1 Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Der Ölpreis notierte bereits 2011 trotz teilweise pessimistischer Konjunktureinschätzungen auf hohem Niveau. Seit Anfang Februar ist er u.a. aufgrund des Konfliktes mit dem Iran nochmals deutlich auf Werte von aktuell 128 US$ angestiegen. Die Verteuerung der Mineralölprodukte hat sich bereits im deutschen Verbraucherpreisindex niedergeschlagen. Mit 2,3 % gegenüber dem Vorjahr hat die Inflationsrate im Februar deutlich zugenommen. Kurzfristig ist keine fühlbare Entlastung beim Ölpreis zu erwarten. Hinzu kommt, dass im Laufe des Jahres mit Tarifabschlüssen in der Höhe von 3 bis 4 % gerechnet werden muss und die Nahrungsmittelpreise weiterhin eher preistreibend sind. Wir erhöhen deswegen unsere Inflationsprognose für Deutschland für 2012 von 1,7 % auf 2,0 % und für die Eurozone von 1,9 % auf 2,1 %.
1.1 Wochen-Quartals-Tangente
Die Umschuldung Griechenlands quälte die Öffentlichkeit ähnlich wie der Abschied eines Bundespräsidenten. Nach dem letzten Tusch sollte das Interesse in beiden Fällen zumindest vorläufig in den Hintergrund treten. Für Griechenland steht das Ergebnis über die "freiwillige" Umschuldung fest: Mit 85,8 % der ausstehenden Anleihen im Privatbesitz wurde die Zustimmungsquote von 90 % zwar verfehlt. Jedoch reicht die Beteiligung zumindest aus, dass das Land die Zwangsklauseln (CAC) bei den nach griechischem Recht emittierten Staatsanleihen ziehen kann. Damit dürften insgesamt 95,7 % der Anleihen umgeschuldet werden, das zweite Rettungspaket für Griechenland wird wohl genehmigt. Auch die Kreditausfallversicherungen werden voraussichtlich gezogen. Die Märkte reagierten im Vorfeld der Entscheidung nervös, erholten sich aber weitgehend. Der Weltuntergang ist einmal mehr nicht eingetreten. Auch die EZB zeigte sich entspannter und machte sich sogar gewisse Sorgen wegen der Inflation. Die Phase zusätzlicher expansiver Maßnahmen ist vorerst beendet.
Auf China fiel die Aufmerksamkeit, da die Regierung ihre offizielle Wachstumsprognose 2012 reduzierte. Erfahrungsgemäß dürfte die Projektion jedoch übertroffen werden, so dass von China weiterhin kräftige Impulse für die Weltwirtschaft ausgehen (S. 5). In den USA werden in der Berichtswoche die Konjunkturdaten wohl durchwachsen ausfallen. Die US-Notenbank wird sich auf ihrer anstehenden Sitzung erst einmal zurücklehnen, ein geldpolitischer Kurswechsel ist trotz der insgesamt verbesserten Wirtschaftslage nicht absehbar (S. 6). Dabei wird der zuletzt gestiegene Rohölpreis die Inflation in den USA und Europa länger auf erhöhtem Niveau halten. Die politischen Unsicherheiten aufgrund des Iran-Konflikts dauern vermutlich noch länger an, so dass die Risikoprämie auf den Ölnotierungen vorerst bestehen bleibt. Wir heben daher unsere Ölpreisprognose an. Beim Ausbleiben einer Iran-Eskalation wird der Ölpreis dann im zweiten Halbjahr wieder nachgeben. Die Finanzmärkte können sich nach dem Thema Griechenland wieder zyklischen Aspekten widmen. Selbst wenn hier in der Berichtswoche klare Indikationen ausbleiben, so deutet sich doch tendenziell eine Verbesserung an. Der Kursaufschwung an den Aktienmärkten sollte daher anhalten (S. 4). Bundesanleihen profitieren noch von der Notenbankliquidität, dieser Impuls dürfte aber im Zuge einer wachsenden Risikoneigung an Einfluss verlieren.
1.2 Finanzmarktkalender KW 11 mit Prognosen
2 Im Fokus
2.1 Aktien: Gipfelkreuz noch nicht erreicht
Die Kursschwankungen an den Aktienmärkten haben zuletzt wieder zugenommen. Technische und fundamentale Indikatoren sprechen aber dafür, dass Aktien lediglich eine gesunde Konsolidierungsphase durchlaufen. Das Kurspotenzial ist u.E. noch nicht ausgereizt.
Nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen Monate hat die Unsicherheit unter den Anlegern zuletzt wieder sichtbar zugenommen. Die implizite Aktienmarktvolatilität, die sich seit Herbst letzten Jahres deutlich zurückgebildet hatte, war zwischenzeitlich angestiegen. Zum einen sorgte die anstehende Umschuldung Griechenlands für Verunsicherung, zum anderen haben die Marktteilnehmer enormen Respekt vor den psychologisch wichtigen Marken bei den meistbeachteten Indizes (DAX: 7.000 Punkte, Dow Jones Industrials: 13.000 Punkte). Außerdem wird offenbar befürchtet, die Märkte könnten der realwirtschaftlichen Entwicklung schon zu weit vorausgeeilt sein. Aktien nehmen aber grundsätzlich eine Konjunktur- und damit auch eine Gewinnerholung lange vorweg (ca. sechs Monate). Dies ist unkritisch, solange die Frühindikatoren weiter steigen. In der ersten Phase einer Aktienhausse kommt es auf Basis der aktuellen Gewinne regelmäßig zu einer höheren Bewertung. Verglichen mit früheren Zyklen ist dieser Anstieg der Bewertungsrelationen gegenwärtig sogar unterdurchschnittlich ausgeprägt. Auch relativ zu den wichtigsten Anlagealternativen sind insbesondere deutsche und europäische Aktien derzeit durchaus noch günstig. Zwar hat sich die Risikoprämie gegenüber Staats- und Unternehmensanleihen bereits etwas zurückgebildet, sie bewegt sich jedoch nach wie vor auf einem erhöhten Niveau.
Weitere Informationen im Anhang.