Die Anlage ist an eine große Biogasanlage angegliedert und mit ihrer neuen Technologie die erste und bisher einzige ihrer Art. In dem Produktionsprozess entstehen aus dem nachwachsenden Rohstoff Wiesengras Dämmstoffe für den Wohnungsbau, Eiweißstoffe für die Futtermittel- und Aromenindustrie sowie Grasgülle für den Betrieb der Biogasanlage. Eine vor dem Hintergrund schwindender Rohölvorkommen zukunftsorientierte Entwicklung ist die Herstellung von Verbundstoffen aus Grasbestandteilen und Polypropylen. "Damit sind wir in der Lage, im Spritzgussverfahren alltagstaugliche Produkte wie Löffel, Konsolen, Maschinenkoffer, Schutzkappen, ja sogar attraktive Puderdosen für die Kosmetikindustrie herzustellen und dabei bis zu 45% Rohöl einzusparen", so Gass. Und das alles passiert nahezu völlig CO2-neutral. "Die derzeit mit Grasgülle und künftig zusätzlich mit Speiseresten sowie weiteren Reststoffen aus der regionalen Nahrungsmittelindustrie betriebene Biogasanlage erzeugt einerseits Strom, der ins Netz eingespeist wird, und andererseits Wärme, die während des Produktionsprozesses zur Trocknung des Grases und zur Erzeugung von heißem Wasser benötigt wird", erläuterte Roland Rüesegger. Von dem Konzept, so Gass, würden die Landwirte gleich mehrfach profitieren, da sie die Anlage zum einen mit Rohstoffen beliefern und zum anderen Dünger als Endprodukt des Vergärungsprozesses erhalten würden. "Letztlich muss und wird sich das Konzept für alle Beteiligten rechnen", ist Gass überzeugt.
Im Vortrag von Dr. Harald Schaaf erfuhren die Veranstaltungsteilnehmer interessante Details über Qualitätssicherung und Produktentwicklung. Der Vertreter des Hessischen Landeslabors ging insbesondere auf die Anwendung der in der Biogasanlage entstehenden Gärprodukte ein. "Die Anwendung als Dünger auf Grünland und Ackerland ist möglich und wirtschaftlich", so Schaaf. Die Produkte seien durchweg hygienisch einwandfrei, und der Gewinn für die Landwirte sei unter anderem darin zu sehen, dass bei der Ausbringung des Düngers zusätzlich zur Rindergülle als Mischungspartner zwei Kilogramm Stickstoff als Ammoniumstickstoff pro m2 Fläche auf das Feld gelangten.
Die anschließende angeregte Diskussion trug dazu bei, offene Fragen der Landwirte beispielsweise zu Kostenfaktoren, Wirtschaftlichkeit, Logistik und Materialtransport zu klären. Auch Fragen zur Umweltverträglichkeit der Gärprodukte wurden angesprochen und kompetent beantwortet. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Landwirte dem Betriebskonzept insgesamt positiv gegenüberstehen. Nach dem Ende der Vortragsveranstaltung erfolgte eine Betriebsbesichtigung, die den Teilnehmern die Gelegenheit bot, die technischen Anlagen in Augenschein zu nehmen.