In der Tat wird einem Restaurator einiges abverlangt - egal, ob er diplomierter Restaurator, Restaurator im Handwerk oder wie Müller Seiteneinsteiger ist. Ein gutes Auge, eine gute Feinmotorik und vor allen Dingen Stilsicherheit und fundiertes Wissen über alle Epochen sind unabdingbar, wenn man historischen Stücken nicht Gewalt antun, sondern sie in "alter neuer Pracht" wiedererstehen lassen möchte.
"Alles, was von der ursprünglichen Oberfläche etwas abnimmt, ist mir noch zu grob - wir arbeiten nach Möglichkeit nur mit Watte und einem Wasser-Alkohol-Gemisch." Und selbstverständlich ohne Schadstoffe. Haben beispielsweise Holzwürmer Geschmack an einem Möbelstück gefunden, rückt man ihnen nicht mit der chemischen Keule zu Leibe, sondern heizt ihnen richtig ein - in einer Thermokammer, in der das Möbelstück samt Würmern langsam auf sechzig Grad erhitzt und ebenso langsam wieder abgekühlt wird.
Müller legt Wert auf die konservatorische, d. h. erhaltende Restaurierung. "Leider wurde hier in der Vergangenheit vieles unwiederbringlich zerstört," bedauert er. Doch zum Glück hat man aus den Fehlern gelernt. Heute darf etwa nicht jeder Möbel restaurieren, der sich dazu berufen fühlt, sondern nur professionelle Restauratoren. Aus diesem Grund arbeitet der gelernte Zahntechniker Jakob Müller auch mit Fachleuten zusammen - mit einer handwerklichen Restauratorin und einem Polstermeister im eigenen Betrieb, mit einem externen diplomierten Restaurator und anderen Fachleuten, wenn es um besonders knifflige Fälle geht.
Ohne viel Liebe zum Detail geht es nicht. Bei besonders wertvollen Möbeln werden im Bedarfsfall alte Originalhölzer aus Fragmenten eingesetzt. Für Möbel ab 1800 spielt die Schellackpolitur eine wichtige Rolle. Das natürliche Material, das im Grunde nichts anderes ist als die Ausscheidung von Lackschildläusen, ist problemlos zu beschaffen - aber nur Fachleute wissen, wie man es richtig aufbringt, so dass hinterher "eine bernsteinfarbene, opake Oberfläche entsteht, die tief ins Holz blicken lässt", gerät Müller regelrecht ins Schwärmen. Und nur Experten ist bekannt, dass die Schellackpolitur, so schön sie ist, bei noch älteren Möbeln völlig fehl am Platz wäre. Denn früher hat man Carnaubawachs benutzt.
Die Liebe zum Detail geht bei Jakob Müller so weit, dass er schon einmal Stoffe auf historischen Webstühlen anfertigen lässt, damit sie ihren alten Vorbildern genau entsprechen. Dann ist der Polstermeister dran: Er gürtet, schnürt, legt Fasson, deckt mit Rosshaar ab und bezieht das Polstermöbel - Handarbeit im eigentlichen Wortsinn.
Antiquitäten, ob Möbel, Porzellan, Uhren oder Lampen, sind zur Zeit wieder gefragt - auch und gerade bei jungen Leuten, die sich als Kontrast zum modernen Einrichtungsstil gerne mal einen Biedermeier-Sekretär als Blickfang hinstellen. Auch der Beruf des Restaurators ist für viele junge Leute interessant. Der Weg dorthin führt in der Regel über ein Studium, doch gibt es auch Restauratoren im Handwerk. Wer auf öffentliche Aufträge hofft, sollte übrigens im Verband der Restauratoren (VDR) organisiert sein. Man kann aber auch von Aufträgen von Privatleuten recht gut leben - vorausgesetzt, man versteht sein Handwerk. Denn dann funktioniert die Mund-zu-Mund-Propaganda.
Die Antiquitäten.Design.Raum findet im Rahmen der "Lifestyle 2008" vom 3. bis 6. April statt und hat am ersten Messetag von 10 bis 22 Uhr geöffnet, damit auch Berufstätige entspannt einkaufen können. Einen Tag später starten die Mineralien- und Fossilienbörse sowie die Haus, Holz, Energie. Alle Veranstaltungen sind mit einer Eintrittskarte zum Preis von 12 Euro zugänglich; in dem Preis ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Bereich des VVS enthalten.