Der Baum nimmt im Saal die komplette Raumhöhe von über fünf Metern ein. Sichtbar sind der Stamm und ein Teil seiner Krone. Was man dem Baum nicht ansieht: er ist nicht echt, sondern der Abguss einer Eiche aus Senden. Die Original-Eiche steht auf der Kanalinsel im Ort. Der Baum wurde in mühevoller Kleinarbeit vom zoologischen Chefpräparator Werner Beckmann und seinen sechs Teamkollegen abgegossen und im Museum wieder zum Leben erweckt. Dafür benötigten sie rund sechseinhalb Monate – vom Abguss bis zum Ansetzten des letzten Details. „Es passt nicht zum Selbstverständnis eines Naturkundemuseums, einen stattlichen Baum für eine Ausstellung abzusägen. Außerdem würden wir bei einem echten Baumstamm Gefahr laufen, uns Schädlinge ins Museum zu holen“, erklärt Beckmann den hohen Aufwand.
Für den stattlichen Baum hat er eine große Menge Material gebraucht: 10.000 Eichenblätter, 250 kleine Äste, 180 Kilogramm Modellgips, 150 Kilogramm Silikon, 48 Kilogramm Epoxidharz, 22 Kilogramm Härter, 18 Quadratmeter Glasseidenmatte, vier Kilogramm Verdicker und ein Bund Dachlatten.
Um einen Abguss zu erhalten hat ein Team des LWL-Museums im Oktober 2006 die Eiche zunächst mit Silikon bestrichen. Das Silikon wurde nach dem Aushärten wiederum noch am Baum von Modellgips umschlossen, um ein so genanntes Widerlager zu erhalten. Das Widerlager bildete eine feste Schale und verhinderte, das sich das Silikon verzog. Anschließend wurden alle Teile vorsichtig vom Baum abgezogen. So entstand eine Negativform des Baumes.
Die Form sieht ähnlich aus wie eine moderne Silikonbackform. In dieser Form wurde im LWL-Naturkundemuseum aus eingefärbtem Epoxidharz und Glasseide das Positiv gegossen. Da der Baumstamm hinterher wieder eine Höhe von über fünf Metern erhalten sollte, zog Beckmann zum Zusammensetzten des Stammes und zur weiteren Fertigstellung des Baumes direkt in den Ausstellungssaal. Nur dort war die Decke hoch genug. Hier setzte er die Einzelteile wieder zusammen, verbarg die Nahtstellen, richtete den Baum auf, bestückte ihn mit echten langen Eichenästen und weiteren kleineren, künstlich belaubten Ästen. Am Schluss befestigte Beckmann noch echtes Moos am Baum, versteckte Tiere in seinen Ästen und stattete die Umgebung passend zum Baum aus. Die Besucher des Naturkundemuseums können ab Mitte Mai diese große Eiche mit ihren Bewohnern Eichhörnchen, Hirschjäger & Co. erleben.
LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster.
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr.