Zu den vorrangigsten Aufgabengebieten der Fachkraft für die Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik, wie die ausführliche Definition des Dachdeckers lautet, gehört z. B. seit Jahren die energetische Gebäudeoptimierung. Von der perfekten Dämmung und Abdichtung von Fundamenten über die Fassadenbekleidung bis zur Dämmung des Dachbereichs schafft allein das Dachdeckerhandwerk die Grundvoraussetzung für zahlreiche andere Gewerke, ihren Beitrag zur Energieeinsparung zu leisten. Nur mit einer energetisch optimierten Gebäudehülle kann eine moderne Heizungsanlage Primärenergie sparen oder macht ein Wechsel zu Energiesparfenstern Sinn.
Wenn Fotovoltaikanlagen auf Dächern und an Fassaden Solarstrom produzieren oder Solarthermieanlagen zur Warmwasserbereitung maßgeblich beitragen sollen, kennt wohl niemand die zur Montage verbindlich vorgeschriebenen Fachregeln des Dachdeckerhandwerks besser als der ausgebildete Dachdecker selbst. Das Wissen, welche Maßnahmen und Zusatzmaßnahmen zur Windsogsicherung, zur Wasserabführung, für die Durchdringung von Leitungen durch Wärmedämmschichten und Dampfsperren nötig sind, ist wesentlicher Teil der Dachdeckerausbildung. Auch den Naturwissenschaften Physik und Chemie begegnen angehende Dachdecker-Auszubildende fast täglich: Welche Kombinationen von verschiedenen Metallen und Metalllegierungen sind ohne Korrosions- und Oxidationsgefahr möglich? Wie wirkt sich die Umgebungstemperatur beim Schweißen von Bitumen- und Kunststoffbahnen aus? Wie kann die Lastabtragung gesichert werden, wenn beim Einbau eines Dachfensters mit dem Durchtrennen eines Sparrens ein Eingriff in die Dachstatik erforderlich wird?
Natürlich deckt der Dachdecker nach wie vor auch Dächer ein. Mit keramischen Ziegeln, Schiefer, Betondachsteinen, mit Metallen oder Holzschindeln, mit Bitumen- und Kunststoffbahnen. Aber das ist nur noch ein Teilbereich der vielen Aufgaben, auf die alle Dachdecker und Dachdeckerinnen von morgen mit einer dreijährigen Ausbildung gründlich vorbereitet werden. Zu dieser Ausbildung gehört dann eben auch der Satz des Pythagoras, um beispielsweise die Höhe eines Giebels oder den Abstand zwischen dem First ganz oben und der Traufe unten zu berechnen. Und damit ist die Frage beantwortet, dass sowohl der Dachdecker Pythagoras braucht wie auch ein Wissenschaftler wie Pythagoras einen Dachdecker benötigt, um sein Haus und sein Hab und Gut vor Wind und Wetter zuverlässig zu schützen.
Übrigens: So manch geschichtsträchtiges Erbe wird auch durch Dachdecker bewahrt, denn auch beim Denkmalschutz historisch wertvoller Bausubstanz wirkt der Dachdecker mit.
Weitere Informationen zur Dachdecker-Ausbildung, zu den dafür notwendigen Qualifikationen und zu den Karriereperspektiven nach der Ausbildung gibt es auch bei der regionalen Dachdecker-Innung und im Internet unter www.dachdecker-in-sachsen.de sowie unter www.DachdeckerDeinBeruf.de