Aus insgesamt 26 eingesendeten Filmideen wählte Mitte Mai eine sechsköpfige Jury drei Ideen aus, die unter professioneller Anleitung zum Drehbuch ausgearbeitet und vom 18. bis 22. Juni verfilmt und geschnitten wurden. Entstanden sind drei Kurzfilme, in denen das Motto des diesjährigen Wettbewerbs „peinlich“ auf sehr unterschiedliche Art und Weise thematisiert wurde.
„Nachdem wir erfahren haben, dass wir gewonnen haben, haben wir aus der Filmidee ein Drehbuch und ein Storyboard gemacht. Dann haben wir die Aufnahmen und den Schnitt gemacht“, resümiert Stella, eine der Gewinnerinnen, die wesentlichen Etappen ihrer Arbeit am Filmprojekt namens „Mutig, aber vertan!“
Bei der jüngsten Altersgruppe (zehn bis 13 Jahren) gewann eine Geschichte, in der sich ein Junge ein Herz fasst und seinem Schwarm seine Liebe gesteht. Leider verrutscht er beim entscheidenden Anruf in der Zeile... .
„Weil jeder schon einmal so eine Erfahrung gemacht hat“, erklärt Alena auf die Frage, wie sie auf diese Geschichte gekommen sei. Allerdings räumt sie ein, dass es in ihrem Fall nicht so schlimm gewesen sei, weil sie „nur ihre Oma anrufen wollte“. Ausgewählt hatte die Jury die Geschichte, weil sie so authentisch wirkt, sehr schlüssig formuliert war und auf einen Höhepunkt zusteuert, der am Ende originell aufgelöst wird.
Der zweite Film namens „Du bist nicht allein“ erzählt videoclip-artig die Geschichte eines jungen Mädchens, das zunächst allein versucht, mit den Erinnerungen an eine Vergewaltigung fertig zu werden. In Rückblenden erinnert es sich an eine harmlose und vielfach bekannte Situation: Mit Freunden gemeinsam irgendwo sitzen, Bier trinken, unterhalten, lachen. Eins der Mädchen geht zwischendurch auf die Toilette. Ein Junge aus der Runde verfolgt und vergewaltigt sie. Ihre beste Freundin merkt, dass danach alles anders ist. Sie geht ihr nach und wartet solange vor ihrer Haustür, bis ihre Freundin sie öffnet und sich ihr anvertraut. In großen Lettern mahnt der Abspann, dass eine solche Erfahrung nicht peinlich ist und einem auch nicht peinlich sein darf. Die 400 Besucherinnen und Besucher sind beeindruckt. Für rund zwei Minuten ist es ganz still in der Caligari FilmBühne. „Für meine Mutter ist das ein großes Thema, wenn ich abends weggehe“, erzählt Martha, die die Geschichte gemeinsam mit Julia Taube und Alexander Tracinski beim Wettbewerb einreichte. Überzeugt hatte die Jury bei der Filmidee der ernste und aufklärerische Blick auf das Motto „peinlich“ sowie die komplett ohne Dialoge auskommende Auflösung der Geschichte.
„Wir wünschen uns, dass unser Film Euch an ein oder zwei Stellen ein Lachen entlockt …“ – so lautet die Ankündigung des dritten Films der Gewinnerinnen in der Altersgruppe der 17- bis 20-Jährigen. Es dauert nicht lang und es passiert öfter als gewünscht: „Pizza Illusione“, eine Geschichte über Speed-Dating und die kleinen Lügen, die einen Menschen vermeintlich interessanter, toller und begehrenswerter machen, begeistert das Publikum über zwölf Minuten. Bereits der Papierentwurf der Filmidee machte deutlich, dass Figuren mit Ecken und Kanten und viel Charme hier eine größere Rolle spielen würden. Beim Dreh wurden dafür etliche Schülerinnen und Schüler der Internatsschule Schloss Hansenberg aufgenommen. Sie und das gute Spiel der Hauptdarsteller sorgten für mehr als ein gutes und erheiterndes Ergebnis.
Gefallen hat den vier Gewinnern dieser Altersgruppe, dass sie den Schnitt des Films so eigenständig machen konnten. Hierfür, sowie für viele andere Dinge, gab es für sie und die anderen Projektbeteiligten eine Menge Lob seitens der Veranstalter und der künstlerischen Leiter, die als Profis die jeweiligen Produktionen eng begleiteten.
Besonders erfreulich findet Rita Thies, Vorstandsvorsitzendes des Medienzentrums Wiesbaden, „dass sich neben dem jährlich stattfindenden Wettbewerb ein ganzjährlich arbeitendes Forum für junge Filminteressierte aus Wiesbaden entwickelt hat“.
Audiovisuelle Eindrücke der einzelnen Filmprodukte gibt es auf der Website des Medienzentrums Wiesbaden http://www.medienzentrum-wiesbaden.de .