Wie erwartet, gehen im laufenden Jahr die maßgeblichen Impulse für das globale Wachstum von den Industrieländern aus. Dagegen zeichnet sich für die Schwellenländer keine spürbare Verbesserung ab. Im Euroraum ist die konjunkturelle Wende nach einer langen Durststrecke zwar geschafft, doch mehr als eine moderate Besserung ist nicht zu erwarten. Insgesamt nimmt das Wachstum der Weltwirtschaft 2014 nur geringfügig von 2,8 % auf gut 3 % zu und wird sich auch 2015 nicht nennenswert beschleunigen.
Das Wachstum in den Schwellenländern wird insgesamt 2014 nicht höher ausfallen als im Vorjahr. Impulse aus dem Ausland werden größtenteils von inländischen Problemen kompensiert. In China dürfte die Konjunktur etwas Fahrt aufnehmen, das Wachstum bleibt aber für chinesische Verhältnisse vergleichsweise verhalten. Auch andere große Länder wie Brasilien und Indien stehen vor umgreifenden Reformen. Zugleich müssen sie die geldpolitische Wende der US-Notenbank abfedern, die mit Kapitalabflüssen einhergeht. Deswegen bleibt 2014 der Wachstumsimpuls der aufstrebenden Volkswirtschaften überschaubar.
Maßgeblich für die weltweite Konjunktur und die Entwicklung an den Kapitalmärkten ist 2014 der höhere Beitrag der Industrieländer zum globalen Wachstum, wenn auch auf einem niedrigeren Wachstumspfad. In den USA sowie im Euroraum lässt 2014 die dämpfende Wirkung der fiskalischen Konsolidierung auf das Wirtschaftswachstum spürbar nach. Die US-Konjunktur wird 2014 anziehen. So läuft die Entschuldung der privaten Haushalte aus und im Finanzsektor schreiten die Heilungsprozesse voran, was die Kreditversorgung der Unternehmen verbessert. Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich zügig. Die Investitionsnachfrage kommt in Gang, ohne dass mit einem Boom zu rechnen ist. Das Wachstum beschleunigt sich auf 2,7 %, nach 1,9 % im Vorjahr.
Im Euroraum ist zwar die konjunkturelle Wende geschafft, doch der Aufschwung ist alles andere als ein "Selbstläufer". Während die Konjunktur in Deutschland nahezu brummt und 2014 ein Wachstum von 2 % erreicht werden dürfte, bereiten Frankreich und Italien Sorgen. Eine zu zögerliche Reformpolitik hat die Wettbewerbsfähigkeit bislang kaum erhöht. Verbraucher sind wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit verunsichert. Dies wirkt sich negativ auf das Investitionsverhalten der Unternehmen aus. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung in Spanien. Durch deutlich gesunkene Lohnstückkosten profitiert das Land vom Außenhandel und die Arbeitslosigkeit geht langsam zurück. Insgesamt ist die Sparpolitik in der Eurozone in den Hintergrund getreten, so dass konjunkturbereinigt kein restriktiver Effekt mehr zu erwarten ist. Damit kann in der Eurozone insgesamt nach dem Rückgang im Vorjahr 2014 ein Wirtschaftswachstum um 1 % erreichen.
Trotz der enormen Liquidität wird 2014 die Inflation global nur wenig auf etwa 3 % zunehmen, auch wegen des fehlenden Preisdrucks von den Rohstoffen. Die Eurozone verharrt in einem anhaltenden Disinflationsumfeld. Die niedrige Preissteigerung von 0,8 % in diesem Jahr trägt dazu bei, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. In den USA wird der Verbraucherpreisanstieg 2014 leicht unter der Marke von 2 % liegen, in Deutschland dürfte die Teuerung 2014 jahresdurchschnittlich 1,1 % betragen.
Das moderate Wachstum bei geringen Inflationsrisiken ermöglicht es den führenden Notenbanken, an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten. Wie erwartet hat die US-Notenbank begonnen, ihre Wertpapierkäufe sukzessive zurückzufahren. Bereits dieser erste Schritt, der nur bedeutet, dass die konjunkturellen Impulse seitens der Geldpolitik langsamer zunehmen, lenkte Kapitalströme von den Schwellen- in die Industrieländer um. Wir rechnen weiterhin damit, dass die Fed ihre Anleihekäufe bis zum Herbst einstellt. Eine erste Zinserhöhung steht wohl erst 2015 an. Im Euroraum hat die EZB Anfang Juni eine letzte Zinssenkung vollzogen und mit der Fixierung eines negativen Einlagenzinses für Banken ein neues geldpolitisches Kapitel aufgeschlagen.
Durch den geplanten Ankauf verbriefter Forderungen (ABS-Papiere) hält die EZB zudem die Tür für ein großes Ankaufprogramm von Staatsanleihen offen. Dieses Instrument dürfte aber nur im äußersten Notfall Anwendung finden, beispielsweise bei einer einsetzenden Deflation im Euroraum. Die erneut unter Beweis gestellte expansive Ausrichtung der EZB dürfte den heimischen Rentenmarkt in den nächsten Quartalen gegen negative US-Vorgaben größtenteils abschirmen. Die Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinswende im ersten Halbjahr 2015 dürfte zumindest jenseits des Atlantiks zu einer deutlich steileren Zinsstruktur im laufenden Jahr führen. Die Verzinsung 10- jähriger Staatsanleihen zu Jahresende sehen wir in Deutschland bei 1,7 %, in den USA bei 3,4 %.
Wegweisend für den Euro-Dollar-Kurs bleibt die geldpolitische Ausrichtung der Notenbanken. Die EZB wird durch ihre Zinssenkungen sowie neue quantitative Maßnahmen noch einmal expansiver. Umgekehrt fährt die US-Notenbank ihr Kaufprogramm herunter. Im zweiten Halbjahr sollten auch allmählich Erwartungen hinsichtlich einer Zinswende der Fed zunehmen. Der Zinsvorteil des USDollar gegenüber dem Euro dürfte daher noch weiter wachsen und somit die US-Währung beflügeln.
Sowohl der bisherige Kursverlauf an den Aktienmärkten als auch die Entwicklung der fundamentalen Einflussfaktoren bewegen sich im Rahmen unserer Erwartungen. Trotz deutlich erholter Frühindikatoren stagnieren bislang die Gewinne der DAX-Unternehmen im Vorjahresvergleich. Bei den durchschnittlichen Schätzungen für die kommenden 12 Monate überwiegen weiter die negativen Revisionen. Indessen signalisieren wichtige Frühindikatoren wie die Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklimaindex eine nachlassende Wachstumsdynamik. Dass die Nettoergebnisse der Unternehmen stärker als vom Konsens unterstellt steigen werden, ist somit unwahrscheinlich. Da sich gleichzeitig die Bewertung selbst auf Basis der recht zuversichtlichen Schätzungen bereits am oberen Rand des Bewertungsbandes der vergangenen 10 Jahre befindet, ist aus fundamentaler Sicht kaum Spielraum für nachhaltig höhere Notierungen gegeben. Nach einem liquiditätsgetriebenen, kurzen Ausflug über die 10.000-Punkte-Marke dürfte der DAX im Jahresverlauf daher spürbar nachgeben. Ende des Jahres wird der Euro bei 1,25 Dollar stehen.