- Die Regierung von Oberbayern hat in so genannten Schutzwald-Sanierungsgebieten die Schonzeit der dort lebenden Wildtiere erneut aufgehoben
- Das falsche Instrument - 20 Jahre Schonzeitaufhebung haben keinerlei Erfolg gebracht
- Nur ein Problem der Staatsforsten in Oberbayern?
- Der Bayerische Jagdverband (BJV) sieht seine Bedenken nicht berücksichtigt und fordert endlich eine wissenschaftliche Untersuchung über die Auswirkungen der Schonzeitaufhebung auf die Wildtiere
Der Bayerische Jagdverband (BJV) fürchtet nun um die Gams, ein wesentlicher Bestandteil unserer bayerischen Heimat. BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke: „Wir haben im Bergwald eine ganz sensible Tierart, die zum artgerechten Überleben eine intakte Sozialstruktur braucht. Deswegen ist es für uns bayerische Jägerinnen und Jäger sehr wichtig, dass bei der Bejagung dieser Tierarten auch ausgesprochen sorgfältig vorgegangen wird.“
Regierung von Oberbayern setzt sich über alle Bedenken hinweg
Doch die Bedenken des BJV wurden von der Regierung von Oberbayern bei der erneuten Aufhebung der Schonzeit nicht berücksichtigt, obwohl sich der BJV im Vorfeld zusammen mit den Kreisgruppen von Berchtesgaden bis Garmisch intensiv eingebracht hatte. „Vor allem für die Gams ist das keine gute Entscheidung“, betonte Vocke: „Die Sozial- und Altersstruktur der Gamspopulation in Oberbayern macht uns schon über Jahre große Sorgen. Es muss endlich geprüft werden, welche Auswirkungen die winterliche Schonzeitaufhebung auf eine so sensible Art wie die Gams hat.“ Doch bisher hat die Regierung von Oberbayern eine solche Prüfung nicht umgesetzt.
Schutz des Menschen hat Vorrang, aber bitte tierschutzgerecht!
Für den BJV ist die ganzjährige schonungslose Verfolgung der Gams seit vielen Jahren ein Verstoß gegen den Tierschutz. Deshalb fordert der Bayerische Jagdverband endlich auch tierschutzgerechte Maßnahmen, wie zum Beispiel den Einzelschutz der jungen Bäumchen in besonders gefährdeten Gebieten. Wie ursprünglich angedacht, darf es auch in Zukunft in den Gebieten mit Schonzeitaufhebung nur bei einzelnen selektiven Vergrämungsabschüssen bleiben, um die Tiere aus den Anpflanzungen gezielt zu vertreiben. „Der Schutz des Menschen“, so Vocke, „muss natürlich erste Priorität haben. Flächen mit Objektschutz stehen deshalb für uns nicht zur Diskussion. Aber es gibt viele Flächen der Kategorie 3, wo keine Gefahr für Menschen, Straßen und Siedlungen droht. Auf diesen Flächen ist die Schonzeitaufhebung das völlig falsche Instrument.“
Bei den Staatsforsten läuft Vieles falsch
Seit 1986 wurden in den Bayerischen Staatsforsten mit einem immensen Kostenaufwand von 85 Millionen Euro Steuergeldern rund 10.000 Hektar Schutzwald saniert und mehr als 13 Millionen Laub- und Nadelbäume neu gepflanzt. Seit beinahe 20 Jahren gilt auf diesen staatlichen Flächen in Oberbayern keinerlei Schonzeit für die Wildtiere mehr. Die Schonzeitaufhebung hat offensichtlich kaum etwas gebracht, denn nach wie vor sehen die Bayerischen Staatsforsten die Verjüngung der Schutzwälder stark gefährdet. Sie haben auch einen deutlich höheren Verbiss bei der Tanne als in den Privatjagdrevieren.
Keine Probleme im Privatwald
Ganz anders sieht es im benachbarten Allgäu aus, wo der Bergwald großflächig in privater Hand ist. Dort gibt es solche Probleme nicht. Dort gibt es keine Schonzeitaufhebung und trotzdem gesunde und stabile Schutzwälder. Deshalb fordert BJV-Präsident Vocke jetzt eine Besichtigung der staatlichen Schadflächen in Oberbayern. „Darüber hinaus fordern wir“, so Vocke, „dass nicht nur die Verbiss-Situation sondern vor allem auch der Zustand des Gamswildes jährlich bewertet wird. Jetzt ist die Regierung von Oberbayern gefragt, sie muss nachbessern, wenn die Gams in Bayern auch weiterhin eine Heimat haben und für die Bevölkerung erlebbar bleiben