Die Tatsache, daß es noch etliche historische Exemplare der Marke Magirus gibt, verdanken wir dem aufopfernden Engagement des Oldtimerclubs. Natürlich haben viele Privatsammler liebevoll restaurierte Fahrzeuge in den Garagen, Meilensteine Ulmer Produktion jedoch konnte sich nur der Club regelmäßig vom Werk sichern. Der Oldtimerclub verfolgt eine besondere Philosophie: es geht weniger um das Glätten der letzten Gebrauchsspur als vielmehr dem Erhalt des Fahrzeugs vor dem Hintergrund seiner Zeit. Im Handschuhfach findet sich bei manchem Exponat noch die Niveacreme-Dose, die der Fahrer zurück gelassen hat. Häufig benutzte Schalter haben natürlich auch einen anderen Zustand als nachgerüstete Lösungen, die der Gesetzgeber irgendwann verlangt hat. Auch der Aufbau ist in der Regel ursprünglich und nicht antiseptisch neu. Eines haben die Fahrzeuge aber gemeinsam: sie können "aus dem Stand" wie mehrfach bewiesen, allenfalls nach dem Nachladen der Batterie, jeden Wettbewerb und jede Vergleichsfahrt sofort und ohne Panne meistern. Mit der Zuverlässigkeit, für die sie bekannt waren.
Der 2 CV 110, ein bis nach dem 2. Weltkrieg als Kohlenlaster eingesetzter Kipper, ist natürlich das Schmuckstück der Sammlung. Genau wie das seltene Kleinlöschfahrzeug M 10, das in den Kaskaden Berliner Hinterhöfe wendig genug war, um auch dort Brände bekämpfen zu können. Sehr interessant ist das Schnittmodell des Pluto, insbesondere wenn man sich die Dimensionen der Bauteile betrachtet. Monsterhafte Motoren für 200 PS, alles Bauteile massiv und schwer. Die Werkstofftechnik hat verglichen mit aktuellen Fahrzeugen fast eine Miniaturisierung bewirkt. Der Pluto war übrigens der erste LKW mit einem kippbaren Fahrerhaus. Der kleine Bruder, der ebenfalls ausgestellte Mercur (alle Fahrzeuge waren seinerzeit nach Planeten benannt) steht da, wie ihn der letzte Besitzer abgegeben hat. Daß er eine Fahrt Berlin-Breslau (Anreise aus Ulm) aus einer spontanen Laune heraus ohne Vorbereitung und ohne Probleme mitgemacht hat, steht für die vorher besagte Philosophie.
Nachdem Magirus auch immer Markt- und Technologieführer bei Leitern war (heute Weltmarktführer), dürfen auch Feuerwehrfahrzeuge nicht fehlen. Ein Tank- und ein Schaumlöschfahrzeug (je ein Rund- und ein Eckhauber) stehen als Allradvarianten grundsätzlich auch für die Baustellenkompetenz der "Bullen aus Ulm". Diese unverwüstlichen Fahrzeuge haben sich wegen ihrer Robustheit und Unkompliziertheit gleichermaßen einen guten Ruf erworben und waren in der Zeit des Wirtschaftswunders von keiner Baustelle und keinem Steinbruch wegzudenken. Auch in die Zeit der Frontlenker konnte sich die Technik der luftgekühlten Motoren hinüberretten, bevor der Siegeszug der wassergekühlten Motoren auch bei Iveco eingesetzt hat. Das ausgestellte Fahrzeug 170 D 15 FAK aus dem Jahr 1974, ein Jahr vor der Gründung von Iveco, steht für die vorletzte Generation dieser Gattung.
Durch die Fiat-Schiene gelangte der TurboTech und der TurboStar in das Verkaufsprogramm. Neben dem gewaltigen und seinerzeit unüblichen Drehmoment von 2160 Nm war es die reichhaltige Serienausstattung, die das Fahrzeug auch hier schnell beliebt machte. Auch diese Fahrzeuge (TurboTech) wurden bereits in Ulm gebaut. Der ausgestellte Turbostar wird vom Oldtimerclub heute gelegentlich als Überführungsfahrzeug für Neuerwerbungen eingesetzt und bietet mit seinem 17,8 Liter Kurzhuber-Motor ein Sound- und Fahrvergnügen der Sonderklasse.
1991 kam der erste Vertreter der neuen "Standard Produktreihe". Der aus einem Fahrerhaus-Modulbaukasten kommende Eurocargo wurde 1991 lanciert und gewann als erstes mittelschweres Fahrzeug überhaupt den Preis "Truck of the Year". Das erste daraus abgeleitete Gemeinschaftspodukt der Schweren Reihe, dessen Entwicklung sofort nach dem Zusammenschluß in Gang gesetzt wurde, war der EuroTech und der EuroStar. Er galt zudem als Pionier für automatisierte Schaltungen, die von Iveco zusammen mit ZF unter dem Namen EuroTronic entwickelt wurde und heute Standard auch bei vielen Wettbewerbern ist. Ein wahrer Leckerbissen ist der PowerStar. Der Hauber, dessen Fahrehaus unverkennbar aus dem Baukasten der Euro Reihe entstammt, sollte ursprünglich auf seine Tauglichkeit im europäischen Raum getestet werden. Das geringe Potenzial rechtfertigte jedoch den Aufwand einer Homologation hierzulande nicht. Somit ist das Exponat zugleich Unikat.
Als zeitgenössisches Produkt steht die AT-Speditionsvariante der Stralis Baureihe auf dem Areal. Sie ist etwas schmaler als die AS-Luxus-Variante, auch die Kabine ist etwas tiefer angeordenet. Dennoch besticht sie durch Komfort mit der bekannten Wirtschaftlichkeit der Iveco Produkte.