Mann zeigte sich mit der wirtschaftlichen Situation der Berliner Dachdecker zufrieden. Im Hinblick auf den Entsorgungsnotstand bei HBCD-haltigen Polystyrolabfällen meinte er jedoch: „Wir machen uns in Deutschland immer wieder das Leben selbst schwer“.
Den Beginn der Veranstaltung bildete ein Vortrag des Senior Analyst für strategische Kapitalmarktgeschäfte bei der Berliner Volksbank, Alexander Rieck. Rieck beschäftigte sich mit der aktuellen Situation an den Finanzmärkten, die er den Berliner Dachdeckern ausführlich schilderte. „Die derzeitige Situation an den Finanzmärkten ist in der Wirtschaftsgeschichte ohne Beispiel. Niemand kann vorhersagen, wie die ausufernde Verschuldung der meisten Industriestaaten auch nur irgendwie gemeistert werden kann“, so Rieck kritisch. Für Rieck ist klar, dass bei einem Verbleib der Zinsen auf dem derzeitigen Niveau die Schulden immer weiter ansteigen werden. „Ich glaube, die Zinssituation wird sich in den nächsten 10 bis 15 Jahren kaum ändern“, so Rieck. Von einer Immobilienblase in Deutschland könne man noch nicht sprechen. Sicher gebe es einen starken Preisanstieg. Das Preisniveau in deutschen Großstädten sei jedoch immer noch deutlich unter dem Niveau vergleichbarer Großstädte im europäischen Ausland. „So lange sich die Zinsen nicht nach oben bewegen, wird das Preisniveau immer weiter steigen“, schlussfolgerte Rieck.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand anschließend Berend Wilkens, Geschäftsführer der Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin, der von Dr. Michael Meetz von der UVE GmbH begleitet wurde. Wilkens räumte sogleich ein, dass die aktuelle Situation bei der Entsorgung schadstoffhaltiger Polystyrolabfälle absolut unbefriedigend und untragbar sei. Die SBB arbeite mit aller Kraft daran, den derzeitigen Zustand zu verbessern. Beim Kauf neuer Ware aus Polystyrol empfahl er den Dachdeckern, sich ausdrücklich bestätigen zu lassen, dass diese HBCD-frei sind. Nach wie vor sei es nämlich so, dass einzelne Hersteller bis 2017 noch derartige Ware auf den Markt werfen.
Wilkens zählte auf, dass es im Raum Berlin/Brandenburg derzeit 3 Vorbehandlungsanlagen, 17 Zwischenlager und 2 Sonderabfallverbrennungsanlagen gibt, die das belastete Styropormaterial annehmen. Er musste aber zugeben, dass die Vorlaufzeit für die Anlieferung bei den Verbrennungsanlagen bis zu 5 Monate betragen kann: Auch für ihn ein unhaltbarer Zustand.
Wilkens sieht nur eine Möglichkeit, das Problem schnell zu entschärfen: Die Öffnung der Hausmüllverbrennungsanlage Ruhleben der BSR für HBCD-haltigen Styropor. Wilkens stellte klar, dass die Verbrennung des schadstoffhaltigen Mülls gemeinsam mit dem Hausmüll in Ruhleben technisch machbar sei und will sich beim Berliner Senat dafür einsetzen, die BSR schnellstmöglich zu einer Annahme dieses Müllsektors zu bewegen. Geschäftsführer Ruediger Thaler versprach den Anwesenden, gemeinsam mit anderen betroffenen Bauverbänden ein Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Müller zu richten, um das Vorhaben der SBB nachhaltig zu unterstützen.
Mann und Thaler gaben abschließend die Ergebnisse der vorausgegangenen Klausurtagung des Vorstandes bekannt. Dabei zeigten sie sich erfreut über die aktuelle Lehrlingssituation, wonach sich derzeit 90 Lehrlinge im 1. Ausbildungsjahr befinden. Dies sei eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20%. Sie führten diesen Erfolg ganz wesentlich auf die große Nachwuchswerbekampagne der Landesinnung vom Frühjahr zurück, die von vielen Industrie- und Handelspartnern finanziell unterstützt worden war.
Um diese Werbekampagne weiterzuführen, ist geplant, auf einem Radiosender eine Werbekampagne zu schalten sowie in einem landesweit verteilten Anzeigenblatt eine Anzeigenkampagne zu starten. Die Bezirksmeister wurden gebeten, den direkten Kontakt zu Schulen in ihrem Bezirk zu suchen, um dort das umfangreiche Werbematerial der Landesinnung zur Nachwuchswerbung vorzustellen.
Abschließend berichtete Mann über eine Gemeinschaftsveranstaltung mit den Berlin/Brandenburgischen Wohnungsbauunternehmen am 25. Januar 2017. Hier geht es um den geplanten Ausbau von 50.000 Dachgeschossen in Berlin, die die Immobilienfirmen gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen der Landesinnung Berlin in Angriff nehmen wollen. Alle Mitgliedsbetriebe werden dazu eingeladen.