'Das kann das Tuch sein, das Reisende beim ersten Kuss auf einer Gondelfahrt in Venedig trugen, von einer spontanen Fahrt mit dem Taxi nach Paris mitbrachten oder beim Rendezvous mit einem Caprifischer geschenkt bekamen', erzählt Nadine Schober vom LWL-Industriemuseum.
'Erzählen Sie uns Ihre Geschichte und zeigen Sie uns auf Ihren Urlaubsfotos, wie Sie diese Tücher damals getragen haben', ermuntert die Museumsmitarbeiterin private Leihgeber.
Der Siegeszug des Souvenirtuchs ins Reich der Modeaccessoires begann vor etwa 200 Jahren als bedrucktes Schnupftuch. Mit Gedenkschriften und Lobeshymnen auf gewonnene Schlachten und herrschaftliche Jubilare bekannte man Farbe. Reservisten und politisch Aktive nutzten sie als symbolische Erkennungszeichen. In den 1950er und 60er Jahren waren sie beliebtes Mitbringsel für Freunde und Verwandte und hielten zunehmend Einzug in die sportliche Freizeitmode.
Ratgeber gaben Auskunft, wie abwechslungsreich sie gewickelt werden können. Zu Olympia und Weltfestspielen, als 'Werbefläche' für Fluggesellschaften oder Kosmetikhersteller bis hin zum Merchandising der Stars aus Film und Fernsehen - für viele Anlässe wurden Tücher auf den Markt gebracht. Die Ausstellung in Bocholt mit vielen außergewöhnlichen Exemplaren aus der Privatsammlung von Andreas Seim zeigt Tüchergeschichte vom frühen 19. Jahrhun-dert bis zur Gegenwart.