"Ich wollte einen Beruf, bei dem ich jeden Tag an einem Einzelstück arbeite - und das draußen", lautet die Antwort vieler Dachdecker-Lehrlinge auf die Frage, warum sie gerade diesen Beruf gewählt haben. Dazu werden meist noch als Argumente die Zukunftssicherheit, die sportliche Herausforderung und die Tatsache genannt, dass man (und zunehmend frau) im wahrsten Sinne des Wortes "über den Dingen steht".
Richtig ist dabei selbstverständlich, dass jedes Dach ein Unikat in reiner Handarbeit ist. Darüber hinaus beschränkt sich die Arbeit der zukünftigen Dachdecker aber nicht nur auf das Dach. Wärmedämmung an Dach und Fassade, Fundamentabdichtung, Solaranlagen und Dachbegrünung sind einige der weiteren Arbeitsbereiche der Fachkräfte für die "Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik", wie die offizielle Definition dieses Gewerkes lautet.
Allein die Gewissheit, dass bei vier von fünf Gebäuden im Bestand der Wärmeschutz (und damit der Klimaschutz) verbesserungswürdig ist, dokumentiert die Zukunftssicherheit dieses Handwerks. Aufgrund der Wohnraumsituation und der Investitionssicherheit bei Immobilien sind Hausbesitzer und Wohnungseigentümergemeinschaften zunehmend bereit, ihre selbstgenutzten und vermieteten vier Wände energetisch zu optimieren.
Das Dachdeckerhandwerk gehört damit zu den vielseitigsten Gewerken in der Baubranche. Bereits in der Ausbildung wird das Be- und Verarbeiten unterschiedlichster Werkstoffe erlernt. Die Palette reicht von Holz über keramische Baustoffe, Beton, Bitumen und Kunststoffen bis zu Dämmstoffen auf Natur- und Synthetikbasis und kompletten Solarmodulen zur Stromerzeugung und Warmwasserbereitung.
Übrigens gehört "Winterarbeitslosigkeit" beim Dachdecker längst der Vergangenheit an. Zum einen hat dieses Handwerk bereits vor Jahren ein Arbeitszeitmodell eingeführt, das den Arbeitsplatz auch bei schlechten Witterungsverhältnissen sichert. Zum anderen übernehmen viele Dachdeckerbetriebe in der kalten Jahreszeit den Trockenbau beim Ausbau von Dachgeschossen zu Wohnräumen. Ebenso sind Dachdecker gefragte Spezialisten bei der Schneeräumung von Dächern bei extremem Schneefall. Denn Dachdecker wissen, welche Bereiche des Daches gefahrlos betreten werden können.
Viele der heutigen neuen Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk haben ihre Berufswahl nach einem Praktikum in einem Dachdeckerbetrieb getroffen. Ein solches Praktikum ist die beste Gelegenheit, mit dem alten Vorurteil, Dachdecker seien eigentlich nur "Ziegelaufleger", aufzuräumen. Ausführliche Informationen zum Ausbildungsberuf Dachdecker und wie es nach der Ausbildung weitergehen kann, gibt es auf den Internetseiten www.DachdeckerDeinBeruf.de und www.hessendach.de sowie bei der regionalen Dachdecker-Innung. Und die hilft auch gerne bei der Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen für die Schulabgänger des kommenden Jahres.