Dienten Hunde früher als Zug- und Arbeitstier, bewegen sie heute die Herzen der Menschen und einen ganzen Wirtschaftszweig mit Konsumprodukten für Vierbeiner. Die kleine Ausstellung, die das Museum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit Studierenden des Seminars für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erarbeitet hat, gibt Einblicke in die bewegte und bewegende Beziehung zwischen Mensch und Hund.
LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen freut sich über die gelungene Zusammenarbeit: "Seit Jahren pflegen wir Kooperationen mit mehreren Universitäten, die unsere Museumsarbeit bereichern." Auch die Studenten haben vom gemeinsamen Projekt profitiert: "Die Zusammenarbeit mit dem Museum war sehr spannend, denn wir wussten vorher gar nicht, was für tolle Möglichkeiten es bei der Ausstellungsgestaltung gibt", erzählt die Studentin Doris Wermelt.
Hunde nehmen heute oft eine wichtige soziale Stellung innerhalb der Familie ein. Sie bereichern das Leben von Familien und Singles, schlafen in Hundebetten, fressen aus Designer-Näpfen und begleiten uns im Alltag und auf Reisen. Stirbt ein Hund, ist die Trauer um ihn oft ebenso groß wie die um einen Menschen. Die Studentin Katja Brandt berichtet: " Wir waren auf einem Tierfriedhof und haben in vielen Trauerforen im Internet recherchiert, wie die Menschen um ihre Hunde trauern." Dies zeigen Ausstellungsstücke wie ein hochwertiger Hundesarg oder eine Hundeurne.
Bis weit in das 20. Jahrhundert jedoch war der Hund primär ein Arbeitstier: Er zog Karren mit Waren, hütete Schafe und bewachte Haus und Hof. Vergleichbare Aufgaben übernehmen Rettungs-, Blinden - oder Polizeihunde bis heute. "Erst Ende des 18. Jahrhunderts begann das städtische Bürgertum, Hunde aus Liebhaberei zu halten", erklärt Projektleiterin Katharina Schlimmgen-Ehmke vom LWL-Museum. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Zuchtvereine und neue Hunderassen und die Arbeitsbedingungen für Hunde wurden geregelt. Die Einführung der Hundesteuer dämmte die Zahl der streunenden Hunde ein und erklärte gleichzeitig die rein aus Vergnügen gehaltenen Tiere zum Luxusgut, denn nur Gebrauchshunde wie Metzger-, Wach- oder Karrenhunde waren von der Steuer befreit.
Heute ist der Hund "der beste Freund des Menschen", wie eine breite Produktpalette rund um die Vierbeiner zeigt. Einige ausgewählte Artikel zeigt die Ausstellung: Neben Bio-Hundefutter, Zahnbürsten, Shampoo, Pflegelotionen und Kosmetika gibt es mittlerweile modische Accessoires in allen Stilrichtungen, Schmuck und saisonale Modekollektionen. Auch wenn Herrchen und Frauchen verreisen, ist für die Vierbeiner gesorgt:
Für die Ausstellung trugen die Studenten und die Macherinnen Hundetragetaschen, Transportboxen und Hundereisenäpfe zusammen. Bilder zeigen, dass Hundehotels und Pensionen vom individuellen Speiseplan über therapeutische Anwendungen, Massagen sowie Fell- und Pfotenpflege alles bieten, was das Hundeherz begehrt.
Das Verhältnis von Mensch und Hund ist jedoch nach wie vor zwiespältig:Jedes Jahr werden in Deutschland rund 70.000 Hunde ausgesetzt oder in Tierheimen abgegeben. Trennung, Umzug, gesundheitliche Probleme, hohe Kosten oder einfach Urlaubspläne machen die Vierbeiner auf einmal lästig. Die Studenten haben vor Ort das Schicksal der Tiere recherchiert. Doris Wermelt: "Wir waren im Tierheim, haben Interviews geführt und auch Fotos gemacht." Diese Bilder belegen die Schattenseite der menschlich-tierischen Beziehung.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags zwischen 11 und 17 Uhr noch bis 31. Oktober in der ehemaligen Fasanerie zu besichtigen..
Diese Meldung mit Fotos zum Herunterladen finden Sie auch im Internet unter www.lwl.org