Rund zwei Drittel der mehr als 2.000 befragten Unternehmen bewertet die eigene Geschäftslage mit gut oder sehr gut, nur drei Prozent sind unzufrieden. Trotz der zurückliegenden üblichen Winterflaute haben sich auch die Umsätze und Gewinne besser entwickelt als im Vorjahr. Der Auftragsbestand ist auf den höchsten Wert in einem Winter seit dem Jahr 2004 gestiegen. Im Ausbaugewerbe sind die Auftragsbücher rund 10 Wochen voraus gefüllt, im Bauhauptgewerbe rund 13 Wochen. Nur noch vier Prozent der Ausbau- und fünf Prozent der Baubetriebe klagt über schlechte Aufträge. LVB-Sprecher Hans Auracher spricht von einer „bemerkenswert soliden Geschäftsbasis“ für die kommenden Monate und sieht das Bau- und Ausbaugewerbe als „Konjunkturlokomotive des Handwerks und der Gesamtwirtschaft“. Auracher verweist auf die seit Jahren stetige Nachfrage im Wohnungsbau. Er betont, dass steigende Baugenehmigungen jedoch nicht automatisch fertige Wohnungen bedeuten. Daher bleibe der Neubau in vielen Regionen weit hinter Bedarf. Erfreulich sei, dass der Öffentliche Bau deutlich anziehe. Das Wachstum im Wirtschaftsbau gehe dagegen nur moderat nach oben. Zwar klagt noch rund jeder zehnte Handwerker über schlechte Baupreise, aber die negativen Nennungen gehen auch hier zurück.
Das bayerische Bau- und Ausbaugewerbe startet sehr optimistisch in das Sommerhalbjahr. Zwei Drittel der Bautriebe erwarten in den nächsten Monaten gute Geschäfte und Umsätze, wobei der Optimismus im Ausbausektor besonders stark ausgeprägt ist. Die negativen Prognosen der Unternehmen sind verschwindend gering. „Mit diesen gut gefüllten Auftragsbüchern und den positiven Geschäftserwartungen steigt folglich der Bedarf der Unternehmen an zusätzlichen Mitarbeitern“, stellt Auracher fest. Fast jeder fünfte Betrieb will laut Umfrage der Verbände zusätzliches Personal einstellen. Nur sechs Prozent sehen sich gezwungen, Jobs abzubauen. Allerdings, so Auracher, sei der Bedarf an neuen Mitarbeitern größer als das Angebot. „Der Nachwuchsmangel hemmt das Wachstum vieler unserer Betriebe“, so der LVB-Sprecher. Daher hat die Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern in diesem Frühjahr die Entwicklung der Ausbildungsplätze besonders unter die Lupe genommen. Die Umfrage zeigt, dass sich die Lehrlingszahlen im bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe insgesamt positiv entwickeln, und deutlich besser als in vielen anderen Branchen.
So ist zum Beispiel bei den bayerischen Baubetrieben die Zahl der neuen Lehrverträge im Jahr 2016 um fast sieben Prozent, verglichen mit dem Vorjahr, gestiegen. Man freue sich über diese positive Trendwende und darüber, dass die insgesamt 18 Bauberufe bei jungen Menschen wieder so attraktiv geworden sind, so Auracher. Rund 2.000 junge Menschen befinden sich in der Ausbildung in den Zimmererberufen, im Metallbau sind es etwa 3.200. In den Handwerksberufen des Bereichs Sanitär, Heizung und Klimatechnik ist die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge auf den höchsten Stand seit 15 Jahren geklettert. Die Unternehmen aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau konnten die Zahl der Lehrstellen in den vergangenen fünf Jahren um fünf Prozent steigern und erwarten für die nächsten Jahre stabile bis leicht steigende Azubizahlen. 16 Prozent mehr junge Leute haben sich im vergangenen Herbst für eine Ausbildung in den Berufen Maler und Lackierer entschieden. In der Ausbildung zum Fahrzeug- und Metalllackierer stieg das Interesse sogar um 20 Prozent. Neue Berufsbilder werden in nächster Zeit die Spezialisierungsmöglichkeiten noch erweitern. Zufrieden zeigte sich der LVB-Sprecher auch mit der Entwicklung im Schreinerhandwerk, wo die Zahl der Azubis stabil gehalten werden konnte. Für das Zimmerergewerbe stellte in der Pressekonferenz der Europa- und Weltmeister im Bauberuf Zimmerer die Karrierechancen in dieser Branche dar. „Alle Bauberufe haben gemein, dass sie bleibende Werte schaffen, die in Jahrzehnten noch stolz von den Erbauern gezeigt werden können. Werte schaffen ist ein Teil von Zufriedenheit im Leben und steht im direkten Zusammenhang mit der Sinnhaftigkeit des Lebens“, so Auracher. Der LVB-Sprecher, der selbst Unternehmer und Ausbilder ist, betonte, dass die Bauberufe in diesen unruhigen Zeiten weitgehend krisensicher sind. Diese Werte würden offensichtlich von vielen Eltern und Kindern wieder entdeckt.
Die Frühjahrsumfrage der Landesvereinigung Bauwirtschaft hat ein Kernproblem der Baubranche hinterfragt, die Entsorgung von HBCD-haltigen Dämmstoffen. Zwar hatte die Bundesregierung im Januar diese Stoffe für ein Jahr von der Einstufung als gefährlicher Abfall befreit, dennoch haben etliche Betriebe nach wie vor Probleme. Die Hälfte der in Bayern betroffenen Bau- und Ausbaubetriebe sieht laut Umfrage keine Entspannung, obwohl die Verbrennung von Styropor in Müllverbrennungsanlagen wieder rechtlich problemlos möglich ist. Rund ein Viertel der betroffenen Unternehmen beklagt, dass die Preise für die Entsorgung weiter steigen. Der LVB-Sprecher fordert eine schnelle Lösung in diesem Jahr, damit die Betriebe nicht im nächsten Jahr vor neuen Entsorgungsengpässen stehen.