Die Präsidentin der Landesärztekammer Hessen, Dr. med. Ursula Stüwe, beklagte, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis durch die fortschreitende Ökonomisierung auf der Strecke zu bleiben drohe: "Die Behandlungsabläufe werden seit einigen Jahren nach den Beispielen von Produktionsprozessen aus der Industrie gestaltet. Nur: In Arztpraxen und Kliniken wird gar nichts hergestellt!" Sie forderte die Politiker auf, die notwendigen Änderungen zu veranlassen und bot gleichzeitig die Mithilfe und Unterstützung der heilberuflichen Körperschaften an.
Eine leistungsgerechte und angemessene Honorierung ärztlicher und psychotherapeutischer Leistungen forderte die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Dr. med. Margita Bert: "Wir sind die Fensterreden und blumigen Ankündigungen in Wahlkämpfen leid. Wenn "heilen & helfen" durch "rechnen & verwalten" ersetzt wird, dann können wir ein solches System nicht mehr tolerieren. Vielen Praxen steht das Wasser mittlerweile bis zum Halse. Hier geht es um die Frage, was unserer Gesellschaft "heilen & helfen" Wert sind."
Der Präsident der Landeskammer für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Hessen, Jürgen Hardt, mahnte einen grundlegenden Diskussionsprozess "angesichts der schier unendlichen Machbarkeit von Gesundheit", endlichen finanziellen Mitteln und der Verpflichtung der Heilberufler auf ethische Positionen an: "Es ist zu befürchten, dass durch die Vermarktlichung der Heilkunde die tragenden ethischen Positionen der Heilberufe zu einem Wettbewerbsnachteil für die Angehörigen der Heilberufe werden." Außerdem forderte er die verantwortlichen Gesundheitspolitiker dazu auf, dafür zu sorgen, dass das "Verhältnis zwischen Heilberufen und Gesundheitssystem" wieder umgekehrt wird. "Nicht die Heilberufe haben der Gesundheitswirtschaft einen Dienst zu leisten", umgekehrt sollen "Verwaltung und Ökonomie dem Leben dienen".
Mit dem 1. Hessischen Heilberufetag haben die heilberuflichen Körperschaften einen Impuls für einen grundlegenden gesellschaftlichen und politischen Diskurs gesetzt. Dieser wird weit über die hessische Landtagswahl hinausgehen müssen und die Vertreter der Institutionen kündigten an, den Diskurs mit Politik und Gesellschaft fortzusetzen.