Etwa zwei Drittel der Unternehmer schätzt die eigene Geschäftslage als gut oder sehr gut ein, nur zwei Prozent als schlecht. Knapp 45 Prozent der Ausbau- und rund ein Drittel der Baubetriebe erwarten in den Wintermonaten gute Geschäfte. Die übergroße Mehrheit geht von einer zumindest befriedigenden Entwicklung aus. Damit haben die optimistischen Prognosen der Unternehmer im Herbst verglichen mit dem Vorjahr etwas zugelegt, betonte LVB-Sprecher Hans Auracher. Er verwies darauf, dass die Bestellungen in den Bau- und Ausbaugewerben in den zurückliegenden Monaten deutlich über Vorjahresniveau lagen. Im Schnitt sind die Auftragsbücher im Ausbaugewerbe jetzt weiterhin neun Wochen im Voraus gefüllt, im Bauhauptgewerbe ist der Bestand auf zehn Wochen gestiegen. „Das ist ein Spitzenwert, der erstmals im Herbst 2013 erreicht wurde", fügte der LVB-Sprecher hinzu. Auracher, der selbst Unternehmer ist, freute sich über insgesamt etwas bessere Gewinne, die die Unternehmen erwirtschaften. Auracher äußerte sich enttäuscht über die Entwicklung im Öffentlichen Bau. Obwohl der Staat weiter Rekordsteuern verbuchen könne, seien die Umsätze im Öffentlichen Hoch- und Tiefbau in Bayern nach einem Minus im Vorjahr auch in den ersten acht Monaten dieses Jahres weiter zurückgegangen, um bis zu acht Prozent. Außerdem beklagt das Bayerische Bau- und Ausbaugewerbe ein zu geringes staatliches Engagement beim Erhalt und Ausbau der Öffentlichen Infrastruktur, insbesondere im Straßen- und Brückenbau. Ebenso verwies der LVB-Sprecher darauf, dass trotz steigender Steuereinnahmen bundesweit bis zu vier Milliarden Euro jährlich für die Verkehrsinfrastruktur fehlten. Die Branche warnt vor einer unklaren Finanzierung der Verkehrsprojekte, wenn im Jahr 2019 die Zahlungen des Bundes als Ersatz an die Länder für wegfallende Beträge aus der Gemeindeverkehrsfinanzierung auslaufen. Die Unternehmer fordern dazu unter anderem eine Verstetigung der Haushaltsmittel des Bundes und das Einbinden von privatem Kapital.
Der LVB-Sprecher erinnerte daran, dass der Fachkräftemangel das Wachstum in den Bau- und Ausbaubrachen bremse. Dies liegt nach seiner Einschätzung vor allem an der sinkenden Zahl der Absolventen an den Haupt- und Mittelschulen, aus denen viele Betriebe den Nachwuchs rekrutieren. Laut Umfrage geht fast die Hälfte der Betriebe inzwischen aktiv in die Schulen und stellt dort die Karrierechancen im Handwerk dar. Jedes dritte Unternehmen präsentiert sich auf Messen und Jobbörsen oder auch mit eigenen Social-Media-Aktivitäten.
Gerade für Kleinunternehmer sei die Außenwerbung mit viel personellem und finanziellem Aufwand oft schwer zu stemmen. Laut Umfrage werden rund 80 Prozent der Betriebe ihren Personalbestand im Winter konstant halten. In diesem Zusammenhang sprach Auracher die Chancen und Aufgaben an, die sich für das Handwerk durch den Zustrom der Flüchtlinge ergeben: „Ich brauche nicht zu betonen, wie wichtig eine solide Berufsausbildung für die Integration von jungen Migranten in unseren Arbeitsmarkt ist und wie wichtig es ist, ältere Asylbewerber mit beruflichen Vorkenntnissen zu qualifizieren. Wir sehen durchaus Chancen und sind auch als Unternehmer bereit, in die Ausbildung von Flüchtlingen zu investieren, weil es letztlich eine Investition in die eigene Zukunft ist", sagte Auracher im Presseclub und verwies zugleich auf die bisher hohe Abbrecherquote von Migranten in der dualen Berufsausbildung. Daher sei eine assistierte Ausbildung für Flüchtlinge sicher eine von vielen Lösungen. „Unsere Aufgabe ist es, deutlich zu sagen, dass es für junge Migranten im eigenen Interesse ist zunächst eine Lehre zu absolvieren und nicht als ungelernte Arbeitskraft zu jobben".
Der Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern prophezeite, dass der Zuzug der Flüchtlinge sehr bald die ohnehin schon angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen werde. Zwar sei die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnbereich leicht gestiegen, doch dies falle regional sehr unterschiedlich aus. Deutliche Rückgänge in Ein- und Zweifamilienhäusern seien zum Beispiel aus Oberbayern zu verzeichnen. Auracher begrüßte zwar, dass Bund und Freistaat in den nächsten Jahren mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau ausgeben wollen. Doch er machte deutlich, dass dies allein nicht ausreichen werde, um den dauerhaft bleibenden Flüchtlingen und allen anderen Wohnungssuchenden ein Dach über dem Kopf zu geben. „Daher muss der Gesetzgeber noch viel mehr tun!", sagte Auracher vor allem in Richtung Berlin. Er verwies auf ein Positionspapier der Bayerischen Bauwirtschaft mit konkreten Forderungen zum Ankurbeln des sozialen Wohnungsbaus: Darin wird unter anderem die Sonderabschreibung für den Wohnungsbau mit freiwilliger Sozialbindung verlangt, mit Verweis auf die Erfolge in den frühen 90er Jahren. Außerdem müssten die Ausgleichszahlungen des Bundes an die Länder für deren Förderung des sozialen Wohnungsbaus auf zwei Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden. Gleichzeitig sollten die Länder diesen Betrag in mindestens gleicher Höhe kofinanzieren. Auracher sprach auch einige der Kostentreiber an, die den Wohnungsbau bremsen: Staatliche Auflagen von der energetischen Sanierung bis zum Schallschutz, aber auch Gebühren und Planungsrechte oder Kosten für Gutachten.
Die Flüchtlingskrise mit ihren Auswirkungen auf den Wohnungsbau, so der LVB-Sprecher sei nur zu meistern, wenn in Abwandlung der Aussage „Wir schaffen das" das Motto gelte: „Wir machen das!"