Mildes Klima, atemberaubende Ausblicke, fruchtbares Ackerland und Sonne satt - am Fuße des Vesuv ließ es sich gut leben. Das wusste vor 2000 Jahren die römische Oberschicht zu schätzen und ließ sich am Golf von Neapel in prunkvollen Stadthäusern und Villen nieder, ein pompöser Luxus, der auch seinerzeit Kritiker auf den Plan rief. Eine kleine Reihe zu den Themen der Ausstellung gibt einen ersten Ausblick:
Das süße Gift Luxus
Geld und Besitz waren im Imperium Romanum reichlich vorhanden - aber ausschließlich einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Nur knapp ein Prozent der 50 bis 80 Millionen Menschen, die vor 2000 Jahren im Römischen Reich lebten, teilte das Vermögen unter sich auf.
Die Elite setzte sich aus Senatoren, Rittern und Gemeinderäten - so genannten "decuriones" - zusammen. Man ließ es sich gut gehen und genoss überschwänglich das "dolce vita" in mediterraner Umgebung. Für die betuchten Römer war "luxuria" der Inbegriff von Prunksucht und Schwelgerei - möglich durch Grundbesitz und hohe Steuereinnahmen aus den Provinzen.
Eine Tugend war die "luxuria" indessen nicht. Die Dekadenz und Zurschaustellung des Reichtums verletze die traditionellen römischen Werte wie etwa Bescheidenheit oder Sinn für das Gemeinwohl, monierten Kritiker damals. Denn der kleinen reichen Oberschicht standen Millionen einfache freie Bürger und Sklaven gegenüber.
Zur Unterschicht zählten auch die meisten Freigelassenen, also Sklaven, die von ihren Besitzern die Freiheit erhalten hatten. Sie hatte nicht selten um das tägliche Brot zu kämpfen. Am untersten Ende der antiken Sozialskala rangierten die unzähligen Sklaven auf Landgütern und in Bergwerken, die schwerste Arbeit zu verrichten hatten. Sklaven in reichen Haushalten hingegen hatten meist ein besseres Leben.
Ein Tisch für eine Million, der Lustsklave zu 100.000 Sesterzen
Die Ausstellung im LWL-Römermuseum demonstriert auch die Kehrseite der antiken Luxus-Medaille. Welche Summen die Oberschicht damals für Luxusgegenstände und Annehmlichkeiten ausgab, ist durch Luxuskritiker wie Plinius den Älteren überliefert. So zahlte der betuchte Konsument damals für ein Pfund des Farbstoffes Purpur stolze 4.000 Sesterzen. Für einen edlen Tisch aus Zitrusholz blätterten die Reichen mehr als eine Million Sesterzen hin, für einen Lustsklaven bis zu 100.000 Sesterzen. Zum Vergleich: Ein freier Bürger der Unterschicht verdiente als Tagelöhner nur vier Sesterzen pro Tag. Einer der lautesten Luxuskritiker seiner Zeit übrigens, der antike Dichter Seneca, gehörte selbst zu den oberen Zehntausend, denn er brachte es als Großgrundbesitzer binnen weniger Jahre auf ein Vermögen von 300 Millionen Sesterzen. Was Seneca zu dem Kommentar seines Zeitgenossen Valerius Maximus sagte ("Luxus ist ein süßes Gift, das man viel leichter anklagen als vermeiden kann"), ist leider nicht überliefert.