedergeschlagen haben.
Zurzeit scheint es Konsens zu sein, wie jüngst wieder im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung, dass der Außenhandel in diesem Jahr erneut einen negativen Wachstumsbeitrag liefert. 2013 betrug dieser -0,3 Prozentpunkte. Der Leistungsbilanzüberschuss sinkt nach der Consensus- Prognose. Zwar sollen die Exporte wieder an Fahrt gewinnen, stärker legen jedoch die Importe wegen der sich belebenden Binnennachfrage zu. Betrachtet man allerdings die jüngsten Monatswerte, drängt sich ein ganz anderes Bild auf. Seit Mitte 2013 steigen die Nettoexporte wieder, also die Differenz von Aus- und Einfuhren. Auch die Vorjahresveränderungen zeigten in den letzten Monaten eine stärkere Dynamik der Exporte an. Zwar wird in der Außenhandelsstatistik nur der Warenhandel erfasst, dieser macht aber mehr als 80 % der gesamten deutschen Ex- und Importe aus. Erfreulich ist, dass sich die Konjunktur in der Eurozone belebt. Von der Erholung dieser "Heimatmärkte" profitiert Deutschland besonders. Anlass für eine allzu große Besorgnis aus internationaler Sicht ist dies nicht, denn der deutsche Handelsüberschuss mit der Eurozone hat sich in den letzten Jahren von rund 105 Mrd. € im Jahr 2008 auf rund 60 Mrd. € drastisch verringert. Nur noch etwa 37 % der deutschen Ausfuhren gehen in den gemeinsamen Währungsraum. Vor der Krise waren es noch 7 Prozentpunkte mehr.
Die deutschen Ausfuhren dürften 2014 mit 6 % zumindest so stark wachsen wie die Einfuhren. Da erstere absolut höher sind, steigen damit die Nettoexporte. Dies wird sich auch in einem leicht höheren Saldo der Handels- und Leistungsbilanz zeigen, die mit Werten über 200 Mrd. € abschließen sollten.
In der Berichtswoche werden ZEW- und Einkaufsmanagerindizes weiteren Aufschluss über die Konjunktur im ersten Quartal geben. Die Mannheimer Befragung hatte zuletzt einen großen Optimismus der befragten Finanz- und Konjunkturspezialisten bezüglich der Erwartungen angezeigt. Die SENTIX-Befragung mahnt nun zu etwas mehr Vorsicht. Der Februarwert des ZEW könnte leicht zurückgehen. Die Diskussion über die Situation in den Schwellenländern dürfte den Optimismus leicht gebremst haben. Allerdings haben sich zuletzt die Aktienkurse wieder erholt. Die Einschätzung der aktuellen Lage in Deutschland sollte sich hingegen weiter verbessern. Für das erste Quartal ist mit einem Produktionsschub zumindest in der wichtigen Automobilindustrie zu rechnen. Aufgrund der guten Auftragslage haben große Hersteller bereits Sonderschichten angekündigt. Die gute Stimmung in der deutschen Industrie signalisiert auch der starke Anstieg des Einkaufsmanagerindex auf 56,3 Punkte im Januar. Auch hier ist ein kleiner Rücksetzer im Februar vorstellbar, während die Dienstleister nach zwei Rückgängen mit einer positiveren Einschätzung an das Verarbeitende Gewerbe aufschließen sollten.